Simulation der Saar-Uni: Lockdown bis Ende Januar reicht nicht aus
„Die Chance ist extremst gering bis nicht vorhanden„, erklärte Professor Thorsten Lehr der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Nach seinen Berechnungen gehe er davon aus, dass die Ziel-Rate von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen frühestens Mitte Februar erreicht werden könne. „Und das wäre eine optimistische Vorhersage.“
Covid-Simulator sagt Entwicklung in Land und Kreisen voraus
Mit seinem Forschungsteam hat der Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes einen „Covid-Simulator“ entwickelt. Dieser berechnet das Infektionsgeschehen in Deutschland und liefert Prognosen, sowohl für das ganze Bundesgebiet, als auch für einzelne Bundesländer und Landkreise. Das Programm kann auch online genutzt werden. Die Seite sei in den vergangenen zwei Monaten fast eine Million Mal aufgerufen worden.
Lockdown-Müdigkeit verhindert Absinken der Zahlen
„Momentan ist eigentlich kein Absinken in Sicht„, meint Lehr. Die Maßnahmen würden nicht richtig greifen. Unter anderem liege das daran, dass eine „Lockdown-Müdigkeit“ eingetreten sei. Die Bürgerinnen und Bürger reizten die Regeln maximal aus. Es gebe nach wie vor viele Kontakte und damit Übertragungsmöglichkeiten.
Darüber hinaus sei die Mobilität nicht so stark eingeschränkt, es gebe weniger Homeoffice als während des Lockdowns im Frühjahr 2020. Letztlich seien die Kitas teilweise noch gut besucht und damit „weit weg von einer klassischen Notbetreuung“.
Lockerungen erst ab Inzidenzwert von 25
Dabei brauche es angesichts der Virus-Mutationen laut des Pharmazie-Profesors dringend eine Reduktion des Infektionsgeschehens. „Je weiter wir unten sind, desto besser können wir die Ausbreitung bremsen“, so Lehr. Daher halte er Lockerungen erst ab einem Inzidenzwert von 25 für sinnvoll.
Schulöffnungen seien infektiologisch nicht ratsam
Auch eine Rückkehr der Schüler:innen in den Präsenzunterricht hält der Pharmazie-Professor für wenig ratsam. „Wir sehen an unseren Daten, dass Schulschließungen einen großen Effekt haben.“ Dies liege nicht nur an ausbleibenden Infektionen an den Institutionen selbst, sondern auch daran, dass der Schulweg mit Bus, Bahn und zu Fuß wegfalle. „Infektiologisch ist es nicht gut, die Schulen zu öffnen. Gesellschaftlich stellt sich natürlich eine andere Frage.“
Verwendete Quellen:
– Deutsche Presseagentur