Notlage von Frau ausgenutzt: Ehepaar wegen Zuhälterei verurteilt

Ein Ehepaar aus Saarbrücken hat offenbar die Not einer verschuldeten Frau ausgenutzt. Das Paar brachte die Frau zur Prostitution und kassierte fast den ganzen Liebeslohn ab. Jetzt wurde das Paar wegen Zuhälterei verurteilt, zahlt 170 000 Euro Schadensersatz.

Das Landgericht hat ein Ehepaar aus Saarbrücken wegen Zuhälterei zu Gefängnisstrafen verurteilt. Der 46 Jahre alte Mann und die 52 Jahre alte Frau hatten zuvor gestanden, dass sie eine massiv verschuldete Bekannte zur Prostitution gebracht und zwischen 2013 und 2016 systematisch ausgenutzt haben. Dabei soll das Ehepaar mehr als Hunderttausend Euro erbeutet haben, die es für ein Luxusleben nutzte. Unter anderem soll es sich vier Autos geleistet haben – einen Lamborghini, einen BMW-Geländewagen, einen Peugeot und einen Porsche.

Vor Gericht erklärten sich die beiden Angeklagten bereit, an ihre zwischenzeitlich 42 Jahre alte Bekannte Schadensersatz und Schmerzensgeld in Höhe von insgesamt 170 000 Euro zu zahlen. Diese finanzielle Wiedergutmachung und das Geständnis des Duos werteten die Richter als strafmildernd. Der angeklagte Mann wurde deshalb wegen Zuhälterei zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt, seine Frau zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung. Frühere Vorwürfe aus der Anklageschrift, wonach der Mann das Opfer im Beisein seiner Ehefrau körperlich massiv misshandelt haben soll, bestätigten sich vor Gericht nicht. Der Angeklagte räumte aber ein, dass er gelegentlich mit Schlägen nachgeholfen habe, wenn nicht alles so lief, wie er wollte.

Nach Aussage der betroffenen Frau hatte sie den Angeklagten kennen gelernt, als sie vor Jahren mit dessen Bruder zusammen war. Sie habe ihn geschätzt und ihm vertraut. Er habe ihr angeboten, bei der Tilgung ihrer sehr hohen privaten Schulden und bei der Wohnungssuche zu helfen. Er habe ihr einen Job in einem Imbiss und in einem Lokal besorgt. Dann habe er gesagt, das so verdiente Geld reiche nicht, sie müsse etwas anderes arbeiten – vielleicht in einem Sex-Kino. So sei sie 2011/2012 ins Rotlicht-Milieu abgerutscht. Dazu die Frau vor Gericht: „Ich hatte so viele Schulden, da habe ich es halt probiert.“

Nach einer gewissen Zeit habe der Angeklagte gesagt, das im Sex-Kino und mit Nebenjobs in einer Bäckerei und einem Imbiss verdiente Geld reiche nicht für die Schulden. Er habe ihr vorgeschlagen, auch auf der Straße der Prostitution nachzugehen. Das habe die Frau ab 2013 getan. Dabei sei sie von beiden Angeklagten ständig überwacht worden. Sie habe pro Tag mindestens 200 Euro verdienen müssen, das entspreche zehn Freiern. Jeden sexuellen Kontakt habe sie per Telefon melden müssen. Das verdiente Geld musste die Frau abgeben. Sie bekam angeblich lediglich 20 Euro pro Woche für Essen und Hygieneartikel. Und ihre Schulden, wegen derer sie sich ursprünglich prostituiert hatte, wurden nicht weniger. Dafür baute sie immer mehr ab, bis sie schließlich zur Polizei ging.