Absage von Till Lindemann-Konzert in Trier gefordert

Im November soll Till Lindemann im Rahmen seiner Solo-Tour für einen Auftritt nach Trier kommen - so der aktuelle Stand. Wegen der Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger fordern der Frauennotruf Trier und die Feministische Vernetzung Trier die Absage.
Till Lindemann, Frontsänger von Rammstein, steht aktuell in harter Kritik. Foto: picture alliance/dpa
Till Lindemann, Frontsänger von Rammstein, steht aktuell in harter Kritik. Foto: picture alliance/dpa

Vor Zehntausenden Zuschauerinnen und Zuschauern im Münchner Olympiastadion hat die Rockband Rammstein das erste Deutschland-Konzert ihrer aktuellen Europatournee gespielt. Auf die erhobenen Vorwürfe gegen Frontmann Till Lindemann (60) ging die Band bei ihren Auftritten am Mittwochabend nicht ein. Währenddessen versammelten sich rund 60 Menschen mit Megafon und Transparenten mit Aufschriften wie 2Das Opfer ist nie schuld“, „Keine Show für Täter“ und „Glaubt Opfern sexualisierter Gewalt“.

Schwere Vorwürfe gegen Sänger Till Lindemann

Mehrere Frauen erhoben in den vergangenen Tagen – teilweise anonym – Vorwürfe gegen Lindemann. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershow-Party kommen wollen. Dort soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Die Frauen seien zuvor aus einem Bereich ganz vorn im Zuschauerraum ausgewählt worden – der sogenannten Reihe Null (engl.: Row Zero).

In einer Stellungnahme von Rammstein hatte es geheißen, die Vorwürfe hätten die Band sehr getroffen und man nehme sie außerordentlich ernst. „Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne.“ Weiter hieß es in dem Schreiben: „Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge.“ Auch die Band habe aber ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.

Erhöhte Sicherheit für Konzerte in München

Für die Konzerte in München waren einige Veränderungen angekündigt worden: In der Row Zero, dem Sicherheitsbereich unmittelbar vor der Bühne, waren keine Gäste-Gruppen mehr. Das Konzept für die Aftershowpartys sei ebenfalls geändert, hieß es im Umfeld der Band. Es solle nicht mehr zwei Partys geben – eine große für Fans und Band, eine kleine für Lindemann und Frauen. Künftig solle es nur noch eine Feier nach den Konzerten geben. In München trafen sich nach dem Konzert Band, Freunde, Angehörige und Fans, wie es hieß.

Anwälte von Lindemann veröffentlichen Pressemitteilung

Lindemann wies Vorwürfe gegen ihn am Donnerstag zurück. Seine Interessen lässt er nun anwaltlich vertreten. Das gaben die Berliner Rechtsanwalte Simon Bergmann und Christian Schertz bekannt. „In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben“, heißt es in einer Mitteilung. „So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr.

Absage für Trierer Konzert gefordert

Bislang war nur bekannt geworden, dass der Veranstalter für das Konzert in Trier Änderungen in Betracht zieht. Der Trierische Volksfreund hatte darüber berichtet. Der Frauennotruf Trier und die Feministische Vernetzung Trier fordern aber die Absage des Lindemann-Konzerts am 20. November in der Arena.

„Nicht nur, dass Lindemann und Rammstein zu den Vorwürfen schweigen – Lindemann tourt in diesem Jahr weiterhin durch Europa und soll auch am 20. November in der Arena Trier auftreten. Das Management der MVG Trier als Betreiberin der Arena sowie Popp Concerts als Veranstalter veröffentlichten nach Bekanntwerden der Vorwürfe ihre Überlegungen zu angedachten Sicherheitsmaßnahmen für dieses Konzert. Unter anderem soll ein ‚bereits an Fastnacht erprobtes Awarenesskonzept‘ erneut zum Einsatz kommen.“, heißt es in der veröffentlichten Meldung der Vereine.

Und weiter: Da besagtes Awareness-Konzept durch das gemeinsame Projekt „Save the night! – Awareness im Nachtleben von Trier“ von Frauennotruf und Feministischer Vernetzung umgesetzt wurde und die Ankündigung betreffender Sicherheitsmaßnahmen durch MVG und Popp Concerts nicht mit den Organisationen abgesprochen wurde, machen diese nun deutlich, dass es kein Awareness-Angebot von „Save the night!“ geben und unter diesen Umständen auch eine weitere Zusammenarbeit mit der MVG und Popp Concerts neu verhandelt werden muss.

„Wie soll ein Awarenessangebot, das auf die Unterstützung Betroffener in entsprechenden Schutzräumen angewiesen ist, an einem unsicheren Ort umgesetzt werden?“, kritisiert eine Sprecherin des „Save the night!“-Projekts. „Auf einer Veranstaltung zu arbeiten, wo Täter freie Bühne haben, ist mit der feministischen und parteilichen Grundhaltung von Awareness-Arbeit nicht vereinbar“ so die Sprecherin weiter.

Auch die Mitarbeiterinnen vom Frauennotruf Trier äußern Kritik am geplanten Auftritt und der Rolle der Veranstaltenden: „Welches Signal sendet die Arena Trier an alle Betroffenen von sexualisierter Gewalt, wenn Lindemann auftreten darf? Richtig: Ihr Schutz ist egal, solange der Täter die Kasse zum Klingeln bringt und ihre Gewalterfahrungen werden nicht ernst genommen!“

Daher fordern der Frauennotruf Trier und die Feministische Vernetzung Trier, dass das Lindemann-Konzert in der Arena am 20. November abgesagt wird und betonen nochmals, dass es bei einer solchen Veranstaltung kein wirksames Awareness-Angebot geben kann!

Mitteilung Team vom Frauennotruf Trier, des „Save the night!“-Projekts und der Feministischen Vernetzung Trier