Obdachloser aus St. Ingbert fährt zur Straßenfußball-Weltmeisterschaft
Yannic Kiefer hat es geschafft: Als einer von acht Spielern tritt er bei der Weltmeisterschaft im Straßenfußball für Deutschland an. Beim „Homeless Worldcup“ in Mexiko nehmen ausschließlich Obdachlose teil.
Der obdachlose Nationalspieler aus dem Saarland
Yannic kam über das Bruder-Konrad-Haus in Saarbrücken in die Mannschaft. Wie die „SZ“ berichtet, ist er seit April 2018 wohnungslos und lebt in der Hilfestätte in Saarbrücken. Bei der Deutschen Meisterschaft in Oldenburg fiel der 26-Jährige dem Bundestrainer auf, der ihn in die Nationalmannschaft holte.
Der junge Mann spielt Fußball, seit er fünf Jahre alt ist. Viele Jahre war er im Verein, trat mit 15 allerdings aus. Im Bruder-Konrad-Haus trainiert er nun jede Woche mit der hauseigenen Fußballmannschaft. Der 1. FC Saarbrücken, einer seiner Lieblingsvereine, hat ihn mit der nötigen Ausrüstung ausgestattet. Die Weltmeisterschaft ist für den jungen Mann nicht nur in fußballerischer Hinsicht etwas Besonderes. Wie Yannic der „SZ“ verriet, ist der Flug nach Mexiko der erste in seinem Leben. Neben dem Wettbewerb ist für die Teilnehmer auch Zeit sich das Land anzusehen. Teilnehmer
Sein Sozialarbeiter Bernhard Pinter meint, dass die Fußball-WM eine Chance für Yannic ist. Nach dem Turnier hofft er, dass der Obdachlose „auch in Sachen Wohnung und Berufen weiterkommen“ wird. Yannic Kiefer selbst möchte nach der Meisterschaft wieder einem Verein beitreten, weiß aber noch nicht, welchem.
Die Straßenfußball-Meisterschaft
Die diesjährige WM findet vom 13. bis 18. November in Mexiko statt. Die Nationalmannschaft wurde aus Spielern der 18 Teams zusammengestellt, die im September bei der deutschen Meisterschaft auffielen.
Anders als beim gewöhnlichen Fußball stehen bei den Spielen pro Mannschaft nicht elf, sondern vier Spieler auf dem Platz. Eine Runde dauert 14 Minuten. Es geht dabei weder um Geld, noch ums Gewinnen. „Auch Mannschaften, die nicht so stark sind, scheiden nicht direkt aus, sondern spielen weiter“, meint Pinter gegenüber der „SZ“.
Kern der Meisterschaften ist stattdessen das Miteinander, Teilhabe an Gesellschaft und Erfolgserlebnisse. Durch das Fußballspielen erfahren die Obdachlosen auch Wertschätzung durch die Zuschauer. „Die Anerkennung und den Respekt, den sich die Spieler in den Turnieren erarbeiten, verändern ihr Leben über die Meisterschaft hinaus“, meint Bernhard Pinter. Im Zentrum steht die Freude am gemeinsamen Spielen, aber auch Fairness ist wichtig.
Das Bruder-Konrad Haus
Das Team vom Bruder-Konrad-Haus wurde für herausragendes sportliches Verhalten bei der deutschen Meisterschaft mit dem „Fairness Pokal“ ausgezeichnet. Die Einrichtung nimmt seit 2009 schon am Turnier teil. Zum fünften Mal stellt sie einen Nationalspieler.
Das Haus widmet sich der Wohnungslosenhilfe. Obdachlose werden hier beraten und betreut, um sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern und eigenverantwortlich leben zu können. Es bietet Platz für 65 Männer. Die können Angebote zur beruflichen und sozialen Integration wahrnehmen, erhalten Unterstützung bei finanziellen Angelegenheiten, medizinischen und psychischen Belangen und werden bei der Überwindung von Suchtkrankheiten gefördert.