Großeinsatz: Gebäudeeinsturz in Breit- 100 Einsatzkräfte sind 8 Stunden im Einsatz

Großeinsatz in der kleinen 300-Einwohnergemeinde Breit. Hier kamen über 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und DRK zum Einsatz, um ein eingestürztes Gebäude zu sichern.
(c) Florian Blaes/ newstr
(c) Florian Blaes/ newstr

Es ist 17:30 Uhr am Mittwochabend, 26.01.2022 als es in der Hauptstraße von Breit (Landkreis Bernkastel-Wittlich) zu einem lauten Knall kommt. Mehrere Anwohner werden dadurch aufgeschreckt und laufen nach draußen schauen, was denn passiert ist.

Rumänische Familie erst kürzlich eingezogen

Schräg gegenüber dem Feuerwehrgerätehaus von Breit steht ein altes Wohnhaus, daneben ein freies Grundstück. Hier wurde vor kurzem ein Gebäudeteil abgerissen. An das Wohnhaus grenzt eine große Scheune, in der auch einiges noch lagerte. Das komplette Gebäude wurde erst kürzlich von einer rumänischen Familie (Mutter, Vater und Kleinkind) gekauft. Diese wohnten auch in den Wohnbereich des Hauses. Sie hatten vor, nach und nach alles zu renovieren, um in Deutschland ihr Leben verbringen zu können.

Doch am Mittwochabend kam es zum Schreck: Ein großes Gebäudeteil- die Außenwand des riesigen Anbaus, bricht in sich zusammen und stürzt zu Boden. Trümmerteile fliegen mehrere Meter weit. Die Familie ist glücklicherweise zum Zeitpunkt des Einsturzes nicht zu Hause. Doch der Schock ist groß: Ein großes Loch in ihrem Haus.

Weiträumige Absperrungen

Kurz darauf heulen die Sirenen im Ort und den umliegenden Ortschaften. Ein Großaufgebot unter der Leitung von Wehrleiter Ralf Mattes rücken in die Ortsmitte von Breit an. Zunächst wurde das Gebiet weiträumig abgesperrt, falls es zu weiteren Einstürzen kommen sollte. Denn man konnte gut erkennen, dass sich zahlreiche große Risse bis in den Wohnbereich des Hauses sich gezogen hatten. Eine Außenwand zur Hauptstraße hin, beult sich stark nach außen und könnte jederzeit in sich zusammenstürzen. So wurde die Hauptstraße und Neustraße für den Verkehr, auch für Fußgänger gesperrt.

Unter den Einsatzkräften ist auch die Führungsstaffel und der Pressesprecher Andreas Schaad. Er erklärt vor Ort „Wir haben das Haus nun abgesichert und mit unseren Mitteln ausgeleuchtet. Folglich wird der Baufachberater des THW hier die Einsatzstelle sichten kommen und entscheiden, wie es weiter gehen soll. Unser Ziel ist es, am Ende den bewohnten Bereich so gut es geht erhalten zu können. Zeitgleich kommt der Stromversorger zum Einsatz, um die Oberleitung am Haus zu demontieren.“

Ziemlich schnell stellte sich heraus, dass es zu einem langen Einsatz kommen wird, der wohl über mehrere Stunden andauern sollte.

Wohnhaus darf nicht mehr betreten werden

Zunächst machte sich ein Mitarbeiter von Westnetz über die Drehleiter der Feuerwehr ein Bild von oben. Dann musste für einige Zeit der Strom in einigen Haushalten abgestellt werden und die Arbeiten der Demontage der Oberleitungen konnten beginnen. Hierzu kam eine Hebelbühne von Westnetz zum Einsatz. Zeitgleich sind die Baufachberater des THW in Breit eingetroffen und machten sich ein Bild der Lage. „Schnell mussten wir die Entscheidung treffen, dass die Familie erst einmal nicht mehr in ihr Haus kann und darf. Die Gefahr eines weiteren Einsturzes ist einfach zu hoch.“ In Begleitung der Einsatzkräfte, konnte die Familie noch schnell das notwendigste aus dem Haus holen und dann wurde ein Betreten verboten.

„Die Feuerwehr und THW haben sich nun beraten und entschieden, dass wir zur Sicherheit der komplette Anbau an das Wohnhaus abreißen müssen und das direkt, nicht erst morgen“ erklärt Andreas Schaad. Auch der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Landkreises Bernkastel-Wittlich ist vor Ort und ergänzt „In den kommenden Tagen ist teils starker Wind vorhergesagt, die Gefahr ist zu groß, dass es dann zu weiteren Einstürzen kommt und womöglich noch Menschen verletzt werden könnten. Also müssen wir jetzt entscheiden und handeln.“

Alarm für mehrere Einheiten des THW

Folglich kommt es zu Nachalarmierungen des Technischen Hilfswerkes aus Wittlich, Hermeskeil und Saarburg. Die Baufachberater des THW aus Trier waren bereits vor Ort. Das THW Hermeskeil ist für den Bereich Strom und Licht zuständig und das THW Saarburg für den Bereich des Abreißens mit schwerem Gerät. Beide haben lange Anfahrtswege, vor allem die Kräfte aus Saarburg. Zwei Stunden dauerte es am Ende. Aber auch eine Feuerwehr des Nachbar-Landkreises wurde benötigt. „Wir haben zwar eine Drehleiter in der Feuerwehr Thalfang, aber diese hat nicht die Knick-Funktion. Und genau diese brauchen wir hier, um oben am Dach arbeiten zu können“, erklärt der Pressesprecher Andreas Schaad. So wurde auch die Feuerwehr Hermeskeil hinzugezogen, um zu unterstützen.

