Prozess gegen Pathologen: Experte berichtet über Behandlungsfehler in Klinik Püttlingen

Im Prozess gegen einen Pathologen aus St. Ingbert, der zahlreiche falsche Krebsdiagnosen gestellt haben soll, wurden nun auch anderweitig Fehler offenbart. So soll es in der Knappschaftsklinik in Püttlingen bei der Behandlung eines Tumorpatienten zu massiven Fehlern gekommen sein. Der Mann sei später verstorben.
Ein Sachverständiger warf der Klinik in Püttlingen Behandlungsfehler vor, die nach einer OP zum Tod des Patienten führten. Symbolfoto: Felix Kästle/dpa-Bildfunk
Ein Sachverständiger warf der Klinik in Püttlingen Behandlungsfehler vor, die nach einer OP zum Tod des Patienten führten. Symbolfoto: Felix Kästle/dpa-Bildfunk

Am Mittwoch (20. April 2022) sagte im Prozess gegen den St. Ingberter Pathologen ein Sachverständiger der Uniklinik Köln an. Dieser warf der Knappschaftsklinik Püttlingen Behandlungsfehler bei einem Tumorpatienten vor, der 2018 im Darmkrebszentrum der Klinik lag und später verstarb. Das berichtet der SR.

Unnötige Operation führt zu Komplikationen

Die Klinik habe bereits bei der Diagnostik Fehler begangen. So hätten die Mediziner:innen schon bei einer Darmspiegelung zur Gewebeentnahme, den Polyp vollständig abtragen müssen. Im Anschluss hatte der beschuldigte Pathologe die Probe falsch als bösartig diagnostiziert, weshalb der 55-jährige Patient unnötig operiert wurde. Nach dem Eingriff kam es zu Komplikationen, die zu spät behandelt worden seien.

Püttlinger Klinik habe zu spät reagiert – Staatsanwaltschaft ermittelt

Insbesondere der Oberärztin warf der Sachverständige Fehlentscheidungen vor. So habe sie abends von zu Hause aus einen Assistenzarzt angewiesen, mit der OP bis zum nächsten Morgen zu warten. Laut des Zeugen dürfe dies bei einem septischen Patienten nicht sein. Einige Tage später starb der 55-Jährige, da mehrere Organe versagten. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen acht Ärzte und Ärztinnen der Püttlinger Tumorkonferenz wegen der Behandlungsfehler. Der Verdacht lautet auf fahrlässige Tötung.

Prozess gegen Pathologen läuft weiter

Der Prozess gegen den Pathologen läuft derweil weiter. Er steht seit etwa einer Woche vor Gericht, da er in zahlreichen Fällen falsche Krebsdiagnosen gestellt habe, die teils zu unnötigen OPs führten. In anderen Fällen sei die Behandlung aufgrund der Diagnosen zu spät erfolgt. Der 63-Jährige sitzt bereits seit zwei Jahren in Haft. Im Juni 2020 hatte ihn ein Gericht wegen Betruges in 17 Fällen sowie wegen Bestechung im Gesundheitswesen in 97 Fällen zu zwei Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Er hatte Ärzt:innen Geld gezahlt, damit sie Gewebeproben in seinem Institut untersuchen ließen.

Verwendete Quellen:
– Saarländischer Rundfunk
– Eigene Artikel