Wegen Elternzeit: Polizist aus Saarbrücken berichtet von Mobbing und Benachteiligung

Eine längere Elternzeit zu nehmen ist für Väter noch eine Seltenheit. Und oftmals hat die Entscheidung Folgen. In einem Feature in der "Zeit" berichten drei Männer über Benachteiligungen und sogar Mobbing am Arbeitsplatz. Darunter auch ein Polizist aus Saarbrücken.

Nur ein Viertel der Männer, die die Elternzeit überhaupt in Anspruch nehmen, gehen für mehr als zwei Monate. Gregor Bell (Name geändert), ein Polizist aus Saarbrücken, entschied sich für ein ganzes Jahr. Das berichtet er in der „Zeit“. 

Polizist gilt wegen Elternzeit als Drückeberger

Bereits fünf Jahre lang hatte er als Kriminalkommissar gearbeitet, als er zum ersten Mal Elternzeit nahm. Zuvor war erst ein anderer Vater in der Einheit überhaupt in die Erziehungszeit gegangen – und das nur für einige Monate. Bells Entscheidung stieß auf Ablehnung der anderen Polizistinnen und Polizisten, sagt er in der Zeitung. Seither gelte er auf seinem Arbeitsplatz als Drückeberger. „Der nimmt sich was raus“, sei die gängige Haltung gewesen. Diese sei sogar in Mobbing umgeschlagen. 

Kolleginnen und Kollegen nannten ihn „Röckchen“

Nachdem Bell vor seiner Elternzeit an einem Tatort den Rock eines Opfers sichergestellt hatte, wurde er verhöhnt: Er habe ja nun seine Arbeitskleidung für die Elternzeit. Der Vater schildert in der „Zeit“, wie einige Kollegen ihn wochenlang „Röckchen“ nannten. Zeit für die Kindererziehung zu nehmen, sei in den Augen der Polizisten eine Frauenaufgabe. Und er damit eine Frau.

Versprechungen waren nach der Elternzeit hinfällig

Schlimmer sei für ihn jedoch die Behandlung nach der Elternzeit gewesen. Plötzlich sei er nur noch abgewimmelt worden. Von einer versprochenen Hospitation in einem anderen Bereich war plötzlich keine Rede mehr. Auch andere Fortbildungen und Führungsaufgaben, die in Aussicht gestellt worden waren, gingen plötzlich an andere Kollegen. Dadurch verlor Bell nicht nur in dem Jahr Abwesenheit, sondern auch danach wichtige Pluspunkte, die für eine Beförderung und damit bessere Bezahlung nötig sind. 

„Mehr Solidarität unter Vätern bei der Polizei“

Gregor Bell wünscht sich heute mehr Solidarität unter den Vätern bei der Polizei. Zudem sollten vor der Elternzeit Vereinbarungen mit den Vorgesetzten getroffen oder Seminare angeboten werden, so der Polizist.  Für ihn steht im kommenden Jahr die dritte Elternzeit an. Während dieser will er sich wohl einen anderen Fachbereich an einer anderen Dienststelle suchen. Er hofft, dann seinen Drückeberger-Status loszuwerden und neu anfangen zu können. 

In der „Zeit“ berichten auch zwei weitere Väter von Mobbing, Benachteiligung und sogar Kündigung wegen der Elternzeit. Da die Anonymität gewahrt werden soll, wurden die genauen Arbeitgeber nicht preisgegeben oder konfrontiert. Für die Äußerungen liegen laut „Zeit“ einige Belege vor, die Geschichten wurden zudem auf Plausibilität geprüft.

Verwendete Quellen:
– ZeitOnline