Nach Tod bei Filmdreh: Waren Spielereien am Set für den tödlichen Schuss verantwortlich?
Nach dem Tod einer Kamerafrau am Set von „Rust“ könnten sich am heutigen Mittwoch (27. Oktober 2021) erste offene Fragen klären. Die Behörden in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexiko wollen demnach in einer Pressekonferenz zu den Ermittlungen Stellung nehmen.
Kamerafrau bei Filmdreh durch Schuss tödlich verletzt
Bei den Dreharbeiten auf einer Filmranch hatte am vergangenen Donnerstag (21. Oktober 2021) ein Schuss die 42-jährige Halyna Hutchins tödlich verletzt. Diesen hatte Hauptdarsteller Alec Baldwin (63) bei einer Probe abgefeuert. Ein Regieassistent hatte ihm die Waffe zuvor überreicht in der Annahme, dass es sich um eine „kalte Waffe“ ohne Munition handele. Auch der Regisseur Joel Souza (48), der hinter Hutchins stand, wurde bei dem Unfall an der Schulter verletzt. Er konnte das Krankenhaus jedoch schnell wieder verlassen.
Anklage sei nicht ausgeschlossen
Laut der zuständigen Bezirks-Staatsanwältin Mary Carmack-Altwies in einem Interview mit der „New York Times“, sei in dem Fall auch eine Strafverfolgung möglich. „Wir haben noch nichts ausgeschlossen“, zitiert die Zeitung Carmack-Altwies. Demnach sei alles auf dem Tisch – inklusive einer Anklage. Aktuell stünden dabei ballistische Untersuchungen im Fokus, die klären sollen, welche Munition zum Einsatz kam – und wie diese in die Waffe gelangte.
Kein Requisit: Pistole sei echte Waffe gewesen
Nach bisherigen Erkenntnissen habe es sich bei der Pistole nicht bloß um eine „Requisitenwaffe“ gehandelt, wie es bislang in vielen Dokumenten hieß. Die Terminologie sei vielmehr irreführend. „Es war eine echte Waffe“, so die Staatsanwältin – eine antike Pistole, die zu der Zeit passe, in der „Rust“ spielt. Der Western ist im 19. Jahrhundert angesiedelt. Wie Filmwaffenexperte und Stunt-Koordinator Steven Wolf dem Sender CNN erklärte, lasse sich eine Requisitenwaffe nicht mit scharfer Munition laden, da die Patronen nicht hineinpassten.
Crewmitglieder sollen mit Set-Waffen auf Bierdosen geschossen haben
Laut Staatsanwältin Carmack-Altwies habe es am Set jedoch „große Mengen“ von Munition gegeben. So fanden die Ermittler:innen bei der Durchsuchung des Drehorts drei Revolver, gebrauchte Patronen und Munition in Schachteln, lose und in einer Gürteltasche. Nach einem Bericht der News-Seite „The Wrap“, der sich auf namentlich nicht genannte Quellen stützt, sollen einige Crewmitglieder in ihrer Freizeit die scharfe Munition benutzt haben, um auf Bierdosen zu schießen.
Geladene Pistole nach Spielereien an Baldwin weitergereicht
Derartige Spielereien hätten auch am Morgen vor dem tödlichen Unfall am Set stattgefunden. Eine dieser Waffen sei dann an Baldwin weitergereicht worden. Filmwaffenexperte Wolf sagte CNN dazu: „Sie haben keine Requisitenwaffen geladen, sie haben echte Waffen geladen und mit ihnen geschossen. Dann haben sie dieselben echten Waffen am Set als ihre Requisitenwaffen benutzt.“ Nach seiner Einschätzung sei dies der tödliche Fehler gewesen.
Regieassistent und Waffenmeisterin in der Kritik
In der Kritik steht nun insbesondere der Regieassistent, der Baldwin die Waffe übergab. Dieser soll bereits im Jahr 2019 wegen eines ähnlichen Vorfalls von einem Film entlassen worden sein. Bei diesem sei ein Tontechnik-Mitarbeiter leicht verletzt worden, als eine Waffe am Set unerwartet losging. Auch die 24-jährige Waffenmeisterin, die für die ordnungsgemäße Handhabung der Waffen zuständig war, könnte zur Verantwortung gezogen werden. „Rust“ war erst ihr zweiter Film in dieser Funktion. Die Dreharbeiten für den Western sind derzeit ausgesetzt.
Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur