AfD fällt auf Fake-Firma rein: Künstlerkollektiv entsorgt AfD-Flyer

Nach eigenen Angaben ist das „Zentrum für politische Schönheit” (ZPS) für das Nicht-Zustellen von AfD-Flyern im Wahlkampf verantwortlich. Mit einem Flyerservice sollten diese verteilt werden, allerdings handelte es sich um eine fiktive Flyer-Firma - dahinter verbarg sich das Künstlerkollektiv ZPS.
Anstatt die Flyer der AfD zu verteilen, wurden sie im Müllcontainer gesammelt. Foto: Zentrum für Politische Schönheit
Anstatt die Flyer der AfD zu verteilen, wurden sie im Müllcontainer gesammelt. Foto: Zentrum für Politische Schönheit

Am Dienstag, 28. September, teilte das Künstlerkollektiv „Zentrum für politische Schönheit” (ZPS) mit, es habe den „Flyerservice Hahn“ gegründet und der AfD angeboten, sie im Wahlkampf vor der Bundestagswahl zu unterstützen, indem sie das Werbematerial verteilen. Jedoch wurden die Flyer – das ZPS spricht von 5 Millionen – nie an Haushalte ausgeliefert, sondern gesammelt, um sie später zu entsorgen. „Eine Firma ohne richtige Adresse, Handelsregistereintrag oder Steuernummer“ habe allen AfD-Verbänden in der Republik ein Angebot gemacht, das sie nicht haben ablehnen können, teilt das Kollektiv auf ihrer Webseite mit. Am Ende sind 85 Aufträge eingegangen, die Werbemittel für die Partei zu verteilen.

Wurde der Wahlkampf manipuliert?

Das Zentrum für politische Schönheit antwortet darauf: „Von Wahlmanipulation ist in der Regel die Rede, wenn Fake-News oder Falschaussagen verbreitet werden. Schätzungsweise 90 % dieser Fake-News gehen bei der Bundestagswahl auf das Konto unserer geschätzten Kunden von der AfD. Da werden Zitate von Politikern falsch wiedergegeben und mithilfe von Lügen gegen ganze Bevölkerungsgruppen gehetzt. Wir haben im Gegensatz dazu KEINE Wähler:innen angelogen. Wir haben im wahrsten Sinn des Wortes einfach ‚gar nichts‘ gemacht!“

Wo sind die Flyer?

Dem ZPS wurden über Wochen Werbematerialien angeliefert, die gesammelt und zurückgehalten wurden. Nun sammelt das ZPS Spenden für dessen Entsorgung: „Mit jedem gespendeten Cent finanzierst Du nichtverteilte Flyer der AfD!“
Das Handelsblatt berichtet, dass Kreisverbände und Kandidaten in Niedersachsen, Berlin, Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz betroffen waren.

AfD will Strafanzeige stellen

Bereits am Freitag habe die AfD mitgeteilt, dass sie Strafanzeige stellen wollen. Die Parteichefs Tino Chrupalla und Jörg Meuthen hatten erklärt, der „Flyerservice Hahn“ habe der AfD angeboten, „ihre Wahlkampfmaterialien abzunehmen und für sie zu verteilen.“ Insgesamt sollen mehrere Aufträge mit über einer Million Flyer erteilt worden sein. Vor der Wahl seien die betreffenden Orts-, Kreis- und Landesverbände der AfD informiert worden, dass die Flyer nicht ausgeliefert werden können. Nun hat das Kollektiv Stellung bezogen und sich zu ihrer Aktion geäußert.

„Zentrum für politische Schönheit“

Das „Zentrum für politische Schönheit“ ist ein Zusammenschluss von Aktionskünstlerinnen und -künstlern sowie Kreativen. In der Vergangenheit ist das ZPS bereits mit Aktionen gegen die AfD in Erscheinung getreten. In direkter Nachbarschaft zum thüringischen AfD-Fraktionschef Björn Höcke errichteten sie 2017 eine Installation, die an das Berliner Holocaust-Mahnmal erinnert. Die Webseite zu der Flyer-Aktion: https://afd-muell.de/