Saarbrücken: Prozessbeginn nach Axt-Mord – Ehemann tötete Frau, während sie schlief

Prozessbeginn gegen einen 40-Jährigen aus Saarbrücken-Bischmisheim: Mit einer Axt soll er seine Frau getötet haben, während sie schlief. Vor Gericht räumte der Angeklagte die Tat ein, schilderte das scheinbar intakte Familienleben, aber auch seine schwere Depression, die ihn fast zum Suizid trieb.
Der Angeklagte (rechts) mit seinem Anwalt Franz-Josef Gerdung vor Gericht. Foto: Brandon Lee Posse/SOL.DE.
Der Angeklagte (rechts) mit seinem Anwalt Franz-Josef Gerdung vor Gericht. Foto: Brandon Lee Posse/SOL.DE.
Der Angeklagte (rechts) mit seinem Anwalt Franz-Josef Gerdung vor Gericht. Foto: Brandon Lee Posse/SOL.DE.
Der Angeklagte (rechts) mit seinem Anwalt Franz-Josef Gerdung vor Gericht. Foto: Brandon Lee Posse/SOL.DE.

Wegen Mordes muss sich der 40-jährige Christian R. seit dem heutigen Mittwoch (7. November 2018) vor dem Landgericht in Saarbrücken verantworten. Ende Mai 2018 soll der Saarbrücker seiner rund sechs Jahre jüngeren Frau gezielt mit einer Axt in den Hals- und Kopf geschlagen habenwährend diese im Ehebett des gemeinsamen Anwesens in Bischmisheim schlief. Die Verletzungen waren so massiv, dass die Frau laut Anklage „nahezu vollständig enthauptet“ wurde. Durch den Angriff sei die 34-Jährige sofort ums Leben gekommen.

Zum Zeitpunkt der Tat hätten sich, so die Staatsanwaltschaft, auch die fünf gemeinsamen Kinder (16, 14, 11, 10 und drei Jahre alt) in dem Wohnhaus aufgehalten. Das jüngste Mädchen hatte gar unmittelbar neben dem Ehebett, in der Christian R. seine Frau getötet haben soll, übernachtet. Von der Tötung sollen die Kinder nichts mitbekommen haben.

Angeklagter spricht von Halluzinationen

Der Angeklagte räumte vor Gericht die Tat ein. Er sprach von Halluzinationen unmittelbar vor dem Angriff. So hätte er einen Vogel und ein Reh mit abgetrenntem Kopf gesehen. Auch seine Ehefrau sei ihm vor seinen Augen erschienen; sie habe „wie von einem Dämon besessen“ ausgesehen, so Christian R.

Getrieben von Horrorgedanken hätte er in der Tatnacht keinen Schlaf finden können und den Entschluss gefasst, sich selbst das Leben zu nehmen. Sein Plan war offenbar so konkret, dass er seiner Familie sogar einen Zettel hinterließ: „Tut mir Leid. Ich liebe euch. Seid stark.“

Kurz bevor er sich auf den Weg machte, um sich von einer Brücke zu stürzen, hätte er sich wieder gegen den Selbstmord entschieden. Er legte sich schließlich zu seiner Frau ins Bett; sie seien Arm in Arm eingeschlafen. Abermals plagten Christian R. Wahnvorstellungen, diesmal in einem Albtraum.

Christian R. wollte sich das Leben nehmen

Was dann genau passierte, daran kann sich der 40-Jährige laut eigener Aussage nur noch schemenhaft erinnern. Er wisse nur noch, wie er eine Axt nahm, und diese in Richtung seiner schlafenden Frau schwang. Als nächstes habe er die getroffene 34-Jährige zugedeckt. Im Badezimmer habe er die Axt dann gereinigt. Beim Blick in den Spiegel habe er dann erneut beschlossen, sich umzubringen.

Diesmal setzte er sich in seinen Wagen und fuhr in Richtung der Brücke. Auf dem Weg sei ihm klar geworden, „dass er vielleicht noch was für die Kinder machen“ könne. Christian R. fuhr dann an eine Polizeidienststelle und ließ sich dort von Polizisten festnehmen.

Welche Rolle spielte Streit wegen Fahrlehrer?

Was war das Tatmotiv? Laut Staatsanwaltschaft könnte Eifersucht infrage kommen. Das Opfer habe drei Monate vor der Tat mit seinem Fahrlehrer geschrieben. Der Angeklagte habe seine Ehefrau daraufhin zur Rede gestellt. Bei einer Aussprache hätten sich beide dann entschieden, ihre 15-jährige Ehe weiterzuführen.

Wenige Tage vor dem tödlichen Angriff habe es offenbar wieder Kontakt zwischen Christian R.s Ehefrau und dem Fahrlehrer gegeben. Getroffen hätten sich beide aber abseits der Fahrstunden nie. Der Angeklagte habe von dem Kontakt mitbekommen, seine Frau darauf angesprochen – jedoch „keine richtige Antwort“ bekommen, so Christian R.

Am Abend vor der Tat hätten beide eigentlich miteinander reden wollen, doch zu einem klärenden Gespräch sei es nicht gekommen. Christian R. war nach eigener Aussage allerdings nicht eifersüchtig, er sei „nur enttäuscht“ von seiner Frau gewesen.

Bevor es zu den Problemen wegen des Fahrlehrers kam, sei es zwischen Christian R. und seiner Frau nie zu größeren Streitigkeiten gekommen. „Wir sind selten nicht zusammen eingeschlafen“, schilderte der Angeklagte das Eheleben.

Angeklagter schwer depressiv

Der Industriemeister arbeitete für einen Automobilzulieferer im Saarland. Finanzielle Probleme hätte es in der siebenköpfigen Familie keine gegeben, Christian R. habe laut seiner Aussage neben der Familie und seiner Arbeit auch kaum ein anderes Leben gehabt.

In den kommenden drei Verhandlungstagen wird zu klären sein, welche Rolle die psychische Erkrankung des Angeklagten beim Ausführen der Tat spielte. Nach einem Bandscheibenvorfall im Jahr 2012 seien seine psychischen Probleme, die er schon seit seiner Kindheit habe, akuter geworden.

Christian R. habe sich seitdem auch in psychiatrischer Behandlung befunden. Seine Depression sei so stark gewesen, dass der Angeklagte seit etwas mehr als einem halben Jahr vor der Tat krankgeschrieben war. Außerdem nahm Christian R. ärztlich verschriebene Schmerzmittel und Aufputschmittel, auch kurz vor der Tat.

Der Prozess wird am 26. November fortgesetzt.