Geldautomaten-Sprenger werden laut Ermittlern immer skrupelloser – Vorfälle auch im Saarland

Der "Trend" von Geldautomaten-Sprengungen geht weiter nach oben. Und die Attacken werden gefährlicher.
Im Landkreis Südwestpfalz wurde ein Geldautomat gesprengt. Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Matthias Bein
Im Landkreis Südwestpfalz wurde ein Geldautomat gesprengt. Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Matthias Bein

Ermittler: Geldautomaten-Sprenger werden immer skrupelloser

Mehr Sprengstoff, mehr Schaden: Geldautomaten-Sprenger werden bei ihren Attacken immer skrupel- und rücksichtsloser. Das sagte der Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) Rheinland-Pfalz, Bastian Kipping, in Mainz. Inzwischen werde in 80 bis 90 Prozent der Fälle Festsprengstoff eingesetzt. „Da ist der Schaden um ein wesentliches höher.“ Bisher habe es „zum Glück sehr wenig Personenschäden“ gegeben. „Aber das Risiko wird natürlich immer höher dafür“, so der Kriminalhauptkommissar des LKA.

In früheren Jahren hätten die Täter vor allem Gas zur Explosion von Geldautomaten benutzt – mit geringeren Schäden. Banken hätten sich gegen jene Angriffe gewehrt, indem sie Gasneutralisierungssysteme eingebaut hätten, erzählte Kipping. Das heißt: Eingeleitetes Gas wird automatisch neutralisiert, es kommt nicht zur Sprengung. Die Folge: Die Täter seien auf Festsprengstoff umgestiegen.

Fast 2,8 Millionen Euro Schaden

Der im laufenden Jahr verursachte Schaden belaufe sich (bis 22. Mai) auf insgesamt fast 2,8 Millionen Euro, teilte Innenminister Michael Ebling (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Fraktion mit. Die Schadenserhebungen seien teils noch nicht abgeschlossen.

Sprengungen in nur wenigen Minuten

Laut LKA dauern die nächtlichen Sprengungen nur wenige Minuten. Anschließend rasten die Täter in hochmotorisierten Autos auch über Landesgrenzen davon.

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„Sie fahren mit (Tempo) 240 aufwärts“. Teils führen Fluchtrouten nach Taten im angrenzenden Saarland auch durch Rheinland-Pfalz.

Die Sache mit den Farbpatronen

Das LKA beobachte aus anderen europäischen Ländern, dass Farbpatronen in Automaten Täter ausbremsten. Kommt es zu einer Sprengung, wird das Geld dabei eingefärbt und ist für die Täter unbrauchbar. Bisher gebe es solche Farbpatronen nur vereinzelt in deutschen Bankautomaten. Allerdings sei die Dichte an Automaten mit rund 60.000 bundesweit viel höher als anderswo. „Die Deutschen lieben ihr Bargeld.“ In anderen Ländern werde viel mehr mit Karte bezahlt, sagte Kipping.

„Methoden-Mix“ als Empfehlung

Die Fachleute der Polizei würden Banken „einen Methoden-Mix“ empfehlen: Neben Farbe gehörten Nebelsysteme und Nachtschließzeiten dazu. Zudem werde „an risikohaften Orten“ wie in der Nähe von Autobahnen auch zur Schließung geraten. Einige Geldinstitute haben Geldausgaben bereits zeitlich eingeschränkt. Zudem gibt es Stilllegungen von Automatenauch im Saarland.

Viele Täter wohl aus den Niederlanden

Viele der mutmaßlichen Täter kommen nach Erkenntnis des LKA aus den Niederlanden. Für die deutschen Strafverfolgungsbehörden sei die Verfolgung kompliziert, da man auf die Hilfe der Niederländer:innen angewiesen sei, sagte Professor Hofmann. „Das klappt nicht immer reibungslos, weil die niederländische Polizei schlicht andere Prioritäten hat.“

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– eigene Berichte