Nach großem Schock im Hochwald wegen leerem Biber-Teich: Das sagen jetzt die Verantwortlichen dazu

Nachdem an Gründonnerstag der Biber-Teich bei Hermeskeil komplett abgelassen wurde, haben sich jetzt einige Verantwortliche auf Nachfrage zur Situation vor Ort gemeldet. Das ist der aktuelle Stand:
Hier zu sehen: der leere Biber-Teich nahe Hermeskeil. Foto: Florian Blaes
Hier zu sehen: der leere Biber-Teich nahe Hermeskeil. Foto: Florian Blaes

Biber-Teich nahe Hermeskeil plötzlich leer – Großes Entsetzen im Hochwald

Der Schock im gesamten Hochwald und der Region war kurz vor den Feiertagen groß, als man erfahren hatte, dass der beliebte Biber-See am Lascheiderhof nahe Hermeskeil komplett leer war. In den sozialen Medien wurde die Zerstörung des Biotops mit Hunderten Kommentaren auf das Schlimmste kritisiert. Über die Ostertage waren viele Menschen zum ehemaligen See gekommen und haben sich das Unheil angeschaut. Für die zerstörte Flora und Fauna haben sogar einige Personen Grablichter an die Landstraße 151 gestellt.

Wir konnten über die Feiertage keine Verantwortlichen des Landesbetriebs für Mobilität (LBM), Biberbeauftragte oder den Naturschutzbund erreichen. Zum Dienstag (2. April 2024) haben wir umgehend um schriftliche Stellungnahmen gebeten.

Das sagt der LBM – Straßendamm drohte zu versagen

In einem öffentlichen Statement teilte nun der LBM am Dienstagnachmittag mit, dass aufgrund der Gefährdung der Verkehrssicherheit der L151 kurzfristig der Durchlass des Langenwiesenbaches an Gründonnerstag geöffnet werden musste. Unter der Landstraße führe ein Durchlass entlang. Vor dem Abfluss am Hang der L151 habe der Biber in den letzten Jahren seine Biberburg gebaut. Somit hat sich das Wasser des Langwiesenbaches angestaut.

In den letzten Wochen und Monaten seit Herbst 2023 hatte es so viel geregnet, dass der See immer größer wurde. Der Straßendamm sei kein Hochwasserschutzdamm und sei auch nicht so gebaut worden, um diesen extremen Wassermengen standzuhalten, so der LBM in der Stellungnahme. Weiter hieß es, dass indessen die Gefahr für die Verkehrsteilnehmer:innen zu groß wurde und der Straßendamm zu versagen drohte. Seeseitig seien bereits Setzungen und Risse zu sehen gewesen. Es hätte keine Alternative gegeben, als die Biberburg zu zerstören und den Ablass so wieder freizubekommen. So hätte die zuständige Straßenmeisterei in Hermeskeil kurzfristig handeln müssen. Ein Teilablass des Wassers sei technisch nicht möglich gewesen.

„Hauruckaktion war wohl unüberlegt“

Es bleibt weiterhin die Frage offen, warum unter anderem Biberbeauftragte des Landes, Naturschutzbund und die Stadt Hermeskeil im Vorfeld nicht informiert wurden. Diese Frage hatten wir dem LBM auch gestellt, sie blieb unbeantwortet. Thorsten Kollet vom NABU Rheinland-Pfalz teilte uns mit: „Die Landesgeschäftsstelle des NABU Rheinland-Pfalz wurde nicht im Vorfeld über die Durchführung der Maßnahme informiert.“

Auch Stefanie Venske vom Biberzentrum Rheinland-Pfalz teilte uns auf Nachfrage mit: „Unser Biberzuständiger für diese Region, Johannes Henkel, war gleich an Gründonnerstag am späten Abend vor Ort und hat sich ein Bild von der Lage gemacht und Bilder angefertigt. Über die Maßnahme an Gründonnerstag waren wir nicht informiert. Ich kann nicht beurteilen, wie stark oder akut die Straße gefährdet war, aber diese Hauruckaktion war wohl unüberlegt und die Folgen für die Natur dramatisch – nicht nur im Hinblick auf den Biber“. „Den Wasserspiegel einfach wieder auf das Niveau der letzten Jahre abzusenken, hätte meiner Ansicht nach vollkommen ausgereicht. Auch müsste man nach unserer Meinung den Biberdamm mit Gabionen oder ähnlichem wieder verschließen, damit sich wenigstens etwas Wasser wieder sammeln kann.“

Das Biberzentrum machte klar, dass es im Bilde war, dass der Rohrdurchlass seit diesem Winter verstopft war. Denn an dieser Stelle hat es bereits drei totgefahrene Biber auf der Straße gegeben, da die Tiere nicht mehr wie früher durch den Durchlass schwimmen konnten.

