Lauterbach will Schulen im Herbst nicht schließen

Der Corona-Sommer ist nicht so entspannt wie sonst - und die kältere Jahreszeit naht. Die Regierung bereitet dafür gerade auch rechtliche Möglichkeiten vor. Ein Instrument kommt nun wohl schon mal vom Tisch.
Lauterbach schließt Schulschließungen im Herbst aus. Foto: dpa-Bildfunk
Lauterbach schließt Schulschließungen im Herbst aus. Foto: dpa-Bildfunk

Die Corona-Schutzregeln für den Herbst sollen nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ohne Schließung von Schulen auskommen. „Die Möglichkeiten für Schulschließungen wird es nicht mehr geben“, sagte der SPD-Politiker am Freitag (29. Juli 2022) dem ARD-Hauptstadtstudio. Insgesamt seien aber „viele weitergehende Maßnahmen“ für unterschiedliche Szenarien vorgesehen, die die Länder und teils auch der Bund einsetzen könnten.

Verbände beklagen Lernrückstände

Das Robert Koch-Institut (RKI) sieht in der Corona-Sommerwelle vorerst keine Entspannung der Lage. Bildungsverbände warnen nach zweieinhalb Schuljahren unter dem Einfluss der Pandemie vor der Gefahr dauerhafter Lernrückstände.

Lauterbach: Über viele Monate hohe Fallzahlen zu erwarten

Lauterbach sagte mit Blick auf den Herbst, es seien über viele Monate hohe Fallzahlen zu erwarten. Zur Vorbereitung von Schutzvorkehrungen verhandele er mit Justizminister Marco Buschmann (FDP) über ein „sehr gutes Paket“, das bald vorgestellt werden solle. „Wir werden das haben, was wir benötigen.“ Dabei geht es um Anschlussregelungen der Corona-Bestimmungen im Infektionsschutzgesetz, die am 23. September auslaufen. Sie sind die Rechtsgrundlage für Maßnahmen der Länder und nennen mögliche Instrumente. Zum Frühjahr waren sie auf Druck der FDP stark zurückgefahren worden. Allgemeine Maskenpflichten beim Einkauf oder für Veranstaltungen und Zutrittsregeln wie 2G und 3G fielen weg.

Regierung will über Long Covid aufklären

Lauterbach kündigte eine Aufklärungskampagne an, die Long Covid – also länger anhaltende Beschwerden nach Infektionen – stark in den Vordergrund stellen soll. Viele Jüngere dächten, dies sei nur ein Thema für Ältere, diese Risikowahrnehmung sei aber nicht korrekt. „Über einen falschen Atemzug kann man sich sein Leben kaputt machen.“ Impfungen könnten das Risiko für Long Covid senken. Bei Jüngeren zeige sich Long Covid mit Konzentrationsproblemen und Erschöpfung, was auch die Berufsausübung beeinträchtigen könne. Lauterbach appellierte an die Länder, in Schulen mehr Luftfilter einzusetzen.

Lehrer: Erhebliche Bildungsrückstände

Mit Blick auf die Schulen warnen Bildungsexperten vor anhaltenden Lernrückständen. „Die Defizite, die sich durch Unterrichtsausfall und Fernunterricht in den Corona-Jahren bei vielen Schülern angestaut haben, sind noch immer erheblich“, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Die Politik kleistert diese Tatsache momentan damit zu, dass sie Anforderungen absenkt, Prüfungen erleichtert und das Sitzenbleiben erschwert oder gar verbietet.“

Eine regelmäßige Studie (IQB-Bildungstrend), die Anfang des Monats von der Kultusministerkonferenz vorgestellt wurde, hatte zum Beispiel gezeigt, dass Grundschulkinder zunehmend Mathe- und Deutschprobleme haben und im Zehn-Jahres-Vergleich in ihren Kompetenzen deutlich zurückgefallen sind. Die Corona-Einschränkungen an Schulen sind nach Einschätzung der Autoren „zumindest teilweise“ verantwortlich dafür.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur