SaarVV-Fahrscheine zu teuer? Eltern, Bürgermeister und Landrat beschweren sich

Viele Eltern und Schüler fühlen sich im Saarland verschaukelt. „In Berlin können Schüler mit einer Abokarte für 22,92 Euro den ganzen Monat alle öffentlichen Verkehrsmittel zu jeder Tages- und Nachtzeit benutzen. Im Saarland kostet das Schülerticket 57,50 Euro. Aber nur im eigenen Landkreis."
Symbolfoto: Becker&Bredel
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„Wer darüber hinaus fährt, zahlt kräftig drauf“, sagte eine Mutter von zwei Schülern sichtlich sauer. In manchen Bundesländern wie in Nordrhein-Westfalen ist der Schülertransport sogar kostenlos. Und die Beschwerden der Eltern und Schüler häufen sich besonders in solchen Regionen, wo die Schüler auf dem Weg zur Schule mehrere Waben des Verkehrsbunds SaarVV durchfahren müssen.

Das Waben-Problem im Saarland
So sandten Eltern und Schüler aus Otzenhausen, die Schulen in Wadern besuchen, jüngst einen Hilferuf an die SZ. Die Monatskosten auf drei möglichen Busrouten zwischen Otzenhausen (Kreis St. Wendel) und Wadern betragen zwischen 63,80 Euro und 85,80 Euro. Gerade bei mehr als einem Kind wird das richtig teuer.

Daraufhin meldete sich St. Wendels Landrat Udo Recktenwald (CDU) mit der Forderung zu Wort, „über die Einführung landkreisübergreifender Schülertickets zu diskutieren“. Recktenwald will, dass das Schüler-Monats-Ticket für den Landkreis St. Wendel für 57,50 Euro künftig im ganzen Saarland gilt.

Der Grund, warum die Landräte und der Saarbrücker Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD) bisher nicht über ihren Tellerrand hinausblicken können, ist die gesetzliche Struktur, die den Landkreis als Aufgabenträger für den Busverkehr nur in seinem Gebiet benennt.

ÖPNV im Bundesvergleich
Wie desaströs die Bus- und Bahnverbindungen im Saarland sind, zeigt allein die Mitteilung aus dem Statistischen Landesamt: Demnach nutzten 2016 nur sieben Prozent der Erwerbstätigen im Saarland den ÖPNV auf dem Weg zur Arbeit. Bundesweit nutzten dagegen doppelt so viele Erwerbstätige 2016 Busse und Bahnen.

Auch Saar-Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) hat langsam die Tragweite des miserablen ÖPNV-Angebots für den Wirtschaftsstandort Saarland begriffen. Deshalb hat sie im Benehmen mit der Saarländischen Nahverkehrs-Service GmbH (SNS), die hinter dem SaarVV steckt, eine Gutachterin beauftragt, die dem Saarland den Weg in eine bessere ÖPNV-Zukunft weisen soll.

Wie das Verkehrsministerium der SZ mitteilte, werden am morgigen Dienstag erste Ergebnisse des Gutachtens hinter verschlossenen Türen des Ministeriums Vertretern der Landkreise, der SNS und der Landesregierung präsentiert.

Wolfgang Kerkhoff, Sprecher von Rehlinger, dämpfte allerdings gegenüber der Saarbrücker Zeitung zu große Erwartungen. „Konsequenzen aus dem Gutachten sind nicht über Nacht zu erwarten“, sagte er.

Mit Verwendung von SZ-Material.