Forscher erwarten Zunahme dieser gefährlichen Mückenart in Deutschland

Stiche von Kriebelmücken tun weh - und können gefährlich für Mensch und Tier sein. Forschende warnen vor einer Zunahme der Insekten.
Eine Nahaufnahme einer Kriebelmücke. Forscher gehen davon aus, dass Kriebelmücken in Zukunft häufiger vorkommen werden. Foto: Foto: Dorian D. Doerge/Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum/dpa
Eine Nahaufnahme einer Kriebelmücke. Forscher gehen davon aus, dass Kriebelmücken in Zukunft häufiger vorkommen werden. Foto: Foto: Dorian D. Doerge/Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum/dpa
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Stiche können gefährlich sein: Forscher erwarten Zunahme von Kriebelmücken

Sie sind nur zwei bis sechs Millimeter groß, und sie ähneln harmlosen Stubenfliegen, doch ihre Stiche sind sehr unangenehm: Kriebelmücken. Einer Studie von Forschenden der Goethe-Universität und des Senckenberg Forschungszentrums in Frankfurt zufolge könnten die Insekten hierzulande bald deutlich häufiger vorkommen. Zukünftige höhere Temperaturen könnten „zu verkürzten Entwicklungszeiten, zu mehr Generationen pro Jahr und damit insgesamt zu einem häufigeren Auftreten von Kriebelmücken führen“, erklärte das Forschungsteam.

Kriebelmücken können Krankheitserreger übertragen

Die überwiegend schwarzen Insekten gehören laut Forschern zu den „Poolsaugern“: Weibliche Tiere raspeln mit scharfen „Zähnchen“ die Haut auf und nehmen anschließend den sich dort bildenden Blutstropfen zu sich. Durch die von den Mücken in die Wunde eingeleiteten Substanzen könnten die Stiche schwerwiegende allergische Reaktionen auslösen, erklärte Sven Klimpel von der Universität Frankfurt. „Kriebelmücken sind zudem vektorkompetent, also in der Lage, durch ihren Stich Infektionskrankheiten auslösende Erreger zu übertragen“, sagte Klimpel.

Der bekannteste durch Kriebelmücken übertragene Erreger sei der auf dem afrikanischen Kontinent heimische Fadenwurm Onchocerca volvulus, der die sogenannte Flussblindheit auslösen könne. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben infolge der Krankheit weltweit bereits mehr als 1,15 Millionen Menschen einen Sehverlust erlitten.

Arten in drei Gruppen eingeteilt

Etwa 98 Prozent der insgesamt 2.000 auf allen Kontinenten – mit Ausnahme der Antarktis – vorkommenden Kriebelmücken-Arten ernährten sich von Blut, sagte Mitautorin Sarah Cunze von der Universität Frankfurt. In Deutschland wurden bisher 57 Kriebelmücken-Arten entdeckt. Anhand von 1.526 Datensätzen aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen haben die Forscherinnen und Forscher die zwölf häufigsten dort heimischen Arten in drei biogeografische Gruppen unterteilt: „Arten, die an Gewässeroberläufen leben, über verschiedene Landschaften weit verbreitete Arten und Tieflandarten“, erklärte Cunze.

„Besonders aggressives Stechverhalten“

Für die drei Gruppen sagen die Forschenden in ihrer aktuellen Studie unterschiedliche Entwicklungen voraus: Die Gruppe der Arten mit einem Verbreitungsschwerpunkt in den Gewässeroberläufen wird aufgrund steigender Temperaturen und zunehmender chemischer Belastung der Gewässer als potenziell gefährdet eingeschätzt. Tieflandarten hingegen zeichneten sich durch eine höhere Toleranz gegenüber menschengemachten Veränderungen aus und könnten in Zukunft häufiger auftreten. Zu ihnen gehören auch medizinisch bedeutende Arten. Sie zeichnen sich durch ein besonders aggressives Stechverhalten gegenüber Säugetieren und Menschen aus und treten häufig in sehr großer Zahl auf.

In weiteren Arbeiten möchte das Forscherteam durch Labortests klären, inwieweit Kriebelmücken-Arten in der Lage sind, bestimmte Erreger von Infektionskrankheiten unter in Europa herrschenden Bedingungen zu übertragen.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur