Trierer Notaufnahmen warnen vor extrem langen Wartezeiten – Ärztlicher Bereitschaftsdienst ändert Zeiten

Die Öffnungszeiten des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes werden enorm eingeschränkt. Aber als Alternative die Notaufnahme aufzusuchen, ist auch keine Lösung. Davon raten die die beiden Trierer Kliniken eindringlich ab.
Die Trierer Kliniken warnen davor, die Notaufnahme als Alternative zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst aufzusuchen. Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa
Die Trierer Kliniken warnen davor, die Notaufnahme als Alternative zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst aufzusuchen. Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa

Ärztlicher Bereitschaftsdienst in Trier nur noch eingeschränkt verfügbar

Ab dem 1. Januar 2024 gibt es große Änderungen in der ärztlichen Versorgung außerhalb der Öffnungszeiten der Arztpraxen. Zum Jahreswechsel ändern sich die Zeiten des Ärztliche Bereitschaftsdienstes. In Trier hat dieser seine Räumlichkeiten im Klinikum Mutterhaus. Konkret heißt das: Ab Januar ist dieser nur noch mittwochs von 14 bis 22 Uhr, freitags von 16 bis 22 Uhr und samstags, sonntags sowie an Feiertagen von 9 bis 22 Uhr.

Trierer Kliniken warnen: Die Notaufnahme ist keine Alternative zum Bereitschaftsdienst

Davon, einfach in den Schließzeiten des Bereitschaftsdienstes die Notaufnahmen aufzusuchen, raten die beiden Trierer Kliniken jedoch dringend ab: „Unsere Aufgabe in den Notaufnahmen ist die Versorgung von schwer erkrankten Menschen beziehungsweise Patient:innen mit hohem Gesundheitsrisiko, die umgehend akutmedizinisch in einem Krankenhaus versorgt werden müssen“, erklären der Geschäftsführer des Klinikums Mutterhaus Dr. med. Christian Sprenger und für das Brüderkrankenhaus der Regionalleiter der BBT-Gruppe Christian Weiskopf.

Im Konkreten bedeutet das: Wer über Symptome klagt, die auf einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hindeuten, wie Atemnot, starke Schmerzen in der Brust oder Lähmungserscheinungen, sollte unverzüglich eine Notaufnahme aufsuchen oder den Rettungsdienst rufen. Aber auch Verbrennungen, Vergiftungen, allergische Schocks, Krampfanfälle und starke Blutungen, die sich nicht stillen lassen und auch Kopfverletzungen oder Knochenbrüchen müssen umgehend in einem Krankenhaus behandelt werden.

Personen mit milden Symptomen sollen weiterhin den Hausarzt aufsuchen

Damit Notfälle adäquat vom medizinischen Personal behandelt werden können, sollen Menschen mit milden Symptomen, sogenannte Niedrigrisikopatient:innen, den Hausarzt oder den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst (Telefon 116117) aufsuchen – und nicht die Notaufnahmen zusätzlich belasten.

„Um dringliche Notfälle herauszufiltern, wird in einem ersten Schritt eine Einschätzung der Behandlungsdringlichkeit – sogenannte Triagierung – anhand von Leitsymptomen vorgenommen“, so der Chefarzt des Notfallzentrums des Brüderkrankenhauses. Das heißt, die Patienten werden von einer medizinischen Fachkraft in Farb-Kategorien je nach Dringlichkeit eingeteilt: Rot steht dabei für lebensbedrohliche Notfälle, orange für sehr dringende Notfälle, gelb für dringende Fälle, grün für normale, behandlungsbedürftige Fälle und blau für alle nicht-dringlichen Fälle. Insbesondere die letzten beiden Patientengruppen mit niedrigem Gesundheitsrisiko haben in den letzten Jahren zugenommen und suchen während sowie außerhalb der normalen Praxisöffnungszeiten oftmals die Notaufnahmen auf, was sämtliche Abläufe innerhalb der Notaufnahme verlangsamt.

Kliniken befürchten, dass Notaufnahmen weiter „verstopft“ werden

Warum Personen mit milden Symptomen die Notaufnahmen als erstes aufsuchen? Eine umgehende und umfassende fachärztliche Versorgung im Krankenhaus ohne langes Warten auf einen Termin beim Hausarzt werden als Hauptgründe angegeben. Die Notaufnahmen sind für die Versorgung dieser Patienten:innen weder räumlich noch personell ausreichend ausgestattet. Zudem verursachen mehr als 50 Prozent der Personen mit niedrigem Gesundheitsrisiko einen hohen Aufwand und tragen somit zur Überlastungssituation in Notaufnahmen bei. Eine weitere Zunahme dieser Patientengruppe, welche bedingt durch die neuen Öffnungszeiten der kassenärztlichen Bereitschaftsdienste zu erwarten ist, werden die Notaufnahmen noch weiter „verstopfen“.

„Bisher bekamen wir diese Patient:innen mit niedrigem Gesundheitsrisiko im laufenden Notaufnahmebetrieb noch unter. Wenn jetzt jedoch alle, die sonst den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst aufgesucht hätten, in die Notaufnahmen strömen, haben wir ein massives Problem“, so die beiden Notfallmediziner und warnen zugleich davor: „Unsere größte Sorge ist, dass wir unsere Hilfesuchende nicht mehr in allen Fällen adäquat versorgen können. Wenn ein potentiell Schwerkranker an der Anmeldung zwischen nicht-dringenden Fällen auf seine Triage warten muss, kann es zu einer Patientengefährdung kommen. Zudem, und dass wollen wir nicht verschweigen, rechnen wir damit, dass die Wartezeiten für Patient:innen mit milden Symptomen beziehungsweise Krankheitsverläufen bedingt durch dieses zu erwartende hohe Patientenaufkommen, um mehrere Stunden zunehmen werden.“

Appell an alle: Nur im Notfall in die Notaufnahme

„Wir zählen auf die Mithilfe der Menschen, dass wir weiterhin unserem Auftrag der Notfallversorgung angemessen nachkommen können. Es nützt keinem, wenn wir überlaufen werden, weder dem Notfallpatienten, noch dem Patienten, der die ganze Nacht in unserer Notaufnahme warten muss, nur um am Ende an den Hausarzt verwiesen zu werden“, appellieren beide Trierer Kliniken.

Verwendete Quellen:
– Mitteilung Klinikum Mutterhaus