Schnelltests erkennen Omikron oft nicht – Forscher fordern Empfehlungsliste

Für den Zugang zu bestimmten Bereichen oder Veranstaltungen ist aktuell oft ein Corona-Schnelltest erforderlich. So sollen Infektionen noch vor dem Betreten erkannt werden. Grundsätzlich sinnvoll, aber es gibt ein Problem: Viele der Tests erkennen die Omikron-Variante nicht.
Die meisten Antigen-Schnelltests erkennen eine Omikron-Infektion nur bei sehr hoher Viruslast. Symbolfoto: Sebastian Gollnow/dpa-Bildfunk
Die meisten Antigen-Schnelltests erkennen eine Omikron-Infektion nur bei sehr hoher Viruslast. Symbolfoto: Sebastian Gollnow/dpa-Bildfunk

Ein Großteil der gängigen Corona-Schnelltests ist nicht zuverlässig beim Feststellen einer Omikron-Infektion. Forscher:innen von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität haben neun handelsüblichen Antigen-Schnelltests bezüglich der Erkennung von Omikron und Delta untersucht. Die Bilanz, die das Fachmagazin „Medical Microbiology and Immunology“ nun veröffentlichte, ist jedoch ernüchternd. Acht der Tests wiesen die Omikron-Variante schlechter nach, als die frühere Variante, für die das Paul-Ehrlich-Institut die Tests unter anderem geprüft hatte.

Negatives Ergebnis sei kein „Freifahrtschein“

Studienleiter Oliver Keppler warnte daher: „Man darf niemals ein negatives Ergebnis als Freifahrtschein nehmen“. Insbesondere in der aktuellen Omikron-Welle seien Maßnahmen wie Abstandhalten und Maskentragen nötig, um sich und andere zu schützen. „Das asymptomatische Testen mit Selbsttests macht aus meiner Sicht wenig Sinn“, so der Virologe. Es schaffe eine trügerische Sicherheit. Bei Symptomen dagegen sei neben der Einschränkung von Kontakten auch Testen mit einem guten Antigen-Schnelltest ratsam. Die Viruslast sei dann meist höher und die Tests schlagen eher an.

Liste mit geeigneten Tests benötigt

Keppler fordert daher – wie auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach – die Veröffentlichung einer kurzen Liste mit gut geeigneten Tests. Mittlerweile seien 580 Tests auf dem Markt. „Die einäugigen unter den blinden Tests für die Erkennung von Omikron müssen nun rasch durch das Paul-Ehrlich-Institut identifiziert und veröffentlicht werden“, so der Forscher. Dazu würden seiner Ansicht nach zehn problemlos verfügbare Tests ausreichen.

Viele Tests erkennen Omikron nur bei sehr hoher Viruslast

Bei ihrer Studie hatten die Wissenschaftler:innen zwischen Ende Oktober 2021 und der dritten Januarwoche 2022 insgesamt 166 per PCR und Sequenzierung bestimmte Corona-Fälle untersucht. Davon waren 101 Omikron- und 65 Delta-Infektionen. Von den neun untersuchten Schnelltests kam zumindest keiner auf ein falsch positives Ergebnis.

Die Testempfindlichkeit ließ jedoch zu wünschen übrig. So schlugen die Tests bei einer sehr hohen Omikron-Viruslast (mit einem Ct-Wert kleiner 25) bei nur 31 bis rund 78 Prozent der Abstrichproben an. Bei mittlerer Viruslast (mit Ct-Werten zwischen 25 und 30) lag die Trefferquote bei Omikron nur bei null bis gut acht Prozent. Dagegen erkannten fast alle Tests zu mehr als 70 Prozent Delta-Infektionen bei sehr hoher Viruslast. Bei mittlerer Viruslast waren es auch hier jedoch nur noch 0 bis 28 Prozent. Um eine Nachweiswahrscheinlichkeit von 95 Prozent zu erreichen, musste bei manchen Tests die Viruslast in einem Abstrich bei Omikron bis zu hundertmal so hoch sein wie bei Delta.

„Insgesamt besteht eine enorme Heterogenität der Antigen-Schnelltests zum Nachweis von Omikron“, sagte Keppler. „Einerseits muss dies klar kommuniziert werden und anderseits rasch eine Liste mit brauchbaren Tests veröffentlicht werden.“

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur