Ukraine-Krieg: So viele Geflüchtete werden erwartet

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erwartet, dass die Zahl der Menschen, die wegen des Kriegs aus der Ukraine flüchten, in den kommenden Wochen stark steigen wird. Die Schätzungen gingen nun dahin, dass acht Millionen Geflüchtete aufgenommen werden müssten. Die EU-Kommission spricht von der "größten humanitären Katastrophe seit vielen Jahren".
Millionen von Menschen müssen aus der Ukraine vor dem Krieg fliehen. Symbolfoto: picture alliance/dpa/AP | Czarek Sokolowski
Millionen von Menschen müssen aus der Ukraine vor dem Krieg fliehen. Symbolfoto: picture alliance/dpa/AP | Czarek Sokolowski

Acht Millionen Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine werden erwartet

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte am heutigen Montag (21. März 2022) am Rande von EU-Beratungen in Brüssel, dass sie viele weitere Millionen Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine erwarte. „Ich glaube, wir müssen uns sehr bewusst machen, dass bereits über drei Millionen Menschen geflohen sind, dass aber viele, viele weitere Millionen Menschen fliehen werden“, so Baerbock. Nach aktuellen Schätzungen gehe man davon aus, dass rund acht Millionen Geflüchtete aufgenommen werden müssten. Während in den ersten Tagen des Krieges vor allem die Menschen geflohen seien, die über ein Auto verfügten oder die Verwandte in anderen europäischen Ländern hätten, würden nun mit Zunahme der Brutalität des russischen Krieges zahlreiche weitere Menschen folgen.

Baerbock: „Jeder muss Geflüchtete aufnehmen“

Die Entwicklungen machen es aus Sicht von Baerbock notwendig, dass jedes Land in Europa Geflüchtete aufnehmen müsse. Jetzt sei die Solidarität unter den Ländern gefragt. „Wir müssen von der Außengrenze direkt in europäische Länder verteilen. Jeder muss Geflüchtete aufnehmen“, so Baerbock. Die Bundesaußenministerin geht davon aus, dass jedes Land in Europa Hunderttausende Menschen aufnehmen müsse. In Deutschland waren es laut Angaben der Bundespolizei am Samstag (19. März 2022) bereits rund 207.000 Menschen, die als Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine registriert wurden.

EU-Kommission: „Größte humanitäre Katastrophe seit vielen Jahren“

Die EU-Kommission betonte bereits wenige Tage nach der russischen Invasion in der Ukraine, dass sie die „größte humanitäre Katastrophe in Europa seit vielen Jahren“ erwarte. Ende Februar erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) dass die EU-Länder angesichts der russischen Bedrohung enger zusammengerückt seien. „Wir haben heute erstmals einen Schulterschluss aller Staaten der Europäischen Union zur gemeinsamen, schnellen und unbürokratischen Aufnahme von Kriegsflüchtlingen erreicht“, so Faeser damals.

Wegen der genauen Verteilung der Kriegsgeflüchteten auf die Länder wird laut einem Bericht des „Spiegel“ auf EU-Ebene derzeit allerdings noch gestritten. Unter Verweis auf einen internen Bericht der deutschen EU-Vertretung heißt es, dass vor allem Ungarn derzeit eine feste Quotenregelung ablehne. Am heutigen Montag laufen weitere Gespräche zwischen Vertreter:innen der EU-Länder darüber, wie man die aktuelle humanitäre Krise meistern kann.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– Bericht des „Spiegel“ vom 20.03.2022
– Bericht der „Tagesschau“ vom 20.03.2022