Zweibrücker Friseurin spendet geschnittene Haare – mit Hilfe aus dem Saarland

Nicht immer werden Haare im Friseurladen nach dem Schneiden achtlos weggekehrt. Mancher Zopf wird zur Perücke für Krebspatient:innen. Menschen, die dafür ihre Haare spenden, kommen sogar aus Hessen und dem Saarland nach Rheinland-Pfalz.
Friseurin Tina Hamm misst die Haarlänge ihrer Kundin Jasmina Strobel. Strobel spendet ihre Haare für eine Perücke. Foto: dpa-Bildfunk/Oliver Dietze
Friseurin Tina Hamm misst die Haarlänge ihrer Kundin Jasmina Strobel. Strobel spendet ihre Haare für eine Perücke. Foto: dpa-Bildfunk/Oliver Dietze

Haarspenden aus Zweibrücken

Manche Person mit Haarausfall trägt eine Perücke mit Haaren aus Rheinland-Pfalz – meist, ohne es zu wissen. Denn ein kahler Kopf kann zwar attraktiv sein, willkommen ist er aber nicht immer. Die Lösung heißt oft: ein Toupet. Dabei ist echtes Haar bei Perückenmacher:innen begehrt. Hier kommen Jasmina Strobel und Tina Hamm ins Spiel. Strobel lässt alle paar Jahre ihre Haare bis zu 40 Zentimeter lang wachsen. Tina Hamm schneidet sie ab. In ihrem Friseurladen in Zweibrücken/Rheinland-Pfalz, als Haarspende. Wer die Haare irgendwann trägt, weiß sie nicht. „Es würde mich interessieren, wo die landen.“

An diesem Tag sitzt Jasmina Strobel vor dem Spiegel im Friseursessel, dahinter Tina Hamm mit einem Lineal. Sorgfältig misst sie die Haarlänge. „Für eine Spende brauchen wir mindestens 25 Zentimeter, sonst wird das nichts. Ich musste leider schon Kunden abweisen“, erzählt die Friseurmeisterin. Bei ihrer Stammkundin passt alles. Auch Friseur John Marco Patschull, der im Laden arbeitet, ist zufrieden.

Friseur John Marko Patschull schneidet Kundin Jasmina Strobel Haarsträhnen, die zuvor geflochten wurden, ab. Foto: dpa-Bildfunk/Oliver Dietze

So fing alles an

Tina Hamm weiß noch genau, wie alles anfing. „Vor vier, fünf Jahren hat die Tochter einer Stammkundin gesagt, dass sie Haare spenden würde. Nachdem sie mir Details erzählt hatte, dachte ich: Das ist ja eine tolle Sache!“ Die Friseurin registrierte sich bei einem Internetportal. „So bin ich Partnersalon geworden.“ Heute geht sie auf Kundinnen und Kunden mit dem Vorschlag zu, Haare zu spenden.

Auch Leute aus dem Saarland spenden

„Aktuell habe ich so vier bis sechs Leute im Jahr. Nicht nur aus Rheinland-Pfalz, sondern auch aus dem Saarland„, erzählt Hamm. Geduldig flechtet sie gemeinsam mit Patschull die Haare von Strobel zu vielen schmalen Zöpfen. Verwendet werden die Haare später unter anderem auch für Echthaarperücken für Kinder mit Haarausfall.

So kam Jasmina zum Spenden

Gelassen verfolgt Jasmina Strobel die Prozedur. Wie ist sie zum Spenden gekommen? „Als ich mich vor drei Jahren von meinem Partner trennte, beschloss ich, mein Leben umzustrukturieren„, erzählt die 24-Jährige. Unter anderem wollte sie mehr auf ihren Lebensstil achten – und eine neue Frisur. „Ich hatte damals 40 Zentimeter, und Tina Hamm warnte mich: Das wird dann kurz. Ich sagte: kein Problem.“ Ihre Familie sei geschockt gewesen. „Die dachten, ich mache eine Chemotherapie. Einige haben geweint“, erzählt Strobel. Als sie es erklärte, sei die Erleichterung groß gewesen. Sogar ihre Mutter habe mittlerweile Haare gespendet. Sie selbst „sammelte“ drei Jahre lang.

Jasmina Strobel zeigt ihre geflochtenen Haarsträhnen, die sie sich gerade hat abschneiden lassen. Foto: dpa-Bildfunk/Oliver Dietze

Diesen Menschen kommen die Haare zugute

Die Deutsche Krebshilfe ruft immer wieder zu Haarspenden auf – zum Beispiel für Menschen, die wegen einer Chemotherapie eine Perücke brauchen. Die Stiftung arbeitet dazu mit einem Unternehmen in Nordrhein-Westfalen zusammen, das ein spezielles Internetportal betreibt. Hier hat sich auch Tina Hamm registriert, ebenso wie bundesweit zahlreiche anderen Salons. Für jede Perücke sind der Deutschen Krebshilfe zufolge vier bis fünf Haarspenden nötig. In Deutschland gibt es einige Organisationen, denen man spenden kann.

Haare werden verschickt

In Zweibrücken schneiden derweil Hamm und Patschull sorgfältig Strobels Zöpfe ab. „Die Haare stecken wir vorsichtig in eine Klarsichthülle und schicken sie in einem entsprechend großen Umschlag weg„, sagt die Friseurmeisterin. Seit elf Jahren betreibt sie ihren Laden.

Auch Jasmina Strobel ist zufrieden. „Jetzt habe ich wieder eine Frisur für die nächsten Jahre“, sagt sie und schmunzelt. Jede Länge habe Vor- und Nachteile. „Nun, wo sie kurz sind, muss ich in den nächsten kühlen Monaten wieder an eine Mütze denken“, meint Strobel augenzwinkernd. Vor dem zunächst ungewohnten Anblick im Spiegel fürchte sie sich nicht. „Es sind doch bloß Haare.“

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur