Schlangenhalter aus Schiffweiler geschnappt – Waffen, Drogen und Munition in der Wohnung

Mehr als 24 Stunden wurde nach dem Mann gesucht, dessen Giftschlangen in Schiffweiler ausgebüxt waren. Am Donnerstagabend griffen die Polizeikräfte schließlich in Neunkirchen zu.
Der Halter der Schlangen wurde gefasst. Foto: BeckerBredel
Der Halter der Schlangen wurde gefasst. Foto: BeckerBredel

Schlangenhalter gefasst

Die Polizei hat den geflüchteten Halter der giftigen Tiere aus Schiffweiler gefasst. Zielfahnder lokalisierten den 37-Jährigen am Donnerstagabend (12. Januar 2023) gegen 19:15 Uhr in Neunkirchen, so die Polizei in einer Pressemitteilung. Er sitzt nun in der JVA Saarbrücken. Auch SEK-Beamte, Ermittler:innen einer mobilen Einsatzgruppe und Neunkircher Polizisten waren bei der Festnahme dabei, da nicht auszuschließen war, ob der Mann über Waffen verfügt. Er ließ sich jedoch widerstandslos festnehmen.

Mann per Haftbefehl gesucht

Der Mann war mit Haftbefehl gesucht worden. Ende September 2022 hatten Beamte des Rauschgiftdezernates auf einen
Durchsuchungsbeschlusses hin die Wohnung des 37-Jährigen im Kreis Neunkirchen überprüft. Der Bewohner war zwar abwesend, allerdings fanden die Ermittler eine größere Menge Rauschgift, Waffen und Munition.

Das Amtsgericht Saarbrücken hatte daher einen U-Haftbefehl wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz
sowie das Kriegswaffenkontrollgesetz ausgestellt. Die Fahndung erlief jedoch zunächst erfolglos. Daher übernahmen Beamte des LPP 245 im November 2022 die Fahndung nach dem Flüchtigen.

Aufregung wegen Schlangenfund in Schiffweiler

Die giftigen Tiere hatten am Mittwoch der Woche für Aufsehen im Schiffweiler Ortsteil Landsweiler-Reden gesorgt. Zunächst war vor einem Mehrfamilienhaus in der Hauptstraße eine giftige Hornviper entdeckt worden. Nach dem Fund hatten Einsatzkräfte mit einem Experten die Wohnung des 37-Jährigen geöffnet. Dort fanden sie den Angaben zufolge eine zweite Giftschlange frei in der Wohnung sowie mehrere offenbar ebenfalls giftige Spinnen, die nur zum Teil in einem Terrarium waren. Die Einsatzkräfte evakuierten das Haus, dichteten es ab und brachten die beiden Schlangen in einen Zoo. Wie die Tiere entwischen konnten, ist noch unklar.

Tierhalter ruft Bürgermeister an

Von dem Tierhalter fehlte jede Spur. Kurios: Er hatte zwischendurch Bürgermeister Markus Fuchs (SPD) angerufen, um ihm zu sagen, dass er zuletzt vier Schlangen besessen hatte. Mittlerweile wurden sie laut Medienberichten alle entdeckt. Die Bewohner:innen können wohl am Freitag zurück ins Haus.

Tierschützer: Bedrohung nicht für Halter, sondern auch für Dritte

„Fälle wie dieser kommen immer wieder vor und zeigen den dringenden Handlungsbedarf eindrücklich auf, denn entkommende Gefahrtiere stellen nicht nur eine Bedrohung für den Haltenden dar, sondern auch für Dritte“, sagte Projektleiterin Katharina Lameter von der Tierschutzorganisation „Pro Wildlife“ der Deutschen Presse-Agentur. Bisher gebe es in Deutschland keine bundeseinheitlichen Gesetze, die die Privathaltung von Wildtieren regulieren oder verbieten.

Keine Regelungen im Saarland

Während die Mehrheit der Bundesländer auf diesen „Missstand“ reagiert und Gefahr- beziehungsweise Gifttierverordnungen erlassen habe, gebe es im Saarland keinerlei Regelungen, die die Privathaltung von gefährlichen Tieren regulierten, kritisierte Lameter. Zwar habe das Saarland 1988 bis 2006 eine Gefahrtierverordnung gehabt, diese sei jedoch ausgelaufen und nicht durch eine neue ersetzt worden.

Pro Wildlife will Positivliste in allen Bundesländern

„Pro Wildlife“ fordert daher eine bundesweit einheitliche Positivliste für Heimtiere, wie dies bereits in vielen anderen europäischen Ländern geschehen sei. Eine Positivliste erlaube ausschließlich die Privathaltung und den Handel von Tierarten, die sich unter Berücksichtigung von Tier-, Arten- und Naturschutz sowie Gesundheit und Sicherheit als Haustiere eignen.

Viele holen sich exotische Tiere nach Hause

„In Deutschland besteht dringender Handlungsbedarf“, sagte Lameter. Jährlich würden mehr als 2.000 verschiedene Arten – exotische Säugetiere, Reptilien und Amphibien – als „Haustiere“ zum Verkauf angeboten, darunter auch gefährliche Tiere wie Giftschlangen oder Löwen. Dies zeige eine von „Pro Wildlife“ im Auftrag des Bunderumweltministeriums und des Bundesamts für Naturschutz durchgeführte Studie, die 2020 veröffentlicht wurde.

Umweltministerium: Regelung wäre sinnvoll

Nach früheren Angaben eines Sprechers des Umweltministeriums gilt im Saarland die Polizeiverordnung über den Schutz der Bevölkerung vor gefährlichen Hunden. „Eine darüber hinausgehende Gefahrtierverordnung ist gegenwärtig nicht geplant“, hatte er der dpa kürzlich auf Anfrage mitgeteilt. Wildtierhaltungen seien nach dem Tierschutzgesetz weder anzeige- noch meldepflichtig. Man halte es jedoch für sinnvoll, „eine Regelung für den Umgang und die Haltung mit gefährlichen Tieren – vor allem Exoten – zu etablieren“.

Verwendete Quellen:
– Saarbrücker Zeitung
– Saarländischer Rundfunk
– Deutsche Presse-Agentur