Leben in Deutschland immer teurer: Inflation kratzt an Acht-Prozent-Marke – Wie geht es weiter?

Energiepreissprünge und deutlich gestiegene Lebensmittelpreise treiben die Inflation in Deutschland weiter nach oben. Ob die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung ausreichend sind, ist fraglich.
Das Leben in Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten extrem verteuert. Symbolfoto: picture alliance/dpa | Marijan Murat
Das Leben in Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten extrem verteuert. Symbolfoto: picture alliance/dpa | Marijan Murat

Das Leben in Deutschland wird immer teurer: Inflation kratzt an Acht-Prozent-Marke

Das Leben in Deutschland hat sich zuletzt extrem verteuert. Eine schnelle Entspannung ist nach Einschätzung von Volkswirt:innen trotz Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung vorerst nicht in Sicht. Wie sich die Inflation im Juni in Europas größter Volkswirtschaft entwickelt hat, gibt das Statistische Bundesamt am Mittwochnachmittag in einer ersten Schätzung bekannt. Kräftige Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel hatten die Teuerungsrate im Mai auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren getrieben. Die Verbraucherpreise lagen um 7,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Inflationsraten historisch hoch

Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern gab es ähnlich hohe Werte im Winter 1973/1974. Damals waren die Mineralölpreise infolge der ersten Ölkrise stark gestiegen. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucher:innen, weil diese sich für einen Euro dann weniger leisten können.

Familien mit niedrigem Einkommen leiden am stärksten

Am meisten leiden einer Analyse zufolge Familien mit niedrigem Einkommen unter der hohen Teuerung. Während sich die Warenkörbe für die deutschen Haushalte insgesamt in den vergangenen zwölf Monaten im Schnitt um 7,9 Prozent verteuerten, mussten Familien mit niedrigem Einkommen für ihre typischen Einkäufe sogar 8,9 Prozent mehr zahlen. Zu diesem Ergebnis kam jüngst das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. „Der Preisanstieg bei Wohnenergie belastet Haushalte mit geringeren Einkommen überproportional und auch die Verteuerung der Nahrungsmittel schlägt sich stärker nieder“, hieß es.

Bisherige Maßnahmen der Bundesregierung wohl nicht ausreichend

Die Bundesregierung versucht mit einem Steuernachlass beim Tanken, dem 9-Euro-Ticket, einer Energiepreispauschale im September/Oktober sowie weiteren Maßnahmen die Bürger:innen zu entlasten. Bei der von Juni bis Ende August geltenden Steuerentlastung auf Kraftstoffe geht es inklusive Mehrwertsteuer um 35,2 Cent bei Superbenzin und 16,7 Cent bei Diesel. Nicht alles davon kommt bislang aber bei den Verbrauchern:innen an: Nach Ansicht des ADAC sind die Kraftstoffe trotz jüngster Rückgänge weiter zu teuer.

Beratungsgespräche in der kommenden Woche

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will am 4. Juli in einer sogenannten konzertierten Aktion zusammen mit Spitzenvertreter:innen der Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen darüber beraten, wie die Preisentwicklung in den Griff zu bekommen ist.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur