Kostenlose Nachtwanderung in Saarbrücken: Dieses Wochenende ist wieder Fledermausnacht

Sie jagen lautlos, sind für Ökosysteme wichtig und leiden unter dem Schwund von Lebensräumen und Insekten. Die internationale Fledermausnacht soll Aufmerksamkeit und Schutz für die kleinen Tiere stärken.
Am Wochenende ist die Internationale Fledermausnacht. Foto: dpa-Bildfunk
Am Wochenende ist die Internationale Fledermausnacht. Foto: dpa-Bildfunk

Fledermausnacht dieses Wochenende

Wer an einem milden Sommerabend draußen sitzt, kann sie vielerorts beobachten: Fledermäuse auf der Jagd nach Insekten. Um Aufmerksamkeit auf die kleinen Säugetiere und ihre Bedrohungen zu lenken, gibt es vom 26. auf den 27. August wieder die Internationale Fledermausnacht mit zahlreichen Veranstaltungen in ganz Deutschland.

Fledermäuse bei Nachtwanderung erleben

In Saarbrücken ist am Samstag eine Wanderung im Urwald vor den Toren der Stadt geplant. Dabei können Fledermäuse auf einer kleinen Nachtwanderung in ihrem natürlichen Lebensraum entdeckt werden. „Große und kleine Teilnehmer können durch Spiele und Versuche die körperlichen Besonderheiten der faszinierenden Tiergruppe erleben“, heißt es in einer Ankündigung des Nabu. Die Wanderung geht von 20.00 bis 21.30 Uhr, Treffpunkt ist der Parkplatz am Netzbachweiher an der L256 zwischen Dudweiler und Fischbach. Die Veranstaltung ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht notwendig. Im NABU-Informationszentrum am Forsthaus Neuhaus wird am Sonntag eine Fledermaus-Ausstellung mit Kinderprogramm aufgebaut. Sie geht von 11.00 bis 16.00 Uhr.

Offenbar unproblematisches Jahr für Fledermäuse

Matthias Göttsche vom Fledermaus-Monitoring Schleswig-Holstein sagt, Fledermäuse erlebten gerade ein relativ unproblematisches Jahr, mit kühlen Temperaturen im Mai und einem sehr warmen und trockenen Juni während der Aufzucht der Jungtiere. Die Kontrolle von Fledermauskunsthöhlen im August in Wäldern Schleswig-Holsteins habe gezeigt: „Die Jungtiere sind alle wohlauf und flugfähig.“ Nach der regnerischen Phase im Juli und Anfang August werde aber gutes Wetter gebraucht, damit die Tiere sich für den Winter Fettreserven anfressen könnten. Seine Hoffnung sei, dass sich jetzt noch einmal viele Insekten entwickeln, die als Nahrung wichtig sind, sagt Göttsche.

Warum die „Batnight“ wichtig ist

Die jährlichen Fledermausnächte, die in Deutschland vom Nabu organisiert werden, sind aus Göttsches Sicht sehr wichtig: „Es bringt diese Tiere in die Öffentlichkeit.“ Damit werde auch Aufmerksamkeit auf die Bedrohung der Biodiversität gelenkt. „Heute hat das noch mehr Gewicht bekommen, weil Fledermäuse ein Indikator sind. Sie brauchen als Insektenfresser gute Lebensräume.“ Fledermäuse vermehren sich demnach nur langsam. „Wenn es den Fledermäusen schlecht geht, geht es der Landschaft auch sehr schlecht.“

Fledermäuse mittlerweile mit positivem Image

Die Tiere seien zwar nachtaktiv, aber erlebbar, betont der Experte. „Das ist wichtig heutzutage.“ Insofern komme den Fledermäusen zugute, dass sie keine Angst vor Menschen haben. Die Säuger hätten inzwischen ein positives Image. „Sie sind schöne Tiere, und sie begeistern mit ihrem komischen Aussehen und ihrem Können.“

In ganz Deutschland kümmern sich engagierte Umweltschützer darum, dass Fledermäuse ausreichend Überwinterungs- und Sommerquartiere haben, etwa in Wäldern, in umgewandelten Bunkern oder in alten Gebäuden. Doch das reicht nicht, wenn es an Nahrung fehlt.

Was Fledermäusen Probleme macht

Besonders den größeren Fledermausarten, die auf Insekten wie Juni- oder Mistkäfer als Nahrung angewiesen sind, mache der Verlust an Biodiversität stark zu schaffen, sagt Göttsche. Außerdem seien Windenergieanlagen ein Problem für die kleinem Nachtschwärmer.

Von den 25 in Deutschland heimischen Fledermausarten sind nach Angaben der Umweltorganisation Nabu vier akut vom Aussterben bedroht. Drei Arten gelten als stark gefährdet und weitere fünf sind als gefährdet eingestuft. Eine Schätzung zur Gesamtzahl der Individuen in Deutschland gibt es nicht.

Die 27. Internationale Fledermausnacht wird in weltweit 38 Ländern organisiert. Termin ist immer das letzte vollständige Wochenende im August. Die über das ganze Land verteilten Veranstaltungen reichen von einer Fledermaussafari in Hohwacht an der Ostsee in Schleswig-Holstein bis zur Fledermausführung im bayerischen Benediktbeuern.

Wie jeder helfen kann

Der Exekutivsekretär von Eurobats, dem Abkommen zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen, Andreas Streit, lobt das große Engagement in Deutschland mit zahlreichen Veranstaltungen. „Das ist wirklich beeindruckend.“

Schon kleine Beiträge könnten helfen, Fledermäusen das Überleben zu sichern. Wer einen Garten habe, könne diesen insektenfreundlich anlegen. Das gehe auch schon im Blumenkasten auf den Balkon. „Der Insektenrückgang ist ein ganz großes Problem.“ Die Politik muss aus Sicht des Exekutivsekretärs alle Maßnahmen ergreifen, die möglich sind, um den Schwund zu stoppen und die Biodiversität zu fördern.

Ein Bereich, bei dem jeder mithelfen könne, sei, Vorurteile gegen Fledermäuse abzubauen. Es gebe immer noch Horrorgeschichten, dass Fledermäuse Menschen in die Haare fliegen oder Tollwut übertragen. Dabei würden die nachtaktiven Insektenjäger Menschen niemals angreifen. Diese seien höchstens Hindernisse auf ihrem Flugweg. „Sie fliegen dann einfach drumherum“, sagt Streit.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– Mitteilung des NABU Saarland, 10.07.2023