George Clooney kann seinen Nespresso-Kaffee jetzt umweltbewusster schlürfen: Die Kapseln dazu gibt es nun aus Papier - nicht bei uns, aber in Frankreich. Wir haben den Kaffee getestet: Wie gut schmeckt der Espresso aus den Papierkapseln?
Das Foto zeigt die neue Papierkapsel von Nespresso mit den bisherigen Alukapseln
Ungleiche Nespresso-Verwandtschaft: Vorne die eher schmucklose Papierkapsel, dahinter die bunt-bedrucktem Alu-Geschwister. Foto: Christian Lauer
Das Foto zeigt die neue Papierkapsel von Nespresso mit den bisherigen Alukapseln
Ungleiche Nespresso-Verwandtschaft: Vorne die eher schmucklose Papierkapsel, dahinter die bunt-bedrucktem Alu-Geschwister. Foto: Christian Lauer

Nespresso testet Papierkapseln – in Frankreich

Deutschland ist das Öko-Land Nummer 1. Sollte man meinen. Wir haben die Mülltrennung erfunden – und perfektioniert. Unser Wort “Waldsterben” hat sogar seinen festen Platz in der englischen Sprache gefunden. Wo testet Nespresso also seine neuen Papier-Kapseln für den Haus-Kompost? Nicht in Deutschland. Wer in Zukunft die Finger vom Alu-Müll lassen will, muss den Sprung über die Grenze machen. Denn in Frankreich geht der Kapsel-Pionier einen deutlichen Schritt weiter als hier bei uns, im Mutterland der Öko-Bewegung. George Clooney, der für die Marke wirbt, schlürft dort seinen Espresso längst ein bisschen umweltbewusster.

Das Foto zeigt die neuen Nespresso-Kapseln aus Papier

Fühlen sich an wie harter, gepresster Karton: Das Nespresso-Logo und der Name der Kaffee-Sorte sind eingeprägt. Foto: Christian Lauer

Wer auf Papier umsteigen will, muss nach Metz

Wer die neuen Papierkapseln testen will, muss etwas Wegstrecke auf sich nehmen. Nespresso verkauft seine Kaffeekapseln bekanntlich nicht über normale Supermärkte, sondern nur in eigenen Shops, die im Nespresso-Deutsch “Boutiquen” heißen. Weiterer Testmarkt ist die Schweiz.

Die nächste Nespresso-Boutique gibt es in Metz. An seine Clubmitglieder liefert der Kaffeehändler auch per Post – was bedeutet: Die rund 10.000 saarländischen Grenzgänger kommen ebenso in den Genuss der Papier-Kapseln – wenn sie denn möchten.

Das Foto zeigt die Verpackung der neuen Nespresso-Papierkapseln

Die Papierkapseln bietet Nespresso in Papiersäckchen an. Sind sie geöffnet, sollen die Kapseln innerhalb von vier Wochen aufgebraucht werden. Foto: Christian Lauer

Wie schmeckt der Nespresso-Kaffee aus der Papierhülle?

Wann die Kapseln nach Deutschland kommen? Ungewiss! Erst einmal läuft der Test bei unseren französischen Nachbarn. Weil die direkt vis-à-vis sind, haben wir für SOL.DE das neue System auf Papierbasis getestet.

Die Kapsel fühlt sich an wie fest gepresster Karton. Nespresso-Logo und der Name der Kaffeesorte sind in die Oberfläche geprägt. Gegenüber den hübsch gestalteten Alu-Kapseln, denen Nespresso immer wieder neue Designs verleiht, wirkt die Papier-Verwandtschaft schmucklos. Das ist ein bisschen wie hübsch gestaltete Plastik- gegen Jutetasche. “Öko” eben – aber besser fürs Umweltgewissen. Aktuell gibt es vier normale Kaffeevarianten und eine ohne Koffein.

Warum manchmal ein kleiner Stups notwendig ist

Statt der viereckigen Stangen kommen die Papierkapseln in kleinen Papier-Säckchen daher. Je nach Sorte kostet in Frankreich ein Säckchen mit zehn Kapseln 4,50 bis 5,20 Euro. Was einen stolzen Kilopreis von mindestens 93,80 Euro ergibt – das liegt aber im Rahmen der üblichen Nespresso-Preise.

Schneidet man das Säckchen auf, duftet es angenehm nach Kaffee. Die Kapseln sollen in allen normalen Nespresso-Maschinen funktionieren. So ganz störungsfrei geht das offenbar nicht immer. Als uns die Verkäuferin die Packungen überreicht, gibt sie den Tipp: “Manchmal bleiben die Kapseln hängen, dann einfach mit einem Messer nachhelfen.”

Das Foto zeigt mehrere der neuen Papier-Kapseln von Nespresso

Der TÜV Österreich hat bestätigt, dass die Kapseln innerhalb von 12 Monaten im heimischen Kompost verrotten. Foto: Christian Lauer

Wir testen zwei Sorten: Mild und stark

Tatsächlich: Die erste Kapsel, die wir zu Hause zubereiten, fällt erst mit dem Messer-Trick in den Auffangbehälter. Bei den weiteren passiert das nicht mehr. Der kleine Stups ist zu verkraften. Am wichtigsten sind beim Espresso ohnehin Geschmack – und die Crema obenauf. Wir probieren die mildere Sorte “Aosta” und die etwas stärkere, die der Kapselhersteller “Sicilia” getauft hat.

Die Crema obenauf ist tadellos. Der Geschmack ist gut. Nichts zu meckern. Das bekommt Nespresso offenbar besser hin als viele andere Hersteller, die sich ebenfalls darin versuchen, ohne Aluminium auszukommen. Das Leichtmetall ist ein Energiefresser in der Herstellung und genießt deshalb einen sehr zweifelhaften Ruf – von den Müllbergen ganz zu schweigen.

Das Foto zeigt eine Tasse Espresso

Nichts zu meckern: Der Nespresso-Kaffee aus den Papierkapseln schmeckt gut, die Crema obenauf lässt nichts zu wünschen übrig. Foto: Christian Lauer

TÜV sagt: Kapseln verrotten im Hauskompost

Das Besondere an der Nespresso-Version: Die Papierkapseln sollen auf dem hauseigenen Komposthaufen verrotten. Der Schweizer Hersteller, der zum Nestlé-Konzern gehört, hat sich das vom TÜV Österreich bestätigen lassen.

Nach 12 Monaten soll von den Kapseln nichts mehr zu sehen sein. Das funktioniert offenbar, obwohl das Kaffeemehl gar nicht in 100% gepresstem Karton daherkommt. Nespresso gibt den Papieranteil mit 85% an. Das Innere der Kapsel ist mit einem Biopolymer ausgekleidet – einer Art von Bio-Kunststoff, der das Kaffee-Aroma schützen und ebenfalls verrotten soll.

Experten sind wegen Bioplastik-Anteil skeptisch

Im Gespräch mit dem Öko-Portal utopia.de gibt sich Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe skeptisch – vor allem wegen des Bioplastikanteils. Dennoch geben Experten dem Papiersystem insgesamt etwas bessere Noten als der Alu-Verwandtschaft.

Punkte fürs eigene Umwelt-Karma

Wer nun sein Umwelt-Karma ein bisschen mit frischen Punkten aufladen und deshalb den nächsten Metz-Besuch mit einem Kaffee-Großeinkauf verbinden will, sollte eines noch wissen: Die Papierhülle schützt das Kaffeearoma lange nicht so, wie die luftdicht verschlossene Alu-Kapsel. Wird das Papier-Säckchen geöffnet, empfiehlt Nespresso die Kapseln innerhalb von zwei bis maximal vier Wochen zu verbrauchen – danach leidet der Geschmack deutlich. George Clooney muss seinen Kaffee also schneller schlürfen – zumindest in Frankreich. Immerhin: Wer regelmäßig zur Tasse greift, lebt länger – haben Forscher herausgefunden.

Verwendete Quellen:
– Eigene Recherche
– Portal utopia.de