Biberburg wirklich verlassen?

Der Landesbetrieb für Mobilität ist in seiner Stellungnahme einig, dass es wohl seit Mitte November 2023 keine Bibertätigkeit in dem Dammbereich mehr gegeben haben soll, die Biberburg sei wohl verlassen gewesen. Hier sei erwähnt, dass wir an Bäumen frisch abgeknabberte Rinde vorgefunden haben, als wir unsere Bilder angefertigt hatten. Auch schrieb der LBM, dass die Biberbeauftragten von der Maßnahme wussten und es abgestimmt gewesen sei.

Das sagen Bürgermeister und weitere Politiker

Hartmut Heck, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, teilte uns auf Nachfrage mit: „Über die durchzuführenden Maßnahmen am Mittwoch, 27. März und am Donnerstag, 28. März 2024 war weder die Stadt Hermeskeil noch die VG Hermeskeil informiert. Das Ordnungsamt und die Feuerwehr der VG Hermeskeil waren im Einsatz, nachdem der Biberdamm gebrochen und der Langwiesenbach sowie der Dörrenbach innerhalb kurzer Zeit stark anstiegen und teilweise über die Ufer traten. Kleinere Überschwemmungen fanden statt, jedoch ohne größere Schäden zu verursachen. Zum Schutz eines am Bachlauf befindlichen Hühnerstalls im Bereich des Dörrenbachs wurden Sandsäcke eingesetzt. Auch hier ist kein Schaden entstanden.“

Ebenso der VG-Chef drückte sein Bedauern aus: „Dieses Ereignis ist bedauerlich, viele Menschen sind entsetzt und fassungslos, auch die lokalen Politiker. Es gilt jetzt, die Sache aufzuarbeiten, aus Fehlern zu lernen und ja – Verantwortlichkeiten zu klären, damit sich Derartiges nicht noch einmal wiederholt. Ob eine Renaturierung in Form eines Biotops wieder hergestellt werden kann, müssen letztendlich die Fachbehörden entscheiden.“

Christian Kruchten, FWG und Stadtbürgermeister-Kandidat, hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet: „Der Fehler ist jetzt passiert. Klar, das hätte niemals passieren dürfen. Ja, es ist bedrückend und machte auch im ersten Moment wütend und betroffen. Bestimmt hätte man der Straßenunterspülung auch anders, frühzeitiger begegnen können und müssen. Wir sollten jetzt zusammenarbeiten, dass an gleicher Stelle, nunmehr aber in Abstimmung mit LBM, Stadt, VG und Biberbeauftragter die Fläche wieder für Flora und Fauna hergerichtet werden kann.“

Unterdessen hat Boris Bulitta, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag Trier-Saarburg angekündigt, dass sie um Aufnahme auf die Tagesordnung im öffentlichen Teil der nächsten Kreisausschuss- und Kreistagssitzung bitten („Zerstörung eines Biotops und eines Biberdamms bei Hermeskeil durch den LBM“). Es sei wichtig, dass der Landesbetrieb für Mobilität hier anwesend sein müsse.

Wie geht es weiter?

Ob die Zerstörung des Biberdamms rechtliche Folgen haben wird, bleibt weiterhin noch offen. Denn laut dem Bundesnaturschutzgesetz ist das Zerstören eines Biberdamms oder Biberbaus in Rheinland-Pfalz streng verboten. Auf das Beschädigen oder Zerstören einer Fortpflanzungs- oder Ruhestätte eines Bibers wird in Rheinland-Pfalz ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro erhoben. In Brandenburg ist die Strafe am höchsten – sie liegt bei bis zu 65.000 Euro.

Verwendete Quellen:
– Text und Bild: Freie Presse Florian Blaes