Waschmittel, Hundefutter und Co.: Warum diese Produkte das „Stiftung Warentest“-Siegel verloren
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Jedes Jahr nutzen rund 600 Hersteller das Siegel der „Stiftung Warentest“, um auf der Verpackung mit dem Markenzeichen für ihr Produkt zu werben. Voraussetzung: Ein Lizenzvertrag mit klaren Regeln. Wenn ein Nachtest etwa zeigt, dass ein Produkt seit der Siegelvergabe verändert wurde, müssen die Hersteller das Logo entfernen.
2023 verlor kein Produkt das Siegel der „Stiftung Warentest“
Erfreulich: Im vergangenen Jahr zeigten sich bei keinem der Nachtests Veränderungen an den empfohlenen Produkten. Alle 72 Artikel durften demnach das Siegel behalten. Das war allerdings nicht immer so. In diesen Fällen wurde der Lizenzvertrag bislang gekündigt:
Eingeschränktes Angebot bei „Remind.me“
Den Wechselservice „Remind.me“, der einen Preisvergleich und Betreuung beim Gastarifwechsel anbietet, hatte die Stiftung 2021 als „empfehlenswert“ bewertet. Seit einer Nachprüfung 2022 darf er jedoch nicht mehr mit dem Logo werben. Der Grund: Das Angebot hat sich verändert. So schließt Remind.me etwa Haushalte von der weiteren Betreuung aus, wenn sie ihr Widerrufsrecht nach einem erfolgten Tarifwechsel nutzen. Diese müssen dann selbstständig einen neuen suchen.
Sicherheitslücke bei smartem Türschloss „Abus HomeTec Pro CFA3000“
Das Funk-Türschloss von Abus hatte im Test im Oktober 2020 zwar gut abgeschnitten, landete mit der Note 2,4 aber dennoch auf den hinteren Plätzen. Im August 2022 warnte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik dann vor einer neu entdeckten Sicherheitslücke, die es ermöglicht, das Schloss per Hack zu öffnen. Laut Abus ist der Fehler nicht per Software-Update zu beheben. Die Stiftung Warentest empfiehlt daher, das Schloss zu demontieren und hat das Siegel entzogen.
Tariferhöhungen bei Pflegetagegeldversicherungen
Auch die Pflegetagegeldversicherungen „PTG“ der DKV Versicherung, die „Deutschlandpflege Flex“ der DFV Deutsche Familienversicherung AG, die „PMvario/1560 und PMvario/1600“ der Huk Coburg und die „Pflege Flexible/1560 und Pflege Flexible/1600“ der VRK verloren das Markenzeichen. Der Grund: Sie hatten nach dem Stichtag der Untersuchung die Beiträge für ihre mit dem Siegel beworbenen Tarife angehoben.
Die Pflegetagegeldversicherung PTPU der Versicherung Württembergische darf das Logo für den Modellfall 45-jährige (Sehr Gut 1,2) und den Modellfall 55-jährige (Sehr Gut 1,5) schon seit längerem nicht mehr tragen. Die Versicherung hatte nach dem Test von 2015 den Beitrag erhöht. Seither ist ein neuerer Test erschienen.
Veränderte Härte bei Matratze „MFO VitaSan“
In einem Matratzentest vom März 2020 landete die „VitaSan 7-Zonen-Kaltschaummatratze“ von MFO mit einer Liegefläche von 90×200 Zentimetern unter den besten in der Gruppe. Bei einer Nachprüfung schickte die Stiftung Warentest jedoch zwei weitere Exemplare in die Klimakammer. Bei beiden veränderte sich die Härte deutlich stärker als im ursprünglichen Test. Laut Hersteller hatte sich in der Produktion geändert. Dennoch musste die Stiftung das „Testsieger“-Siegel entziehen.
Höherer Stromverbrauch bei Sous-vide-Garer „Allpax SVU“
Der Sous-vide-Garer Allpax SVU ging aus dem ersten Test in der Produktgruppe als Sieger hervor. Im Nachtest stellte die Stiftung Warentest dann jedoch veränderte Stromverbräuche und Garzeiten fest. Darüber hinaus lag keine Gartabelle bei. In einem ersten Test hätte das ein „Mangelhaft“ bedeutet. Auf Nachfrage bestätigte der Anbieter Veränderungen an Bauteilen. Er darf das Siegel nicht mehr verwenden.
Schlechtere Fleckentfernung bei Vollwaschmitteln
Auch die Vollwaschmittel „Gut & Günstig Ultra“ von Edeka und „Bravil Activ Plus“ von Netto Marken-Discount dürfen das Siegel nicht mehr tragen. Im Jahr 2018 hatte Edeka mit dem Eigenprodukt ein gutes Testurteil bekommen. Im Jahr 2019 warb die Supermarkt-Kette jedoch mit dem Siegel auf einer Packung, die etwas anderes beinhaltete. Der Nachtest ergab, dass das Pulver weniger von der Reinigungschemikalie TAED enthielt als ursprünglich. Dadurch ließen sich Flecken nun deutlich schlechter entfernen. Der Lizenzvertrag wurde gekündigt. Auch das rezepturgleiche Waschmittel „Bravil Activ Plus“ von Netto darf nicht mehr mit dem Logo werben.
Weniger Vitamin A in Hundefutter „Purina Beneful“ von Nestlé
Das Hundetrockenfutter Purina Beneful von Nestlé hatte 2016 die Gesamtnote „Gut“ erhalten. Bei einer Nachprüfung zeigte sich dann jedoch, dass das Produkt deutlich weniger Vitamin A als ursprünglich enthielt. Stiftung Warentest wies den geringeren Gehalt in drei Packungen nach. Da das Vitamin für Wachstum, Haut, Stoffwechsel und Augen der Hunde wichtig ist, wurde das Logo entzogen.
Schadstoff in Fahrradhelm „Melon Urban Active“
Der Fahrradhelm für Erwachsene hatte im ersten Test das Siegel erhalten, dann überprüfte die Stiftung Warentest jedoch die Kinderhelme in Größe XXS-S. In den Einstellriemen fand man dabei den Schadstoff Naphthalin, der im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Daraufhin wurden auch die Erwachsenengrößen überprüft. Anders als im ersten Test entdeckte die Stiftung dabei auch darin eine deutliche Menge Naphthalin. Die Schadstoffkonzentration lag zwar unter dem Grenzwert des GS-Siegels (Geprüfte Sicherheit), hätte jedoch nur noch für eine Testwertung von „ausreichend“ gereicht. Der „Melon Urban Active“ verlor das Siegel.
Fehlender Energieabsorber bei Autokindersitz „Migo Saturn mit Isofix-Basis Solar“
Der Autokindersitz hatte das Siegel im Jahr 2014 erhalten, musste es jedoch 2016 wieder abnehmen. Der Grund: Im Nachtest stellten die Prüfer:innen fest, dass ein seitlich montierter Energieabsorber fehlte und die Bewertung daher schlechter ausfallen musste. Die Tests zu Autokindersitzen aktualisiert die Stiftung Warentest regelmäßig.
Mehr Fett in „Biohackfleisch Bio+“
Auch das abgepackte gemischte Biohackfleisch Bio+ hielt der Nachprüfung nicht stand. Das Produkt, das etwa in den Regalen von Kaufland und Real steht, hatte 2016 eine andere Zusammensetzung als im ersten Test 2015. Der Fettgehalt war deutlich höher, was ein Zeichen für eine schlechtere Fleischqualität ist. In zwei von drei Proben fanden die Prüfenden knapp doppelt so viel Fett wie ursprünglich.
Veränderte Inhaltsstoffliste in BB-Creme „Olaz Total Effects 7 in one“
Die BB-Creme „Olaz Total Effects 7 in one“ erhielt im Test der Stiftung Warentest die Gesamtnote Gut (2,1). Eine Überprüfung der Creme ergab dann jedoch, dass die Verpackung in Darstellung, Kontrast und Schriftgröße verändert worden war. Darüber hinaus war die Inhaltsstoffliste anders. Da in einem erneuten Test Deklarations- und Gesamturteil anders ausfallen könnten, büßte sie das Siegel ein.
Schlechtere Bildqualität bei Fernseher „Technisat TechniPlus 55 ISIO“
Im Jahr 2013 testete Stiftung Warentest Fernseher. Darunter auch der „Technisat Techniplus 55 Isio“, der daraufhin das Siegel erhielt. Bei einer Nachprüfung 2015 jedoch stellten die Tester:innen fest, dass sich die Bildqualität verschlechtert hatte. Insbesondere bei der Farbwiedergabe zeigten sich Abweichungen. Das eingebaute Display entsprach nicht mehr dem ursprünglich geprüften und verlor daher das Siegel.
Verwendete Quellen:
– Stiftung Warentest