Hermeskeil schlägt Alarm: Aufnahmeeinrichtung völlig überfüllt

Es kommen mehr geflüchtete Menschen nach Rheinland-Pfalz, selbst erweiterte Aufnahmeeinrichtungen des Landes sind voll, wie das Beispiel Hermeskeil zeigt. Der Stadtrat dort hat eine Resolution beschlossen und appelliert an das Land.
Eingangsschranken vor einer Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA). Foto: Harald Tittel/dpa
Eingangsschranken vor einer Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA). Foto: Harald Tittel/dpa

Zahl der Geflüchteten in Rheinland-Pfalz steigt

Angesichts des Anstiegs der Zahl der nach Rheinland-Pfalz kommenden Flüchtlinge geraten die Aufnahmekapazitäten des Landes an ihre Grenzen. Die Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende (AfA) sind aktuell zu 95 Prozent belegt (Stand: 17. Oktober 2023), wie das Integrationsministerium in Mainz mitteilte. Insgesamt stünden momentan 7.470 Plätze in den landeseigenen Einrichtungen zur Verfügung. Ende September hatte die Auslastung bei 93 Prozent gelegen (Stand: 25. September 2023).

In der vergangenen Woche kamen dem Ministerium zufolge 634 geflüchtete Personen nach Rheinland-Pfalz, in der ersten Oktoberwoche waren es 517. Im gesamten September wurden demnach 1.859 sogenannte Zugänge nach dem elektronischen Verteilsystem „Easy“ gezählt. Davor waren es im August 1.593 gewesen, im Juli 1.249.

Die Zahlen liegen deutlich über denen des Vorjahreszeitraums. Im September 2022 kamen dem Ministerium zufolge 1.405 Menschen nach Rheinland-Pfalz, im August und Juli 2022 waren die Zahlen mit 811 und 884 recht stabil gewesen. Über den Anstieg der Flüchtlingszahlen hatte zuvor auch der SWR berichtet.

Resolution in Hermeskeil: Afa ist zu voll

Der Stadtrat von Hermeskeil im Landkreis Trier-Saarburg verabschiedete am Mittwochabend einstimmig eine Resolution und fordert darin eine geringere Belegung der dortigen AfA. In der Resolution, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, wird unter anderem die Einhaltung der vereinbarten Maximalkapazität von 1.000 Menschen in der Einrichtung gefordert – und damit auch eine „sozialverträgliche Unterbringung der Asylbegehrenden“.

Das Integrationsministerium Mainz teilte mit, die AfA in Hermeskeil sei nicht überbelegt. Zwar seien dort 1.630 Menschen untergebracht (Stand: 17. Oktober 2023), damit sei sie aber nur zu 98 Prozent voll. Mit einer dichteren Belegung und mit dem Aufbau von Containern sei die Kapazität im vergangenen Jahr ausgebaut worden. „Diese Kapazitätserweiterung und die Belegung ist den sehr hohen Zugangszahlen seit dem Sommer 2022 geschuldet.“ Die Resolution des Stadtrats mit der Zahl 1.000 beziehe sich auf eine Vereinbarung aus dem Jahr 2015, also vor der Erweiterung.

Stadtbürgermeisterin Lena Weber (SPD) sagte der dpa, es gebe für die Menschen in der AfA keinen Raum mehr für Privatsphäre. Auch darauf solle die Resolution aufmerksam machen. Gleichzeitig sei der Kommune auch bewusst, dass das Land vor einer „Riesenherausforderung“ stehe.

Kapazitäten wurden um fast 4.000 Plätze erweitert

Laut Integrationsministerium wurde die Aufnahmekapazität des Landes insgesamt seit Februar 2022 bereits von 3.300 auf aktuell rund 7.500 Plätze ausgebaut. In wenigen Tagen seien es mit der Inbetriebnahme der Einrichtung im Moselpark in Bernkastel-Kues dann rund 8.000 Plätze. Weitere Liegenschaften seien in der Prüfung.

Viele alleinstehende Männer ohne Perspektive kommen in Afa an

In der Resolution des Stadtrates hieß es weiter, die Bewohnerschaft der AfA habe sich massiv verändert. Seien es 2015 noch überwiegend Familien mit Kindern gewesen, seien es nun „hauptsächlich einzelne, männliche Heranwachsende oder junge Männer, die teilweise keine Bleibeperspektive in Deutschland haben“. Diese veränderte Situation wirke sich auch auf die Lebensverhältnisse in Hermeskeil und das Zusammenleben in der AfA aus.

Das Integrationsministerium teilte mit: „Es ist uns bewusst, dass die erhöhte Belegung der Einrichtung mit einer höheren Belastung der lokalen Infrastruktur einhergeht.“ Es sei aber gleichwohl aus Sicht des Landes weiterhin die bestmögliche Lösung, um die Kommunen zumindest in Teilen zu entlasten. Die Herausforderung der Aufnahme von Geflüchteten sei nur im „engen Schulterschluss“ zu bewältigen.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur