Wildkamera nahe Saar-Grenze nimmt Wolf auf

Für große Aufregung hat ein Bild einer Wildkamera am Dollberg in Neuhütten gesorgt. Dort ist in der Nacht zum Donnerstag ein Wolf gesichtet sowie aufgezeichnet worden.
Eine Wildkamera am Dollberg hat einen Wolf aufgezeichnet. Quelle: Burghard Luther/ Privat
Eine Wildkamera am Dollberg hat einen Wolf aufgezeichnet. Quelle: Burghard Luther/ Privat

Wildkamera am Dollberg zeichnet Wolf auf

„Es war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis wir hier in unserem Bereich den ersten Wolf sichten“, stellt Peter Koltes, Ortsbürgermeister von Neuhütten fest. Er ist auch der Jagdpächter des gemeinschaftlichen Jagdbezirks Neuhütten- Züsch. Einer seiner Jagdkollegen hat am Dollberg in Neuhütten schon vor längerer Zeit eine Wildkamera aufgehängt. Und eben genau diese hat in der Nacht zum Donnerstag, um 02.43 Uhr, einen Wolf aufgenommen und fotografiert.

Experte bestätigt die Sichtung

„Die Bilder sind gleich zu unserem Großkarnivoren-Beauftragten des Landes Rheinland-Pfalz Wilhelm Zimmermann gesendet worden. Dieser hat dann das Tier als einen Wolf zertifiziert„, erklärt Koltes. Der Großkarnivoren-Beauftragte bestätigt uns die Sichtung der Bilder, verweist aber für weitere Fragen an das Koordinationszentrum für Luchs und Wolf (KLUWO) in Trippstadt. In Abstimmung mit dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität in Rheinland-Pfalz teilt uns auf Nachfrage Julian Sandrini mit, dass dieser spezielle Fall aktuell noch nicht vorliegen würde. Das liegt aber mitunter auch daran, dass der zuständige Sachbearbeiter derzeit noch im Urlaub ist.

„Sofern nach Eintreffen einer entsprechenden Meldung bzw. der Bearbeitung von einer bereits den Monitoring-Kolleginnen oder Kollegen übersendeten Meldung, ein Wolfsnachweis bestätigt werden kann, wird dieser Nachweis auf der Homepage des KLUWO veröffentlicht“, erklärt Julian Sandrini.

Bilder landeten bereits in Facebook-Gruppe

Unterdessen hatten die Bilder der Wildkamera für großes Aufsehen in einer saarländischen Facebook-Gruppe gesorgt. „Wie die Bilder an Dritte gelangt sind, kann ich mir derzeit nicht erklären“, so Peter Koltes. Hier wurde zunächst mitgeteilt, dass der Wolf am Petersberg in Nonnweiler-Braunshausen gesichtet wurde. „In Rücksprache mit einigen Jagdkollegen habe ich dann entschieden, über unsere sozialen Foren die Menschen in Neuhütten und Umgebung zu informieren“, erklärt der Ortsbürgermeister.

Klarstellung soll Fake-News Einhalt gebieten

So hat Peter Koltes noch am späten Donnerstagabend um 22,30 Uhr folgende Information veröffentlicht: „Aufgrund von explodierenden Fake-News unter anderem auf einer saarländischen Spotted-Seite hier bei Facebook haben wir uns nach Absprache mit dem Großkarnivoren-Beauftragten des Landes Rheinland-Pfalz (Wilhelm Zimmermann) dazu entschlossen, folgendes klarzustellen: In der letzten Nacht ist auf der Gemarkung Neuhütten – genauer: Auf der Skibahn in Neuhütten – gegen 03.00 Uhr ein Wolf von einer Wildkamera des hiesigen Jagdpächters mehrfach fotografiert worden. Die Bilder gelten als verifiziert.“

Die Wildkamera. Foto: Florian Blaes

Tierhalter sind informiert

Innerhalb kurzer Zeit wurden die entsprechenden Beiträge mehrere hundert Male geteilt. „Mir war es auch wichtig, dass die Tierhalter hier Bescheid wissen. Denn auch am Dollberg gibt es einen Schafhalter und zwischen Neuhütten und Züsch gibt es ein Dammwild-Gehege. Beide Halter wurden von uns entsprechend in Kenntnis gesetzt“, so Koltes.

