Was wurde eigentlich aus Franz Eder („der Mike und der Trainer“)?

„Guten Tag, ich bin der Mike und der Trainer“: Dieser Spruch dürfte wohl fast jedem/r Saarländer/in vertraut sein – und das nicht zu Unrecht. Denn er stammt von der gleichnamigen Kultfigur „Mike“, die sich in dem Saar-Porno „Exzesse im Fitnesscenter“ quer über Hantelbank, Abduktionsmaschine und Beinbeuger rammelt.
Als „Trainer Mike“ erreichte Franz Eder auch außerhalb der Bodybuilder-Gemeinde Kultstatus. Screenshot: YouTube/Syrales.
Als „Trainer Mike“ erreichte Franz Eder auch außerhalb der Bodybuilder-Gemeinde Kultstatus. Screenshot: YouTube/Syrales.
Als „Trainer Mike“ erreichte Franz Eder auch außerhalb der Bodybuilder-Gemeinde Kultstatus. Screenshot: YouTube/Syrales.
Als „Trainer Mike“ erreichte Franz Eder auch außerhalb der Bodybuilder-Gemeinde Kultstatus. Screenshot: YouTube/Syrales.

Doch Mikes „Erfolgsgeschichte“ beginnt nicht als Mike, sondern als gebürtiger Franz Eder. Und zwar in Neunkirchen.

Die Anfänge
Der im März 1944 geborene Franz interessiert sich nach seiner Lehre als Schlosser zunächst für das Boxen (Spitzname: „Boxer Fränzchen“). Von „Herkulesfilmen“ animiert, führt ihn sein Weg allerdings schnell zum Kraftsport. Im Keller des Elternhauses beginnt der gebürtige Neunkircher 1971 ‚heimlich‘ mit dem Training“, heißt es in einem Archiv-Artikel (Dezember 1994) der „Saarbrücker Zeitung“. Zwei Jahre später wuchtet er Gewichte im „Bodybuilding Center Saarbrücken“, der ersten Muckibude des Saarlandes.

1977 folgt dann auch der erste Wettkampf: die Saarlandmeisterschaften. Dort geht der ambitionierte 1,74 Meter große Franz Eder direkt als Bestplatzierter in seiner Altersklasse hervor. Und der Erfolg bleibt auch in späteren Jahren an seiner Seite. 1981 gewinnt er den Mr. Saarland-Titel, 1984 wird er Deutscher Meister, vier Jahre später sogar Vize-Weltmeister. Bis 1996 nimmt Eder an stolzen 135 Wettkämpfen teil.

Das eigene Fitnesscenter
Im „Schicksalsjahr“ 1984 kehrt der ambitionierte Sportler Neunkirchen den Rücken und wandert schließlich aus: ins beschauliche Bexbach, um genau zu sein. Das erste eigene Studio eröffnet der Muskelprotz in der Bexbacher Rathausstraße. Als einzige Muckibude im Saarland, so wird jedenfalls auf Plakaten damit geworben, bietet das „Fitness-Center Franz Eder“ nicht nur „Bodybuilding-Hard-Core“, sondern auch „Hausfrauen-Spezial-Kurse“ an.

Zu Glanzzeiten bereiten sich im Bexbacher Studio rund 30 Bodybuilder auf ihre Wettkämpfe vor. Darunter auch Spitzenathleten wie Frank Endmann, Guido Conrad oder Norbert Schmitt. Kommt Eder erfolgreich von einem Wettkampf zurück, gibt‘s dort zwar kein Freibier für die Mitglieder – dafür aber Mineralgetränke und Proteinshakes. Das berichtet Friedbert Wagner, Freund und Ex-Manager des Athleten, in seinem Buch „Essen.Schlafen.Trainieren.“

Exzesse im (eigenen) Fitnesscenter
Die Frage, die man sich nun (berechtigterweise) stellen muss: Wie um alles in der Welt kam der Bodybuilder Franz Eder auf die Idee, einen Schmuddelfilm zu drehen?

