Nachgebautes antikes Handelsschiff fährt über die Saar zur Forschung ins Mittelmeer

Dem Wissen antiker Kapitäne auf der Spur: Trierer Forscher haben einen seegängigen römischen Segelfrachter nachgezimmert. Nach Touren auf der Mosel soll er nun auf dem Mittelmeer Daten sammeln.
Die Bissula bei einer Testfahrt. Foto: Univeristät Trier
Die Bissula bei einer Testfahrt. Foto: Univeristät Trier

Antikes Schiff fährt ans Mittelmeer

Ein von Trierer Forschern nachgebautes römisches Handelsschiff wird bald an der südfranzösischen Küste zu Messfahrten ins Mittelmeer starten. Nach mehrjährigen Testfahrten auf der Mosel sollten nun Daten zur Leistungsfähigkeit des 16 Meter langen und fünf Meter breiten Segelschiffs auf dem Mittelmeer erhoben werden, teilte die Universität Trier am Montag (28. August 2023) mit. Damit wolle man die Erforschung des antiken Seehandels vorantreiben.

Segler auch auf der Saar unterwegs

Das Schiff mit Namen „Bissula“ werde am 13. September seine Reise nach Cannes antreten: Zunächst soll es die Mosel und die Saar bis Dillingen im Saarland hinauffahren. Dort wird es auf einen Schwertransporter verladen und dann auf dem Landweg nach Cannes transportiert, wie die Uni weiter mitteilte. Die Fahrten in der Bucht von Cannes sind demnach im September bis Ende Oktober geplant.

Die „Bissula“ sei „kein kleines Flussschiff, sondern ein seetauglicher Handelssegler“, sagte Projektleiter Christoph Schäfer. „Zwar konnten wir auf der Mosel die wesentlichen Daten zu den Segeleigenschaften erheben, allerdings ist es noch wichtig, die Wirkung des Wellenschlags auf See zu messen – am besten natürlich im Mittelmeer.“ Im Projekt mit im Boot ist auch die Hochschule Trier.

Warum die Forscher nach Cannes wollen

Die Bucht von Cannes biete vor allem wegen der Windverhältnisse „hervorragende Bedingungen“ für das Forschungsvorhaben, teilte Junior-Professor Pascal Warnking mit, der auch zur wissenschaftlichen Schiffscrew gehören wird. Er hat im Rahmen des Projekts mit moderner Software die antiken Seerouten von Frachtschiffen mit berechnet.

Was als Vorbild diente

Vorlage für die „Bissula“ war ein an der französischen Küste bei Marseille gesunkenes Schiff aus dem 3. Jahrhundert, das als Wrack in den 1980er Jahren ausgegraben worden war. Die Pläne für den originalgetreuen Nachbau stammten aus dem Museum für Antike Schifffahrt in Mainz. Bissula war die Geliebte des römischen Dichters Ausonius, der auch in Trier tätig war.

Schiff wurde nachgebaut

Forscher in Trier hatten den Segelfrachter von 2017 bis 2019 mit Studenten und Handwerkern originalgetreu nachgebaut. Schäfer ist Professor für Alte Geschichte an der Uni Trier und gilt als führender Experte für antike Schifffahrt.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur