Nach Auflösung einer Hochzeitsfeier: Homophobie-Vorwürfe gegen Gemeinde Überherrn

Nach der Auflösung einer Hochzeitsfeier eines gleichgeschlechtlichen Paares auf der Teufelsburg Felsberg erhebt der erste Vorsitzende des Fördervereins Teufelsburg, Holger Zenner, schwere Vorwürfe gegen die Gemeinde Überherrn. Zenner spricht von Homophobie und Amtsmissbrauch. Die Gemeinde wehrt sich gegen die Vorwürfe und teilt ihrerseits gegen Zenner aus. Nun droht sogar ein Rechtsstreit:
Nach dem Abbruch einer Hochzeit eines gleichgeschlechtlichen Paares kam es zu Homophobie-Vorwürfen gegen die Gemeinde Überherrn. Symbolfoto: picture alliance / dpa | Patrick Pleul
Nach dem Abbruch einer Hochzeit eines gleichgeschlechtlichen Paares kam es zu Homophobie-Vorwürfen gegen die Gemeinde Überherrn. Symbolfoto: picture alliance / dpa | Patrick Pleul

Homophobie-Vorwürfe gegen Gemeinde Überherrn

Am vergangenen Samstag (17. Juli 2021) haben Beschäftigte der Gemeinde Überherrn gegen etwa 23.30 Uhr die Hochzeitsfeier von zwei Frauen auf der Teufelsburg Felsberg aufgelöst. Für Holger Zenner, der seit rund zehn Jahren als erster Vorsitzender des Fördervereins Teufelsburg tätig ist, stellt der Abbruch des Hochzeitsfestes einen handfesten Skandal dar. In einer Mitteilung an verschiedene saarländische Medien (darunter auch SOL.DE) wirft Zenner der Gemeinde Homophobie, Diskriminierung und Amtsmissbrauch vor.

Zenner: Aufwendig vorbereitete Feier wurde auf diskriminierende Weise abgebrochen

„Es wurde mit Vorsatz das Amt ausgenutzt, um diese Hochzeit abzubrechen“, schreibt Zenner in seiner Mitteilung. Trotz schriftlicher Genehmigung habe man die aufwendig vorbereitete Feier „auf diskriminierende Art“ abgebrochen, so Zenner. „Das Brautpaar brach zusammen und saß mit Tränen in den Augen am Boden“, schilderte der Vorsitzende des Fördervereins den Abbruch. Zenner wirft der Gemeinde Überherrn vor, „die erste LGBTQ (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer) Hochzeit auf der Teufelsburg“ vorsätzlich aufgelöst zu haben.

Gemeinde Überherrn weist Vorwürfe zurück

Am gestrigen Mittwochabend (21. Juli 2021) hat die Gemeinde Überherrn auf die schweren Vorwürfe reagiert. „Die Gemeinde weist die Vorwürfe entschieden zurück. Sie sind haltlos und entbehren jeglicher Grundlagen“, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde. Demnach habe man zwar die Trauung der beiden Frauen schriftlich genehmigt. Eine Feier nach Anbruch der Dunkelheit sowie eine Übernachtung auf der Teufelsburg in Mittelalterzelten habe man in demselben Schreiben aber ausdrücklich verboten.

Private Feiern auf Teufelsburg nach Anbruch der Dunkelheit grundsätzlich verboten

„Grund hierfür sind erhebliche Sicherheitsbedenken, insbesondere im Hinblick auf die Beschaffenheit der Burg, die Dunkelheit, den Alkoholkonsum und die dadurch bestehenden Gesundheitsrisiken“, führte die Pressestelle der Gemeinde ergänzend aus. Demnach sei es bereits in der Vergangenheit gängige Verwaltungspraxis gewesen, keinerlei private Feiern auf der Teufelsburg nach Einbruch der Dunkelheit zu genehmigen. Da man sich durch die Feier in den späten Abendstunden nicht an die Auflagen gehalten habe und ein Sicherheitsrisiko nicht habe ausgeschlossen werden können, habe man sich schließlich für einen Abbruch der Hochzeit entschieden.

Überherrner Bürgermeisterin schießt gegen Zenner

Die Bürgermeisterin von Überherrn, Anne Yliniva-Hoffmann (SPD), zeigte sich am Mittwochabend verärgert über die Homophobie-Vorwürfe gegenüber der Gemeinde und holte ihrerseits zum Gegenschlag aus: „Herr Zenner hat offensichtlich gegenüber dem Brautpaar Zusicherungen gemacht, ohne diese vorher mit der Gemeinde abgestimmt zu haben. Er versucht nun offenbar sein Fehlverhalten auf die Gemeinde abzuwälzen.“ Homophobie wolle sie sich in keinem Fall nachsagen lassen. „Wer mich kennt, weiß, dass ich mich insbesondere für die Gleichberechtigung jeglicher Art und gegen jede Diskriminierung einsetze“, so Yliniva-Hoffmann.

Gemeinde schaltet Rechtsanwaltskanzlei ein

Inzwischen habe man wegen der Sache sogar eine Rechtsanwaltskanzlei eingeschaltet, informierte die Pressestelle der Gemeinde abschließend. Es droht somit nun ein Rechtsstreit.

Verwendete Quellen:
– Mitteilung von Holger Zenner vom 21.07.2021
– Presseerklärung der Gemeinde Überherrn vom 21.07.2021