Wahl-Saarländer „Calli“ wird 75 Jahre alt – nur noch für diesen Verein würde er arbeiten

Reiner Calmund feiert am heutigen Donnerstag seinen 75. Geburtstag. Der Ex-Manager von Bayer Leverkusen verfolgt den Fußball noch immer sehr genau. Arbeiten würde er im Notfall aber nur noch für einen Verein.
"Calli" feiert am Donnerstag seinen 75. Geburtstag. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk
"Calli" feiert am Donnerstag seinen 75. Geburtstag. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk

Reiner Calmund wird 75 – nur noch für diesen Verein würde er arbeiten

Reiner Calmund würde nur für einen einzigen Club im Notfall nochmal als Fußball-Manager arbeiten. „Ich habe diese Laufbahn im Fußball für mich eigentlich schon lange abgehakt“, sagte Calmund der Deutschen Presse-Agentur. Nur bei seinem Ex-Verein Bayer Leverkusen könnte er unter ganz besonderen Bedingungen nochmal schwach werden. „Wenn die sich morgen mit Alarmstufe 1 bei mir melden und mich fragen sollten, ob ich das für drei Monate machen kann, dann würde ich es machen. Aber nirgendwo anders. Nur in der Not beim alten Club“, sagte der in Saarlouis lebende Ex-Funktionär.

Calmund hat von 1976 bis 2004 für die Leverkusener gearbeitet und danach keine offizielle Funktion im Fußball mehr bekleidet. Am heutigen Donnerstag (23. November 2023) wird er 75 Jahre alt. Von einem Comeback bei seinem alten Arbeitgeber ist er derzeit weit entfernt, weil Bayer nach einem exzellenten Saisonstart derzeit die Tabelle anführt. „Ich würde mich unwahrscheinlich freuen, wenn sie die Schale gewinnen würden“, sagte Calmund. „Aber ich sehe die Chancen trotz ihres fantastischen Fußballs nur bei 30, 40 Prozent. Die Bayern haben einfach seit Jahren den besten Kader und die größte Erfahrung im Titelrennen.“

75 Fragen zum 75. Geburtstag

Vor seinem 75. Geburtstag stellte die „Sport Bild“ ihm derweil 75 Fragen und druckte „das schnellste Calli-Interview aller Zeiten“ auf vier Seiten. Wer den redebedürftigen Calmund kennt, ahnt, was für eine Herausforderung es für ihn gewesen sein muss, 75 Mal nur mit einem Satz zu antworten. Er schaffte es trotzdem irgendwie. Doch nach all seinen Interviews in den vergangenen Tagen fällt es tatsächlich schwer, ihn noch zu überraschen. Bis er am Telefon plötzlich doch kurz ins Stocken gerät.

„Ziemlich ausgebrannt“

„Mensch Jung, damit haste mich jetzt echt zum Nachdenken jebracht“, sagt er auf typische Calli-Art, als er nach seinem Ende als Fußball-Manager im Jahr 2004 gefragt wird. Von 1976 bis zu eben jenem Sommer vor fast 20 Jahren hatte er für Bayer Leverkusen gearbeitet, und die Bilanz mit seinem Herzensclub liest sich durchaus beeindruckend. Auch dank seiner Umtriebigkeit feierte Bayer die bis heute größten Erfolge seiner Vereinsgeschichte: UEFA-Cup-Sieger 1988, DFB-Pokalsieger 1993, Champions-League-Finalist 2002. In Erinnerung bleiben natürlich auch noch die für ihn tragischen Vizekusen-Jahre, als der Werksclub zwischen 1997 und 2002 viermal Zweiter in der Bundesliga wurde.

Aber trotzdem: Im zarten Manager-Alter von 55 Jahren verließ Calmund Leverkusen im Sommer 2004 als jemand, der aus einem ehemaligen Zweitligisten einen Spitzenclub geformt hatte. Warum also hat er danach nie wieder in offizieller Funktion für einen anderen Verein gearbeitet? Wieso gelang einem wie ihm, der das Rampenlicht nicht verabscheut hat, so konsequent der Abschied aus einem so schillernden Business? Er denkt also über eine Antwort nach. „Da muss ich schon überlegen. Ich hatte direkt ein, zwei gute Angebote, war aber auch ziemlich ausgebrannt. Fast 30 Jahre am Stück, immer in der Verantwortung, immer unterm Brennglas, das macht dich schon leer“.

Abstecher ins Showbusiness

In einem USA-Urlaub mit seiner Frau Sylvia tankt er Kraft, im Spätsommer 2004 fühlt er sich dann eigentlich wieder bereit. Doch anstatt eines Bundesligisten meldet sich RTL. Der TV-Sender will ihn für die Unterhaltungsshow „Big Boss“, wo Calmund in elf Sendungen aus zwölf Kandidaten eine junge Führungskraft aussuchen soll. Er sagt zu, nebenbei schließt er „dicke Werbeverträge“ mit großen Unternehmen ab und wird als Botschafter für die WM 2006 in Deutschland engagiert. „Ich habe mit all diesen Dingen dann auf einmal in zwei Jahren das verdient, wofür ich fünf Jahre in der Bundesliga hätte arbeiten müssen“, erzählt er. „Dat war schon gigantisch.“

Es ist aber nicht nur das Geld, das ihm den Abschied vom Fußball erleichtert. „Mit Big Boss war er auf einmal in einer Parallelwelt“, erinnert sich seine Ehefrau Sylvia. „Er war dann drei Monate erst mal weg. Das hat ihn dermaßen stark eingenommen, dass er überhaupt keine Zeit hatte, an Fußball zu denken.“ Calmund geht im Unterhaltungsgeschäft auf, er entdeckt eine neue Leidenschaft. „Er war der Öffentlichkeit ja vorher als Strippenzieher im Fußball bekannt. Durch Big Boss entstand dann so ein bisschen das Bild von ihm als Manager eines Wirtschaftsunternehmens“, meint Sylvia.

Jedenfalls beginnt ab diesem Zeitpunkt eine neue Karriere im Leben von Reiner Calmund. Er wird in Koch- und Talkshows eingeladen, 2009 wird sogar eine „Abspeck-Doku“ von ihm und dem Musiker Joey Kelly ausgestrahlt. Bis heute findet Calmund auf den verschiedensten Kanälen statt. Er wechselt praktisch von einem Unterhaltungsbusiness ins andere. Zurück ins Showgeschäft Bundesliga geht es für ihn jedoch nie mehr.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur