„Ohne Amateure keine Weltmeister“ – Den Kleinen geht das Geld aus

Die Bundesligavereine dürfen zulangen. Jährlich fließen Milliarden in den Profi-Fußball. Die kleinen Vereine, die Amateurvereine, bekommen von dem Geld kaum etwas ab. Das muss sich ändern, sagen jetzt Vertreter des Aktionsbündnisses „Rettet den Amateurfußball“.

Aufstand der Fußball-Davids gegen Goliath. Auf dem Rasen der Amateurvereine hat man die Nase voll. Zu wenig Geld für Instandhaltung, Ausbildung der Spieler und Aufrechterhaltung des Spielbetriebes. Währenddessen darf sich der Profi-Fußball jährlich über hohe Summen aus den vollen Kassen freuen. Engelbert Kupka, selbst jahrelang Präsident der SpVgg Unterhaching,  hält das für ein Unding. Die jährlichen Zuschüsse aus den Fußballverbänden seien nicht nur gering, sondern auch der Kontakt zur Basis sei in den letzten Jahren immer geringer, so der Sportexperte von Fussball.com.

In Garching bei München hat Kupka nun Vertreter der Amateurvereine zusammengerufen, um Tacheles zu reden. Was die Amateure von DFB und DFL bekämen, seien „Almosen“, ärgert sich der 78-Jährige. 45 Millionen Euro seien es jährlich. Zu wenig für rund 25.000 Amateurvereine.

Umsatz über 3 Milliarden Euro

Die DFL meldet unterdessen ein sehenswertes Ergebnis für die vergangene Bundesliga-Saison: 3 Milliarden Euro haben die Profi-Clubs umgesetzt. Der Gewinn lag nach Steuern bei 206 Millionen Euro. Eine Steigerung um 23,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der zwölfte Umsatzrekord in Folge, stellt man in der DFB-Zentrale mit stolzgeschwellter Brust fest. Legt man das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen zugrunde, haben sogar alle 18 Bundesliga-Clubs schwarze Zahlen geschrieben. Zusammen mit der 2. Bundesliga waren es 34 der 36 Clubs.

Video: Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder findet offene Worte. Profi- und Amateurfußball gehören zusammen.

 „Ohne Amateure keine Weltmeister“, sagt Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder. Denn in den Amateurvereinen braucht man zur Motivation der Kicker die Profi-Clubs. An diesen orientieren sich die Amateure, um eines Tages selbst in großen Stadien spielen zu können. Umgekehrt braucht auch der Profi-Fußball die Amateurvereine. Denn hier finden sich die Talente, die später eventuell bei Weltmeisterschaften mitspielen. Vor allem Kinder beginnen beim Amateur-Club. In ihnen liegt die Zukunft des Fußballs, stellt der 36-Jährige fest. „Wir sollten aufpassen, dass diese Basis nicht verloren geht. Dafür kämpfen wir“.
 
„Den Boden unter den Füßen verloren“

Bei der Gründungsveranstaltung fand Engelbert Kupka vor den Vertretern der Amateure dann auch deutliche Worte: „Die Herren da oben haben den Boden unter den Füßen verloren“, sagt er. Hintergrund für diese offenen Worte ist der geplante Bau der DFB-Akademie in Frankfurt. 150 Millionen Euro soll das Projekt kosten.

Nun soll also ein Fragenkatalog an den DFB für Abhilfe sorgen. Die versammelten Amateur-Vertreter wollen endlich Gehör finden und bei der Ausschüttung des Geldes großzügiger bedacht werden. Damit „es da kein Rumgeeiere mehr geben kann“.

„Was wollt ihr denn?“

„Es läuft so viel schief“, ärgert sich Kupka. „Es ist wie früher bei den Gutsherren: Ihr habt doch trocken Brot und ein Dach über dem Kopf. Was wollt ihr denn?“ Eine Farce sei das, „da wird einem ja schwindelig“. Und so war bei der Gründungsveranstaltung ein allgemeines Kopfschütteln zu sehen. „Wo soll unser Nachwuchs denn herkommen, wenn nicht aus dem Amateurbereich?“, stand vielen der Vertreter buchstäblich auf der Stirn.
 
Wer bekommt eigentlich wieviel?

Grundsätzlich sind die Einnahmen eines Fußballvereins abhängig von unterschiedlichen Faktoren: Wie gut ist der Verein? Ist er sportlich erfolgreich? Werden Spiele des Vereins im Fernsehen gezeigt? Dann nämlich hat der Verein Recht auf einen Anteil aus den Fernsehgeldern. Wie viele Zuschauer sind bei den Spielen im Stadion? Nimmt der Verein an wichtigen Turnieren teil? (DFB-Pokal, Champions- und Europa League) Welche Transfergeschäfte schließt der Verein ab? Für die Profi-Clubs ist der DFB-Pokal zum Beispiel eine wichtige Einnahmequelle. Pro Saison werden vom DFB etwa 50 Millionen Euro ausgeschüttet. Für die Teilnahme an der ersten Runde erhält jeder Verein 140.000 Euro. Danach verdoppeln sich die Prämien von Runde zu Runde.

Dass der FC Bayern München wohl zu den reichsten Clubs in Deutschland gehört, dürfte kein Geheimnis sein. Weltweit rangieren die Bayern auf Platz 3, hinter Real Madrid und Manchester United.

Damit auch für die kleinen Vereine im Amateurbereich Geld übrig bleibt, versuchen viele, sich weitere Einnahmequellen zu erschließen. Mitgliederwerbung zum Beispiel. Die Hoffnung: Viele Vereinsmitglieder zahlen auch regelmäßig Mitgliedsbeiträge. Auch so können sich die kleineren Vereine finanziell über Wasser halten. Denn Ausgaben haben die Amateur-Clubs natürlich auch. Die für die Spieler so wichtigen Ärzte und Physiotherapeuten – auch die müssen bezahlt werden. Und selbst Hobby-Kicker dürfen bei vielen Vereinen mit der einen oder anderen Aufwandsentschädigung rechnen. Selbst wenn es nur das Benzingeld fürs Auswärtsspiel ist. Dennoch fließen auch im Amateurbereich Gehälter.
 
Was verdient man im Amateurfußball?

Es gibt keine offizielle Liste, wo die Gehälter, bzw. Aufwandsentschädigungen für Amateur-Fußballer einsehbar sind. Schaut man sich aber in den einschlägigen Internetforen um, sieht man, dass es auch dort Unterschiede gibt. Zunächst hängt das Gehalt von der Leistung des Spielers ab. Potenzial, Alter und auch die Spielposition spielen eine weitere Rolle. Ein wirklich guter Stammspieler kann mit einem Netto-Verdienst von rund 2.000 Euro rechnen. Aber auch hier kommt es darauf an, wie der Verein finanziell dasteht. Gab es innerhalb der Saison Prämien? Was bezahlen die Sponsoren? Einige Vereine leisten sich eine Art „Belohnungssystem“. Wer zum Beispiel besonders viele Tore geschossen hat, bekommt ein paar Scheine extra.

Alles in Allem aber kämpfen viele Nicht-Profi-Vereine ums nackte Überleben. Genau deshalb ist es so wichtig, dass „die Herren da oben“ die kleinen Vereine eben nicht vergessen und entsprechend bezahlen. Nur dann können Fußballfans sich weiterhin auf die Profis von morgen freuen.