Schließungswelle in ganz Deutschland: Apotheken im Saarland schlagen Alarm

In ganz Deutschland haben im vergangenen Jahr 500 Apotheken geschlossen. Die Apothekerschaft im Saarland sieht sich von der Politik im Stich gelassen und schlägt Alarm. Dazu will sie die Patient:innen ins Boot holen:
Die Apotheken im Saarland wollen in den kommenden Wochen bei den Patient:innen Alarm schlagen. Symbolfoto: SOL.DE
Die Apotheken im Saarland wollen in den kommenden Wochen bei den Patient:innen Alarm schlagen. Symbolfoto: SOL.DE

500 Apotheken in Deutschland haben 2023 geschlossen

Der Saarländische Apothekerverein zeigt sich in einer Mitteilung besorgt, angesichts der Schließung von Apotheken in Deutschland. Allein 2023 hätten demnach knapp 500 Apotheken den Betrieb eingestellt. Rein rechnerisch hätten damit zwei Millionen Menschen eine wohnortnahe Apotheke verloren.

Wohnortnahe Versorgung in Gefahr

„Unsere Patientinnen und Patienten müssen immer weitere Wege zur nächstgelegenen Apotheke zurücklegen. Mit der Arzneimittelberatung, eigenen Herstellungen, Nacht- und Notdiensten, Impfungen und den pharmazeutischen Dienstleistungen bieten die Apotheken aber Leistungen an, die die Menschen in ihrer wohnortnahen Umgebung unbedingt benötigen“, so Susanne Koch, die Vorsitzende des Saarländischen Apothekervereins.

Personalmangel: Zu viele Pharmazie-Studierende machen Abschluss nicht

Im Saarland haben im vergangenen Jahr zehn Apotheken geschlossen. Im ersten Quartal von 2024 hätten zudem bereits drei angekündigt, den Betrieb einzustellen. Als Ursache für die Schließungswelle sieht Koch einerseits den Personalmangel. Es fehle an Apotheker:innen, weil zwar viele das Pharmaziestudium beginnen, aber zu wenige es abschließen.

System unterfinanziert

Andererseits sei das System chronisch unterfinanziert. Die Politik kenne zwar die angespannte wirtschaftliche Lage der Apotheken, lege aber andere Schwerpunkte innerhalb der Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen. Das führe zu einem deutlichen Rückgang der Versorgungsqualität.

Scheinapotheken ohne Service seien nicht die Antwort

Die Vorschläge von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigten, dass die Politik die falschen Schlüsse aus der Situation zieht. „Scheinapotheken ohne Notdienst und Rezepturen“ seien laut Koch nicht die Lösung. Diese hätten mehr mit einer Abgabestelle als mit sicherer Arzneimittelversorgung zu tun.

Apotheken wollen Patient:innen ins Boot holen

Trotz zahlreicher Gespräche von Standesvertretungen der Apothekerschaft mit der Politik auf Bundes- und Landesebene sei eine Stärkung nicht abzusehen. Daher wolle man die Anliegen in den kommenden Wochen stärker vertreten. „Im Rahmen unserer neuen Dachkampagne ‚Gesundheit sichern. Die Apotheke.‘ werden wir unsere Patientinnen und Patienten direkt in den Apotheken über die bedrohliche Lage informieren„, so Koch. Zudem wolle man eine bundesweite Umfrage zum Zustand ihrer Arzneimittelversorgung starten.

„Wir werden nicht müde werden, die Verantwortlichen in Politik und aufseiten der Krankenkassen an unsere gemeinsame Aufgabe zu erinnern. Gesundheit zu sichern ist kein Selbstläufer, weder im persönlichen noch im gesellschaftlichen Bereich. In Gesundheit muss man investieren.“, so Koch abschließend.

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung des Saarländischen Apothekervereins