„Wir sind im Sinkflug“: Zahl der Apotheken im Saarland schrumpft weiter

Im Saarland gibt es immer weniger Apotheken. Gründe sind vor allem Personalmangel und die schwierige finanzielle Lage. Was bedeutet das für die Patient:innen?
Im Saarland gibt es immer weniger Apotheken. Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Martin Gerten
Im Saarland gibt es immer weniger Apotheken. Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Martin Gerten
Im Saarland gibt es immer weniger Apotheken. Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Martin Gerten
Im Saarland gibt es immer weniger Apotheken. Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Martin Gerten

Zahl der Saar-Apotheken schrumpft weiter

Der Weg zur nächsten Apotheke könnte für Patient:innen im Saarland demnächst weiter werden. Denn die Zahl der Apotheken geht weiter zurück: „Wir befinden uns im Sinkflug“, sagte die Vorsitzende des saarländischen Apothekervereins, Susanne Koch, der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Der Trend habe sich in diesem Jahr „definitiv beschleunigt“. Sie hoffe, dass zum Jahresende die Zahl der Apotheken „nicht unter 260 rutscht“.

In den 2000er-Jahren habe es noch 365 Apotheken im Saarland gegeben. Anfang dieses Jahres seien es noch 273 gewesen, sagte Koch. „Wir sind in diesem Jahr auf jeden Fall zweistellig im Rückgang.“ Traditionell hörten Apotheken zum Jahresende auf. „Es haben aber schon mehrere zum September oder Oktober hin geschlossen, weil sich kein Nachfolger gefunden hat.“ Zwischen Januar und Mai hatten bereits vier Häuser dicht gemacht.

Die Gründe

Die „Überalterung“ der Apothekeninhaber: Mehr als 40 Prozent seien älter als 60 Jahre. „Wir haben auch mehrere darunter, die jenseits der 70 sind“, sagte Koch. Ohne Nachfolger werden sie „irgendwann zuschließen“.

Die schwierige finanzielle Lage: Trotz steigender Kosten hätten die Apotheken in den vergangenen zehn Jahren keine Honoraranpassung erhalten. Konkret verlangt die Branche, eine seit 2012 nicht erhöhte fixe Pauschale von 8,35 Euro pro rezeptpflichtigem Medikament für Beratung auf zwölf Euro anzuheben. „Und die 8,35 Euro haben wir nicht im Geldbeutel, da gehen noch mal mehr als zwei Euro als Abschlag an die Krankenkassen“, sagte Koch. „So kann es nicht weitergehen. Wir müssen die Politik mit Nachdruck auf diese schwierige Lage hinweisen.“

Die anhaltenden Lieferengpässe: Die Engpässe bei Medikamenten machen vielen Apotheken zu schaffen – selbst wenn sie Lösungen finden, lohnt sich das kaum. „Wir bekommen 60 Cent brutto pro Medikament in dem Fall, in dem wir auf Rezept eine Alternative abgeben, nachdem wir Rücksprache mit dem Arzt gehalten und das dokumentiert haben“, sagte sie. „60 Cent für diesen Verwaltungsaufwand und diese Kraftanstrengung ist schon eine Farce.“ Und: Wenn keine Alternative gefunden wird, die Fälle gebe es ja auch, dann gibt es nichts.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte meldet derzeit Engpässe bei mehr als 500 verschiedenen Medikamenten, darunter Antibiotika, Blutverdünner, Cholesterinsenker und Mittel gegen Bluthochdruck.

Die Auswirkungen

Der Apotheken-Rückgang hat Folgen: Vor allem zu Zeiten des Apotheken-Notdienstes nachts und an Wochenenden müssten Versicherte dann wohl längere Fahrten zu Apotheken einkalkulieren, sagte die Vorsitzende. Vor allem in ländlichen Gebieten könnten es auch schon mal 30 bis 40 Kilometer werden. Im Notdienst seien es „um die zehn bis zwölf Apotheken, die das komplette Saarland zu versorgen haben“. Es werde versucht, die Notdienste „möglichst einheitlich zu verteilen“ – was aber angesichts der sinkenden Zahl von Apotheken zunehmend schwierig werde.

Die Forderungen

Die Apotheken fordern unter anderem Bürokratieabbau, die finanzielle Anerkennung der Mehrarbeit durch Lieferengpässe und eine Anhebung des Honorars. Koch sagte mit Blick auf die Medikamenten-Engpässe, bei Notdiensten sei eine engere Zusammenarbeit mit Ärzt:innen wünschenswert. „Es wäre gut, wenn man wüsste, welchen Arzt man erreichen kann, damit man nach Alternativen suchen kann, um den Patienten zu versorgen.“

Die Proteste

Nach mehreren Protestaktionen ist laut Koch am 15. November ein weiterer Protesttag geplant, an dem dann die Apotheken im Saarland und in Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen geschlossen blieben. Eine Kundgebung solle in Dortmund stattfinden. Zudem gebe es eine Initiative, „unterschiedliche Player im Gesundheitswesen“ zu einem Aktionsbündnis zusammenzubringen. Neben Ärzten und Apothekern gehörten auch die Rettungsdienste dazu. „Wir müssen an einen Tisch und gemeinsam an einem Strang ziehen“, sagte sie.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur