Römisches Handelsschiff ist auf dem Weg zum Mittelmeer – Reise auch durchs Saarland

Forschende wollen herausfinden: Wie ist es, mit einem römischen Handelsschiff über das Mittelmeer zu segeln? Los geht die Reise in Trier auf der Mosel. Sie führt auch durch das Saarland.
Die "Bissula". Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk
Die "Bissula". Foto: Harald Tittel/dpa-Bildfunk

Nachgebautes römisches Handelsschiff auf dem Weg zum Mittelmeer

Leinen los! Ein von Trierer Forscher:innen nachgebautes römisches Handelsschiff ist am heutigen Mittwoch (13. September 2023) zu seiner Forschungsreise im Mittelmeer aufgebrochen. „Wir freuen uns riesig, dass es losgeht“, sagte der Leiter des Projekts, Christoph Schäfer, beim Start im Hafen des Wasser- und Schifffahrtsamtes Trier. Ziel ist die Bucht im südfranzösischen Cannes, wo bei Testfahrten auf dem Mittelmeer Daten zur Leistungsfähigkeit des 16 Meter langen und fünf Meter breiten Segelschiffs erhoben werden sollen.

Reise auch durchs Saarland

Doch zunächst muss das Segelschiff „Bissula“ erstmal dahin kommen. Es fährt die Mosel und die Saar hinauf bis nach Dillingen. Dort wird es per Kran aus dem Wasser gehoben und auf einen Tieflader gesetzt, der es dann auf dem Landweg in die Nähe von Cannes bringen wird. Voraussichtlich am 22. September werde die „Bissula“ dann ihren Liegeplatz in Cannes einnehmen, sagte Schäfer, Professor für Alte Geschichte an der Universität Trier.

„Was uns fehlt, ist der Wellenschlag“

Die Fahrten in der Bucht von Cannes sind bis Ende Oktober geplant. „Wir wollen schauen, wie sich dieses Schiff unter unterschiedlichen Wetterbedingungen, also Wind und Wellen, verhält.“ Auf der Mosel sei man bereits etliche dutzende Male zu Messfahrten unterwegs gewesen, um Daten zu erheben. „Aber was uns fehlt, ist der Wellenschlag, den wir auf der Mosel nicht simulieren können“, sagte Schäfer. „Daher müssen wir jetzt ins Mittelmeer, um den kompletten nautischen Datensatz zu haben.“

Und wofür brauchen die Forscher:innen das? Mit den Daten können sie Simulationen machen, die zeigten, wie Handelsschiffe wie die „Bissula“ früher auf dem Meer unterwegs waren. „Wir bekommen dadurch die Autobahnen der Antike raus, auf See. Wir können das ganze antike Handelssystem sukzessive dann erforschen.“

Schiffscrew umfasst über 30 Personen

Zur Schiffscrew gehörten zwischen 30 und 40 Mitarbeiter:innen von der Uni. Auch die Hochschule ist bei dem Projekt mit im Boot. An Bord sein werde aber ständig nur eine „Grundcrew“ von zehn bis zwölf Menschen, sagte Schäfer. Über Mosel und Saar werde nicht gesegelt, sondern mit Motor gefahren. „Der Mast muss gelegt werden, sonst kommen wir nicht unter den Brücken durch.“ In Cannes werde dann aber gesegelt.

„Es ist was ganz anderes“

„Es ist eine supergroße Erfahrung“, sagte Studentin Johanna Klusch an Bord. „Es ist was ganz anderes, Forschung mal so hautnah zu erleben.“ Die 20-Jährige aus Neuwied studiert Geschichte und Kunstgeschichte an der Uni Trier. Uni-Präsidentin Eva Martha Eckkrammer nannte das Projekt „einzigartig“. Das Schiff solle nach seinem Forschungseinsatz auch wieder zurück nach Trier geholt werden. Es gebe viele Ideen für danach. „Man wird das Schiff noch sehen in Rheinland-Pfalz“, sagte sie.

Vorlage war Schiff aus dem 3. Jahrhundert

Forscher:innen in Trier hatten den Segelfrachter von 2017 bis 2019 mit studentischen Kräften und Handwerkern originalgetreu nachgebaut. Vorlage war ein an der französischen Küste bei Marseille gesunkenes Schiff aus dem 3. Jahrhundert, das als Wrack in den 1980er Jahren ausgegraben worden war. Die Pläne für den Nachbau stammten aus dem Museum für Antike Schifffahrt in Mainz. Bissula war die Geliebte des römischen Dichters Ausonius, der auch in Trier tätig war.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentu