Heute erstmals Streik der Lieferando-Fahrer – auch Beschäftigte aus dem Saarland beteiligt

Der Haussegen hängt beim Lieferdienst Lieferando schief. Erstmals verbünden sich frustrierte Fahrer:innen unter dem Dach einer Gewerkschaft. Sie wollen bessere Bedingungen durchzusetzen.
Der Haussegen hängt beim Lieferdienst Lieferando schief. Foto: dpa/Sebastian Kahnert
Der Haussegen hängt beim Lieferdienst Lieferando schief. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

NGG organisiert ersten Streik der Lieferando-Fahrer

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat erstmals Fahrer:innen des Restaurant-Lieferdiensts Lieferando zum Streik aufgerufen. Die „Rider“ genannten Beschäftigten sollen sich am heutigen Freitag (14. April 2023) vor der Frankfurter Lieferando-Niederlassung versammeln und später an der Hauptwache demonstrieren, wie die Gewerkschaft am Donnerstag mitteilte. Streiks in weiteren Städten seien in Planung. NGG zufolge sollen sich auch Lieferando-Beschäftigte aus dem Saarland an dem Streik beteiligen, berichtet die „SZ“.

Das fordert die Gewerkschaft

Die NGG hat nach eigenen Angaben das Unternehmen im Februar zu Tarifverhandlungen für die rund 6.500 Beschäftigten aufgefordert. Sie fordert unter anderem einen Stunden-Mindestlohn von 15 Euro, ein 13. Monatsgehalt sowie höhere Zuschläge für Rand- und Feiertagsschichten.

Lieferando zeigte in einer Reaktion zunächst keine Verhandlungsbereitschaft. Die große Mehrheit der Fahrer:innen sei mit dem Unternehmen zufrieden und verdiene zudem mit einem Stundenlohn von über 14 Euro mehr als Beschäftigte in der Systemgastronomie, hieß es. Das Unternehmen verweist auf Einstufungen als fairste Lieferplattform Deutschlands und darauf, dass es die EU-Initiative zur besseren Absicherung von Plattform-Arbeitern unterstütze.

„Harte und gefährliche Arbeit“

„Lieferando und die Konzernmutter Takeaway Express sind internationale Player und kein charmant chaotisches Hinterhof-Startup: Es ist höchste Zeit, dass die harte und gefährliche Arbeit der Lieferando-Beschäftigten mit einem Tarifvertrag fair und verbindlich festgeschrieben wird“, erklärte NGG-Referatsleiter Mark Baumeister in einer Mitteilung. Falls das Unternehmen weiterhin Verhandlungen verweigere, würden die Rider ihre Protestaktionen ausweiten. „Lieferando muss jetzt liefern.“

Hintergrund

Lieferando gehört als Marke zum niederländischen Konzern Just Eat Takeaway. Zwar gibt es über gewählte Betriebsräte die Möglichkeit der betrieblichen Mitbestimmung für die Fahrer:innen. Einen Tarifvertrag gibt es für sie aber nicht. Gewerkschaften haben es bei Lieferdiensten traditionell schwer, vor allem aufgrund der hohen Fluktuation. Laut einem NGG-Sprecher gab es bei Lieferando bislang nur Protestkundgebungen. Ausstände bei ähnlichen Anbietern wie Gorillas waren nicht von Gewerkschaften organisiert worden.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– Saarbrücker Zeitung