Kinovorstellungen im Saarland bleiben die Ausnahme: Öffnung für viele nicht wirtschaftlich

Dank des Saarland-Modells dürfen Kinos hierzulande derzeit wieder öffnen. Kaum eines der Filmhäuser aber nimmt das Angebot an. Die Filme fehlen, ein wirtschaftlicher Betrieb ist nicht möglich. Es gibt allerdings auch eine Ausnahme.
Der Betreiber des Kino "Achteinhalb" in Saarbrücken sieht der Eröffnung im Saarland-Modell mit gemischten Gefühlen entgegen. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk
Der Betreiber des Kino "Achteinhalb" in Saarbrücken sieht der Eröffnung im Saarland-Modell mit gemischten Gefühlen entgegen. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk
Der Betreiber des Kino "Achteinhalb" in Saarbrücken sieht der Eröffnung im Saarland-Modell mit gemischten Gefühlen entgegen. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk
Der Betreiber des Kino "Achteinhalb" in Saarbrücken sieht der Eröffnung im Saarland-Modell mit gemischten Gefühlen entgegen. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk

Nach fünf Monaten Zwangspause kann der Leiter des Kino „Achteinhalb“ in Saarbrücken, Waldemar Spallek, endlich wieder Filmplakate ins Schaufenster hängen. Die Freude über die mögliche Öffnung im Rahmen des Saarland-Modells ist allerdings getrübt: „Ich sehe das sehr ambivalent“, erklärt der Kinochef der „Deutschen Presse-Agentur“.

Kino „Achteinhalb“ öffnet für sechs Vorstellungen

„Ich freue mich, den Gästen wieder ein Erlebnis bieten zu können. Aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir: Die Leute sind genauso verzweifelt wie ich, und bei steigenden Inzidenzzahlen wird die Sinnfälligkeit immer fragwürdiger.“ Er ist sicher, dass viele Filmfans mit einem Kinobesuch hadern werden.

Seit dem 6. April können Kinos im Saarland wieder öffnen. Bislang wurde jedoch noch kein Film in den Filmhäusern gezeigt. Das „Achteinhalb“ wagt einen ersten Versuch. Zwischen dem 21. und 29. April sollen insgesamt sechs Vorstellungen von drei Filmen stattfinden. Gezeigt werden die saarländische Produktion „Der Soldatenmord von Lebach“, „M.A.S.H.“ und „Aalto – Architektur der Emotionen“.

Programmkino wird von Stadt und Land unterstützt

Voraussetzung für den Kinobesuch ist ein negativer Corona-Test. „Wir tun das aus Solidarität“, so Spallek. „Wenn es schon ein Modellprojekt gibt, wollen wir mitmachen.“ Das „Achteinhalb“ wird anders als die meisten anderen Kinos von Stadt und Land unterstützt. Der Leiter ist sich der privilegierten Situation bewusst: „Wir basteln unser Programm wie ein Theater, für uns ist die Verleihsituation nicht ausschlaggebend. Da geht es den Kommerziellen viel schlechter: Wenn sie aufmachen, fragen sie sich, was sie spielen sollen.“

Kommerzielle Kinos können Öffnungsangebot nicht annehmen

In diesem Dilemma befindet sich etwa die Kette „Cinestar“, die bundesweit 48 Kinos betreibt – darunter auch eines in Saarbrücken. Für den Geschäftsführer Oliver Fock stellt sich die Frage nach einer Öffnung im Saarland gar nicht. „Ein einzelner Standort bringt uns gar nichts, man muss das große Ganze sehen“, meint er. Ein breites Angebot an neuen Filmen zu präsentieren, sei nur möglich, wenn mindestens 80 Prozent der deutschen Kinos geöffnet würden. Vorher gingen die meisten Neuerscheinungen nicht auf den Markt.

Wiederaufnahme des Betriebs braucht Zeit

Derzeit seien Kinos im Austausch darüber, was ein realistisches Zeitfenster für eine bundesweite Wiedereröffnung wäre. Aus gutem Grund, denn die Wiederaufnahme des Betriebs kann bis zu vier Wochen dauern. Ware muss eingekauft und Mitarbeiter:innen aus der Kurzarbeit geholt werden. „Man kann also weder von heute auf morgen öffnen, noch den Betrieb kurzfristig rauf- und wieder runterfahren„, so Fock.

Auch Ralf Holl, Chef des Kino-Centers Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis/Rheinland-Pfalz und Mitglied im Hauptausschuss des Hauptverbandes Deutscher Filmtheater hält Öffnungen zum jetzigen Zeitpunkt für sinnlos. Um einen neuen Film, „einigermaßen gewinnbringend“ ins Kino zu bringen, benötige der Filmverleih jeweils sechs Wochen im Vorfeld fürs Marketing und im Anschluss als Auswertzeit. In dieser wackligen Zeit sei das schwer. „Den Verleihern können wir da gar nicht böse sein.“

Überbrückungshilfen kommen nicht allen zugute

Als Unternehmen mit mehr als 2.500 Beschäftigten habe das „Cinestar“ laut Fock zudem lediglich einen Teil der Novemberhilfen erhalten. Dezember- und Überbrückungshilfe 3 gab es für die Kinokette nicht. Daher „wäre es fatal, jetzt eine kostenintensive Wiedereröffnung einzuleiten, um die Häuser dann womöglich nach einer Woche wieder zuzumachen“, erklärt der Geschäftsführer.

Mit der Überbrückungshilfe 3 hängt nach Ansicht von Kinoleiter Ralf Holl auch zusammen, ob kleinere Kinos noch länger überleben können. Es brauche auch neue Ansätze bei der Unterstützung. „Wichtig ist für uns im Mittelstand, dass man ein Stück weit weg kommt von den Betriebskosten und man auch an Unternehmerlohn denkt ähnlich wie bei Soloselbstständigen.“ Ein Betrieb, in dem nur ein Viertel der Plätze belegt werden darf, sei wirtschaftlich nicht zu stemmen.

Wiedereröffnungen mit verstärkten Hygienekonzepten

„Cinestar“-Chef Fock plant langfristig mit einem Hygienekonzept öffnen. In allen Richtungen neben einer Gruppe soll ein Platz freigelassen werden. „Nur dann werden wir gegenüber der Regelung aus dem ersten Lockdown (1,50 Meter Abstand, demnach maximal 25 Prozent Auslastung) Auslastungszahlen erreichen, die sich überhaupt wieder im Bereich der Wirtschaftlichkeit bewegen.“ Zudem müsse die Maskenpflicht am Platz wegfallen, da der Verzehr von etwa Popcorn und Softdrinks für einen wirtschaftlichen Kinobetrieb unerlässlich sei.

Auch bei der Ausnahme-Eröffnung des „Achteinhalb“ in Saarbrücken sind verstärkte Hygienevorschriften angesagt. Maximal 27 Personen sollen auf den 90 Plätzen im Kinosaal verteilt werden. Zusätzlich zu den AHA-Regeln müssen die Besucher:innen zudem einen tagesaktuellen, negativen Corona-Schnelltest vorweisen.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presseagentur