Saarbrücker Supermarkt screent Körpertemperatur von allen Kunden

In Saarbrücken screent "Edeka Lonsdorfer" von allen Kunden die Körpertemperatur mit einer Wärmebildkamera. Das ist datenschutzrechtlich bedenklich, so die zuständige Behörde im Saarland.
Wessen Körpertemperatur zu hoch ist, muss den Laden verlassen. Foto: BeckerBredel
Wessen Körpertemperatur zu hoch ist, muss den Laden verlassen. Foto: BeckerBredel
Wessen Körpertemperatur zu hoch ist, muss den Laden verlassen. Foto: BeckerBredel
Wessen Körpertemperatur zu hoch ist, muss den Laden verlassen. Foto: BeckerBredel

Die saarländische Landesbeauftragte für Datenschutz hat ein Verwaltungsverfahren im Zusammenhang mit „Edeka Lonsdorfer“ in Saarbrücken eröffnet. Das berichtet das Luxemburger Online-Portal „L’essentiel“.

Kamera misst Körpertemperatur

„Lonsdorfer“ hat demnach am Eingang der Filiale in der Mainzer Straße eine Wärmebildkamera installiert, die in Echtzeit die Körpertemperaturen von Kunden screent. Ist die zu hoch, spricht ein Mitarbeiter den Passierenden an. Gibt es für die erhöhte Temperatur keine Erklärung, muss der Kunde den Laden verlassen.

Widerspricht Kamera DSGVO?

Das System widerspreche der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), so Marco Schömer, der für die saarländische Datenschutzbehörde arbeitet, zu „L’essentiel“. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung der Kunden werde verletzt. Sie könnten klagen, weil die Kamera gegen die Persönlichkeitsrechte geht, so Schömer weiter.

Sicherheitsfirma verteidigt Kamera

„Lonsdorfer“ hat sich laut Medienbericht bislang nicht zu dem Vorwurf geäußert. Die Saarbrücker Firma, die das Sicherheitssystem eingebaut hat, verteidigt es. Kunden und Mitarbeiter würden sich sicherer fühlen. Zum anderen sei das Vorgehen mit einem Anwalt abgesprochen gewesen: Die Wärmebildkamera sei DSGVO-konform, weil sie die Daten nicht speichere, so der Geschäftsführer von „MATEC Sicherheitssysteme“.

Dem entgegnet Schömer in „L’essentiel“: „Wenn jemand – ob krank oder kerngesund – von den Augen anderer Kunden zur Rede gestellt wird, besteht ganz klar die Gefahr der Stigmatisierung.“

Wie auf der Facebook-Seite von „MATEC Sicherheitssysteme“ zu sehen ist, wird die Thermalkamera in mindestens einem weiteren Saarbrücker Geschäft eingesetzt: im Großmarkt von „Schwamm“ in der Bismarckstraße. Hier wird die Kamera zum Fieber-Screening von Mitarbeitern genutzt. Laut Angaben von „Schwamm“ befindet sich die Kamera am Personaleingang. Fremde Menschen würden nicht erfasst.

Verwendete Quellen:
– L’essentiel
– eigene Recherche