Evangelisches Stadtkrankenhaus Saarbrücken wird geschlossen

Das Evangelische Stadtkrankenhaus in Saarbrücken soll schon in den kommenden sechs Monaten geschlossen werden. Grund sind hohe Verluste, teilte der Träger mit. Saarländische Krankenhäuser hatten bereits vor der Ankündigung Alarm geschlagen.
Das Evangelische Stadtkrankenhaus in Saarbrücken schließt. Foto: Stiftung kreuznacher diakonie
Das Evangelische Stadtkrankenhaus in Saarbrücken schließt. Foto: Stiftung kreuznacher diakonie

Aus für das Evangelische Stadtkrankenhaus Saarbrücken: Es soll im nächsten halben Jahr schließen. Das teilte der Träger, die Stiftung Kreuznacher Diakonie, am Freitagabend (16. September 2022) mit.

Krankenhaus macht große Verluste

Grund seien demnach die „andauernd hohen Verluste“ und die „fehlende Perspektive“. Den entsprechenden Beschluss hätten das Kuratorium und der Vorstand der Stiftung am vergangenen Donnerstag gefasst.

Das Krankenhaus sei bereits in den vergangenen Jahren defizitär gewesen – allein 7,8 Millionen Minus standen von 2019 bis 2021 zu Buche. Doch auch in diesem Jahr sei mit einem Verlust in Millionenhöhe zu rechnen. Der Entschluss sei nicht leicht gefallen, erklärte der Vorstand. „Aufgrund der wirtschaftlichen Lage sehen wir uns allerdings gezwungen, diesen Schritt zu gehen.“

Mehr als 100 Beschäftigte in Saarbrücken

Mitarbeitervertretung, Mitarbeitende sowie Beleg- und Kooperationsärzte seien über die Schließung informiert worden. Im Stadtkrankenhaus arbeiten bei Vollbesetzung rund zwei Dutzend Ärzt:innen sowie etwa 90 Pflegekräfte.

In den nächsten Wochen sollen die Gespräche mit allen Beteiligten fortgesetzt werden, um einen geordneten Prozess zu gewährleisten. Der Krankenhausträger lege dabei einen großen Wert auf Sozialverträglichkeit, so die Kreuznacher Diakonie. Geplant ist, einen Sozialplan zu entwickeln.

Altes Gebäude wird abgerissen – das ist der Plan am Standort

Nach Schließung des Krankenhauses will die Kreuznacher Diakonie den Standort als Hospiz weiterbetreiben. Dort soll auch eine Einrichtung für begleitetes Leben im Alter entstehen. Das Krankenhaus-Gebäude in der Großherzog-Friedrich-Straße soll laut „SZ“ abgerissen werden.

OB Conradt: Zusätzliche Investitionen in Großkrankenhäuser nötig

Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) sagte, er sei über die geplante Schließung sehr betroffen und hoffe auf gute Lösungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Saarbrücken bleibe ein starker Gesundheitsstandort. Es brauche nun zusätzliche Investitionen in die verbleibenden Großkrankenhäuser. In der saarländischen Landeshauptstadt gibt es neben dem Evangelischen Stadtkrankenhaus noch zwei große Einrichtungen: das Klinikum Saarbrücken auf dem Winterberg sowie das CaritasKlinikum.

Laut Oberbürgermeister Conradt sei das Klinikum Saarbrücken konzeptionell in der Lage, auf die Situation zu reagieren und die Lücke zu schließen. „Hierzu stehen wir für weitere Gespräche mit dem Land bereit“.

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Saar-Krankenhäuser schlagen Alarm

Der Marktaustritt sei ein sehr deutlicher Hinweis dafür, in welch schwieriger Lage sich die Kliniken in unserem Land befänden. Die Krankenhäuser im Bundesland hatten diese Woche Alarm geschlagen: Zahlreiche von ihnen seien in große finanzielle Schwierigkeiten geraten. Laut Conradt sei die Entscheidung, das Evangelische Stadtkrankenhaus zu schließen, auch das Ergebnis einer Gesundheitspolitik, die Krankenhäusern kaum ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stelle. „Es muss dringend auch vor dem Hintergrund der Energiekrise finanziell nachgebessert werden.“

MdB Lutze: Krankenhäuser gehören vollständig in öffentliche Hand

Der saarländische Bundestagsabgeordnete Thomas Lutze (Linke) teilte mit, es könne nicht angehen, dass kirchliche Träger entscheiden, ob ein Krankenhaus betrieben werde oder nicht. Krankenhäuser seien ein zentraler Baustein öffentlicher Daseinsvorsorge und keine Einrichtung, die sich rechnen muss. „Aus Sicht der Linken gehören Krankenhäuser vollständig in öffentliche Hand. Weder private Kapitalgesellschaften noch kirchliche Träger haben in diesem Segment des Gesundheitswesens etwas zu suchen.“ Landeshauptstadt und die Landesregierung seien jetzt gefordert, ein Konzept zu entwickeln, damit das Krankenhaus auch nach einem Ausstieg der Kreuznacher Diakonie weiter betrieben werden kann. „Für die Saarbrücker Innenstadt mit circa 80.000 Einwohnern ist diese Klinik unverzichtbar“, so Lutze.

Verwendete Quellen:
– Mitteilung der Stiftung Kreuznacher Diakonie, 16.09.2022
– Weisse Liste
– Facebook-Post von Oberbürgermeister Uwe Conradt, 16.09.2022
– Mitteilung der Linken Saar, 17.09.2022
– Saarbrücker Zeitung