Einer oder mehrere Wölfe?

Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald gab es bereits mehrere Wolfssichtungen. Wir wollten wissen, ob man anhand Bildbegutachtungen sagen kann, ob es immer derselbe Wolf ist oder gibt es mehrere Exemplare? Dazu teilt uns Julian Sandrini vom KLUWO mit: „Die verifizierten bildbasierten Wolfsnachweise (C1) aus der Region Hunsrück/ Hochwald, von bisher jeweils einem einzelnen Wolf, sind nicht individualisierbar. Es ist daher nicht bekannt, ob es sich auf den verschiedenen Bildern um ein und dasselbe Tier handelt.“

Gebiet ist als Lebensraum für Wölfe geeignet

In der Vergangenheit gab es bereits mehrere Wolfsichtungen anhand Wildkameras oder DNA-Proben im Naturpark. Was macht den Naturpark Hunsrück-Hochwald so attraktiv für den Wolf? „Die Region Hunsrück/Hochwald ist als waldgeprägtes Mittelgebirge zum Beispiel gemäß den Habitat-Modellierungen unter anderem des Bundesamtes für Naturschutz, als prinzipiell geeigneter Wolfslebensraum identifiziert worden. Dass sich ein junger Wolf auf der Suche nach einem geeigneten, eigenen Territorium temporär und gegebenenfalls auch dauerhaft in solch einem grundsätzlich geeigneten Lebensraum aufhalten kann und entlang solcher Gebiete seine Wanderroute ausrichten kann, ist möglich. Der Verbleib solcher Tiere in einem Gebiet hängt von dem nicht vorhersehbaren, konkreten Verhalten des einzelnen umherwandernden Wolfsindividuums ab“, erklärt das KLUWO.

Wölfe haben grundsätzlich kein Interesse an Interaktion mit Menschen

Die Meinungen von Wolfssichtungen gehen in der Bevölkerung weit auseinander. Die einen freuen sich über die Ansiedlung des Wolfes, die anderen machen sich große Sorgen. Hier teilt Koordinationszentrum für Luchs und Wolf mit: „Grundsätzlich zeigen Wölfe kein Interesse an Interaktionen mit Menschen. Sie sind jedoch wehrhafte Wildtiere, die – wie Wildschweine, andere Wildtiere auch – niemals gefüttert oder aktiv bedrängt werden dürfen. Seit dem Jahr 2000 breitet sich der Wolf eigenständig wieder in Deutschland aus. In diesem Zeitraum wurde bisher kein aggressives Verhalten gegenüber Menschen registriert.“ Ein intensives Monitoring ist bereits vom zuständigen Ministerium gestartet, da ja bereits mehrere Wölfe im Nationalpark gesichtet wurden.

Wolf könnte auch auf der Durchreise sein

„Die Meinung zum Wolf in der Jagdgemeinschaft geht weit auseinander. Die einen sehen es mit Sorge, andere wiederum begrüßen das Kommen des Wolfes. Ich persönlich denke, dass es wohl auch nur ein Wolf auf der Durchreise sein könnte“, sagt der Jagdpächter Peter Koltes. Ein Wolf kann in einer Nacht eine Strecke von bis zu 50 Kilometern zurücklegen.

Tote Schafe unweit der Sichtungsstelle

Genau 11 Kilometer Luftlinie in Thalfang-Bäsch sind genau vor einer Woche zwei Schafe tot und weitere acht verletzt auf einer Weide vorgefunden worden. Die Halterin sagte dazu, dass sie sich anhand der Spurenlage der Verletzungen sicher sei, dass es ein Wolf gewesen sein muss. Hier wurden DNA-Proben entnommen. Auf Nachfrage beim KLUWO teilt diese uns mit, dass die Ergebnisse der Proben noch nicht vorliegen würden. Die Laboranalysen dauern in der Regel bis zu zwei Wochen.

Verwendete Quellen:
– eigene Recherche