Rund 1.900 Minijobs in Saarbrücken sind in der Pandemie verloren gegangen

In Saarbrücken sind in der Corona-Pandemie rund 1.900 Minijobs weggefallen. Vor allem die Gastronomie ist betroffen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kritisiert Pläne der Bundesregierung, die zwar eine Erhöhung des Entgeltes, aber keine Sozialversicherungspflicht vorsehen.
Vor allem in der Gastronomie sind in der Pandemie in Saarbrücken viele Minijobs verloren gegangen. Symbolfoto: NGG
Vor allem in der Gastronomie sind in der Pandemie in Saarbrücken viele Minijobs verloren gegangen. Symbolfoto: NGG

Die Zahl der Minijobs ist in der Corona-Pandemie im Regionalverband Saarbrücken stark zurückgegangen. So gab es hier Mitte des vergangenen Jahres 34.500 Stellen auf 450-Euro-Basis – 1.900 weniger als noch zwei Jahre zuvor. Das bedeutet eine Abnahme von fünf Prozent. Der Jobverlust betrifft vor allem das Gastgewerbe. Hier gingen im selben Zeitraum ganze 980 Minijobs verloren – ein Einbruch von 23 Prozent. Die Zahlen gehen aus einer Mitteilung der NGG hervor, die sich dabei auf die Bundesagentur für Arbeit bezieht. Saarlandweit sank die Zahl der geringfügig entlohnten Jobs in den zwei Jahren um 6.000. Insgesamt macht das sechs Prozent der 450-Euro-Stellen aus, allein im Gastgewerbe mit 2.900 verlorenen Minijobs 22 Prozent.

450-Euro-Kräfte haben keinen Anspruch auf Arbeitslosen- oder Kurzarbeitergeld

„450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Pandemie. Von der Küchenhilfe im Restaurant bis zur Verkäuferin an der Bäckereitheke – viele Minijobber leben in ständiger Angst, gekündigt zu werden. Dabei haben sie weder Anspruch auf das Arbeitslosen- noch auf das Kurzarbeitergeld„, erklärt Mark Baumeister, Geschäftsführer der NGG-Region Saar. Er warnt, dass künftig noch mehr Menschen in unsichere Arbeitsverhältnisse abrutschen könnten.

Erhöhung der Verdienstgrenze führe zu mehr prekären Jobs

Die Ampel-Koalition in Berlin will, dass Minijobs künftig mit bis zu 520 Euro statt 450 Euro im Monat entlohnt werden. Eine Arbeitslosenversicherung soll jedoch weiterhin nicht automatisch bestehen. Noch im Frühjahr will der Bundestag über den Gesetzesentwurf beraten. „Wenn die Bundesregierung die Verdienstgrenze bei den Minijobs anhebt, dann dürfte das viele reguläre Arbeitsplätze verdrängen. Für die Betroffenen, zu einem Großteil Frauen, wird das zur Karrierefalle. Und spätestens im Alter ist Armut vorprogrammiert“, so Baumeister.

Im Koalitionsvertrag schrieben SPD, Grüne und FDP noch, dass verhindert werden müsse, „dass Minijobs als Ersatz für reguläre Arbeitsverhältnisse missbraucht oder zur Teilzeitfalle werden“. Daher appelliert die Gewerkschaft an die saarländischen Bundestagsabgeordneten, dieses Versprechen einzuhalten. „Die Politik baut prekäre und krisenanfällige Stellen weiter aus, statt sie einzudämmen. Das ist ein Irrweg – gerade nach den Erfahrungen mit Corona. Viele Minijobber haben bei der Kurzarbeit in die Röhre geguckt oder ihre Stelle verloren.“

Langfristig müssten Minijobs sozialversicherungspflichtig werden

Langfristig könne nur eine grundlegende Reform Abhilfe schaffen. So müssten Minijobs ab dem ersten Euro sozialversicherungspflichtig sein. Nur mit Sozialabgaben, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungsbeiträge seien Beschäftigte wirksam geschützt. Dies hätte laut Baumeister auch vor Ort einen positiven Effekt: „Die Abschaffung der Sonderregelungen für Minijobs würde dabei helfen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen„. Insbesondere Hoteliers und Wirt:innen klagten über mangelndes Personal. „Aber Fachleute gewinnt man nicht, indem man kaum abgesicherte Stellen mit wenigen Wochenstunden bietet, sondern reguläre Arbeitsverträge mit Perspektive und sozialem Netz.“ Am Ende könnten nach seiner Einschätzung alle profitieren: neben Beschäftigten und Betriebe auch der Staat und die Versicherungen durch höhere Einnahmen.

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung der NGG