In der Zwischenzeit der Anfahrt aller weiteren Einheiten stellte die Ortsgemeinde ihr Bürgerhaus zur Verfügung. Dort wurden warme Räumlichkeiten, Essen und Trinken angeboten. Auch der erste Beigeordnete Lukas Eiden von Breit ist vor Ort. „Als mein Telefon rappelte, es kam zu einem Einsturz, dachte ich an ein kleines Stück eines Giebels. Dass es dann solche Ausmaße annehmen würde, war mir nicht bewusst.“ Für ihn und die 300-Einwohnergemeinde ist dieser Großeinsatz schon was Besonderes. „Das erlebt man nicht alle Tage hier in Breit. Wir sind froh, dass es keine Verletzten gibt.“

Strom und Licht herstellen

Nach zwei Stunden treffen alle Einheiten von THW und Feuerwehr an der Einsatzstelle an. Zunächst baute das THW einen großen Stromgenerator auf und stellte große Lichtmasten auf. Die gesamte Einsatzstelle wurde hell erleuchtet, ein Strahl über dem Ort konnte man schon von weitem erkennen. Dann gab es Besprechungen über die Vorgehensweise des bevorstehenden Abrisses. Der Energieversorger konnte zeitgleich seine Arbeit beendet und das Kabel über dem Haus beseitigen.

„Zunächst wird über die Drehleiter eine Einsatzkraft der Feuerwehr und des THW das Dach von außen begutachten. Folglich wird es am Übergang zum Wohnhaus aufgebrochen und geschaut, ob der tragende Querbalken des Daches sich in einem durchzieht oder es zwei Teile gibt. Dann wird das Haus quasi getrennt. Ein Schnitt im Dach von oben nach unten wird unternommen“ erklärt der Pressesprecher des THW Robin Ramos- Hoffmann.

Aufwendige Arbeiten auf der Drehleiter

In einer aufwendigen Arbeit wurde das Dach schließlich geöffnet. Die beiden Einsatzkräfte auf der Drehleiter sind in Schutzanzügen, da Dachpfannen durchgeschnitten werden müssen, was nicht ganz ungefährlich ist. Es folgt ein Abschlagen von Ziegeln und ein Durchschneiden des Daches. Nach und nach erreichen sie die Schmutzrinne des Daches. Schließlich werden noch die tragenden Balken durchtrennt und los kann es gehen.

„Nun wird in enger Absprache mit den Verantwortlichen, das Gebäudeteil mit dem Bagger des THW abgerissen. Hier ist unser großes Augenmerk, das wir den Wohnbereich erhalten können“ so der Pressesprecher des THW. In sorgfältiger Arbeit rückt der Bagger ans Haus und beginnt mit den Abrissarbeiten. Es gibt einen lauten Schlag und schon stürzt die vordere Wand zur Hauptstraße hin, ein. Folglich ein starker Zug und das komplette Dach kommt zu Fall und stürzt ein. Das Ziel ist erreicht: Der Abriss des großen Anbaus mit dem Versuch, das Haus im Wohnbereich zu erhalten.

Dank des ersten Beigeordneten von Breit

„Ich möchte hier allen Einsatzkräften danken, die hier als Ehrenamtliche mitten in der Nacht ihre Freizeit opfern müssen und das in eisiger Kälte, um hier im Ort für die Sicherheit zu sorgen. Es ist keine Selbstverständlichkeit, so viel haben die Kräfte im letzten Jahr leisten müssen, vielen Dank“ bedankt sich der erste Beigeordnete Lukas Eiden.

Nach 8 Stunden konnte um 1:30 Uhr der komplette Einsatz beendet werden. Die Familie hat zunächst eine Übergangsbleibe gefunden. In den kommenden Tagen muss das Wohnhaus ebenfalls von Statiker und Gutachter untersucht werden. So lange darf es nicht bewohnt werden.

100 Einsatzkräfte- 8 Stunden Einsatz

Im Gesamteinsatz waren über 100 Einsatzkräfte, die nicht immer zeitgleich vor Ort waren von FEZ, Führungsstaffel und Wehrleitung VG Thalfang. Der BKI des Landkreises Bernkastel-Wittlich. Die Feuerwehren aus Breit, Heidenburg, Büdlich, Thalfang und Hermeskeil. Das THW aus Hermeskeil, Saarburg, Wittlich und Trier. Der Energieversorger Westnetz, das DRK Thalfang, der DRK OV Morbach, die Polizei Morbach und die Gemeinde Breit.

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