Nun ja, fangen wir einmal so an: Das erste Mal vor einer Kamera stand er (inklusive des markanten „Porno-Schnurrbarts“) dafür nicht. Allerdings ziert bei seinem Filmwelt-Stelldichein ein wohlgeformter „Moustache“ sein markantes Gesicht. Wo es dieses Stelldichein zu sehen gibt? Bei der „Familie Heinz Becker“.

Für einen kurzen Gastauftritt mimt er in der Folge „Die Modenschau“ den Bodybuilder „Achmed“ – und zeigt dabei, was er am besten kann: seine Mucki-Posen. Die Folge erscheint im Oktober 1994.

Der zweite Fernsehauftritt folgt im Mai 1995. Mehr als vier Millionen Menschen schauen zu, als Franz Eder sich bei „Schreinemakers-Live“ in Pose wirft. Das Motto der Sendung? „Alte Bodybuilder – was ist aus ihnen geworden?

Wagner (wir erinnern uns, der ehemalige Manager) beschreibt den Abend folgendermaßen: „Dieser einfache und bescheidene Franz Eder hatte durch seinen Auftritt und sein Auftreten in kurzer Zeit mehr für unseren geliebten Sport Bodybuilding getan, als in der Vergangenheit manch harte Arbeit von Funktionären zusammen.“

Doch der Schreinemakers-Auftritt sollte nicht die bekannteste Promo-Aktion bleiben, die seinerzeit dem Bodybuilding zu (unverhofftem?) Ruhm verhalf. Mit Fitness hatte sein nächster Auftritt vor der Kamera zwar auch zu tun. Allerdings mehr so indirekt.

Kultstatus
So, das kostet im Monat 50 Mark. […] Urlaub? […] Dann mache mir zwei Woche, mache ma dann 60 Mark.“ Dieser legendäre Dialog gehört im Saarland zum gepflegten Repertoire eines jeden Hausparty-Besuchs dazu. Aber auch brachliegende Gesichterparty-Gruppen, halbtote Wer-Kennt-Wen-Foren und durchaus lebendige Facebook-Seiten sind Zeitzeugen jener Porno-Unterhaltung. Und die ist natürlich im Kultstreifen „Exzesse im Fitnesscenter“ zu begutachten.

Kommen wir also noch einmal zur ursprünglichen Frage zurück: Wie um alles in der Welt kam der Bodybuilder Franz Eder auf die Idee, einen Schmuddelfilm zu drehen? An dieser Stelle müssen wir euch ein wenig vertrösten. Denn eine Primärquelle zu erreichen, ist uns nicht gelungen. Allerdings haben wir uns in Bexbach selbst umgehört. Demgemäß möchten wir euch nicht vorenthalten, was dort so gemutmaßt wird.

Im Grunde hört man hauptsächlich zwei Geschichten. Beide haben den gleichen Ursprung: Eine Produktionsfirma kam auf den Bodybuilder zu, bot ihm gutes Geld an. Entstehungsgeschichte Nummer eins behauptet nun, Eder sei tierisch in Darstellerin Olga verschossen gewesen. Also nahm er das Angebot wohlwollend an.

Entstehungsgeschichte Nummer zwei hingegen besagt, dass ihm nicht nur Geld zugesprochen wurde. Darüber hinaus versicherte ihm die Produktionsfirma, der Film werde hierzulande nicht veröffentlicht. So oder so: In VHS (ja, VHS!) gemeißelt blieb der Film weder vor dem europäischen noch dem deutschen Markt versteckt.

Im Rahmen der Zeitschriften-Reihe „Sex-Expreß“ [sic] gab es ihn wohl in Raststätten, Erotik-Stores und Co. zu kaufen. Vor allem mit einer Art des (rasanten) Vertriebs rechnete Franz Eder seinerzeit wohl kaum – genau, dem Internet. Dort gibt es, wenn man intensiv genug sucht, auch heute noch die vollen 15 Minuten Action zu sehen. Und der durchaus veritable Wikipedia-Eintrag, zu dem es Franz Eder gebracht hat, ist ebenso Zeitzeuge dieser Aufnahme. „Bekannt wurde Eder als ‚Mike und der Trainer‘ im Pornofilm ‚Exzesse im Fitnesscenter’“, liest man hier.

Zum Film überredet?
Wahrscheinlicher ist allerdings folgende Entstehungsgeschichte, die uns auf SOL.DE-Nachfrage ein Freund Eders (und ehemaliges Mitglied dessen Fitnessstudios) mitteilte: Demnach trainierte im Bexbacher Studio früher wohl ein Herr namens Stefan K., besser bekannt unter seinem „Darsteller-Namen“ Steve Vincent .

Dieser Steve Vincent war zu jener Zeit als Akteur in diversen Schmuddelfilmen aktiv – und brachte wohl regelmäßig Porno-Darstellerinnen zum Training mit. Unter anderem soll er auch einmal Dolly Buster ins Bexbacher Studio mitgenommen haben. Im Endeffekt, so die Aussage unserer Quelle, habe Stefan K. Franz Eder dazu überredet, den Film zu drehen.

C’est la vie
Aber seien wir doch mal ehrlich. Die ganze Sex-Geschichte bildet im Endeffekt nur den Funken, der letztlich das Franz-Eder-Feuer in aller Saarländer Herzen entfachte. Denn seine Popularität lässt sich kaum auf den Schmuddel-Schnorres inklusive Porno-Performance reduzieren. Franz Eder ist nicht deswegen „de“ Franz (oder „de“ Mike), weil er eine Karikatur portraitiert.

Vielmehr stellt der gebürtige Neunkircher den Prototypen des saarländischen Supermans dar. Ein einfacher Kerl von nebenan, in seinen regulären Klamotten völlig unscheinbar. Doch in seinem Superhelden-Kostüm, in diesem Fall das Uncle-Sam-Pumper-Shirt, ist er unaufhaltsam. Bis auf eine Sache, nämlich die Liebe.

Richtig gelesen: Das Kryptonit der Eder‘schen Fitnesserfolge war letztlich das Ende seiner Ehe. Friedbert Wagner schreibt dazu: „Erst nach der Trennung erkannte Franz, dass ein gut gebauter Körper eben nicht alles ist und kehrte dem Wettkampfbodybuilding den Rücken.“

Und heute?
Das Bexbacher Fitnessstudio gibt es schon lange nicht mehr. Besucht man die ehemalige Adresse des „Fitness-Center Franz Eder“ heute, so findet man nichts mehr vor, was auf die illustre Vergangenheit des Gebäudes hinweist.

Auch eine zweite Eder-Muckibude in der Kleinottweilerstraße, ehemals betrieben von einem Familienmitglied, machte vor einigen Jahren dicht. Die Aufschrift „Fitness in ungeahnten Dimensionen“ zierte dort einst die Fassade.

Ob Franz Eder, der heute 74 Jahre alt ist, weiterhin – obgleich auch weniger aktiv – Hanteln stemmt, steht für uns außer Frage. Denn die Geschichte des jungen Neunkircher Schlossers, der (von „Herkulesfilmen“ – animiert) zum mehrfachen Bodybuilding-Vize-Weltmeister avancierte, zeugt vor allem von einer Sache: nämlich sehr viel Ausdauer. Und die bewies er vor allem als Franz – und ein wenig auch als Mike.

Update: Nach dem Veröffentlichen des Artikels meldeten sich einige ehemalige Weggefährten sowie Ex-Mitglieder seines Studios bei uns. Sie sagen, und da stimmen alle Aussagen unabhängig voneinander überein, dass Eder sich auch heute noch guter Gesundheit erfreuen soll. In Bexbach wohne er zwar nicht mehr. Dafür trainiere er aktiv weiter. Wir wünschen der Saar-Ikone auf diesem Weg noch viele weitere gesunde sowie trainingsreiche Jahre.