40 Warenhäusern von Galeria Karstadt Kaufhof droht das Aus – auch Saarbrücken betroffen?

Galeria Karstadt Kaufhof muss zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen. Das könnte für viele Warenhäuser nun das Aus bedeuten.
"Galeria Karstadt Kaufhof" muss wohl erneut reihenweise Filialen schließen. Foto: BeckerBredel
"Galeria Karstadt Kaufhof" muss wohl erneut reihenweise Filialen schließen. Foto: BeckerBredel

Galeria Karstadt Kaufhof will über 40 der verbliebenen 131 Kaufhäuser schließen. Das kündigte Geschäftsführer Miguel Müllenbach in einem Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ an. Kurz zuvor hatte das Unternehmen zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen.

Filialnetz um ein Drittel reduzieren

Um das Unternehmen zu retten, müsse man das Filialnetz um „mindestens ein Drittel reduzieren„, so der Manager. Damit seien auch betriebsbedingte Kündigungen unvermeidbar. In einem Brief an die Mitarbeiter:innen schrieb Müllenbach, das Unternehmen müsse sich von den Filialen trennen, die angesichts von Konsumflaute, Inflation und Energiekosten „auf absehbare Zeit nicht mehr profitabel zu betreiben sind“. Anders lasse sich ein endgültiges Scheitern des Unternehmens nicht verhindern. Derzeit gibt es noch Kaufhäuser in 97 deutschen Städten mit rund 17.000 Beschäftigten.

Was wird aus den Filialen in Saarbrücken?

Ob auch die Filialen in Saarbrücken betroffen sind, ist noch unklar. Nach Einschätzung von Verdi gebe es Hoffnung für die Häuser. Sie hätten aufgrund ihrer Lage in der Fußgängerzone eine Daseinsberechtigung. Allerdings müssten sich die Filialen stärker spezialisieren, so Gewerkschafter Alex Sauer gegenüber der Saarbrücker Zeitung.

Zudem müsse sich die Konzernleitung mit den Vorschlägen der Beschäftigten auseinandersetzen. Im Zuge der ersten Insolvenz des Unternehmens musste im Oktober 2020 bereits die Filiale in Neunkirchen schließen.

Weitere Einschätzungen auf saarbruecker-zeitung.de. (Hinweis: Der Beitrag gehört zum SZ+ Angebot der Saarbrücker Zeitung. Um diesen zu lesen, müsst Ihr euch ggf. registrieren oder eine Bezahloption wählen.)

Finanzhilfen von der Regierung seien kein gangbarer Weg

Vor dem Gang zum Insolvenzgericht hatte „Galeria“ noch mit der Bundesregierung über weitere Finanzhilfen verhandelt. Man sei jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass dies kein gangbarer Weg sei, so Müllenbach. „Dauerhafte staatliche Darlehen können hier nicht die Lösung sein, sondern es bedarf eines klaren Schnitts hin zu wirtschaftlich tragfähigen Strukturen.“

Zweites Schutzschirmverfahren bei Galeria

680 Millionen Euro an Hilfen hatte das Unternehmen bereits erhalten. Während des ersten Corona-Lockdowns hatte „Galeria Karstadt Kaufhof“ schon einmal im Schutzschirmverfahren beansprucht. Die Insolvenzvariante ist auf Sanierung ausgerichtet. Ein gerichtlich bestellter Sachverwalter beaufsichtigt dabei die Rettung. Die Unternehmensführung behält die Kontrolle, wird aber von einem externen Sanierungsexperten beraten.

Verwalter von 2020 übernehmen erneut die Insolvenz

Laut der „Wirtschaftswoche“ übernimmt der Düsseldorfer Jurist Frank Kebekus die vorläufige Sachverwaltung bei Galeria. Die operative Sanierung leitet demnach der Restrukturierer Arndt Geiwitz. Die beiden waren bereits 2020 in gleicher Position im Einsatz. Damals musste das Unternehmen rund 40 Filialen schließen und 4.000 Stellen abbauen. Mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden wurden gestrichen.

Experten sehen nur 30 bis 60 Filialen als zukunftsfähig

Laut Handelsexperten Jörg Funder von der Hochschule Worms verhinderte der politische Wille und Sorge um die Innenstädte damals tiefgreifendere Einschnitte, die aber nötig gewesen wären. In Deutschland sei nur Platz für 50 bis 60 Filialen, nicht für 131. Auch Johannes Berentzen, Chef der Handelsberatung BBE, sieht nur für weniger als 100 Warenhäuser eine Chance. Der Ex-Kaufhof-Chef Lovro Mandac hält dagegen 40 bis 50 Standorte für zukunftsfähig. Eine Analyse der „Immobilienzeitung“ sieht nur für 30 eine sichere Perspektive.

Geschäftsführer sieht Hoffnung

Müllenach erklärte in seinem Mitarbeiterbrief, dass man in den kommenden Wochen „wirklich alles“ auf den Prüfstand stellen müsse. Dennoch betonte er: „Galeria ist zukunftsfähig“. Der Konzern werde weiter eine wesentliche Funktion für die deutschen Innenstädte wahrnehmen.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– Saarbrücker Zeitung