Anti-G20-Demo in Hamburg

Am Wochenende wurde der Name der Anti-G20-Demo „Welcome to hell“ im Hamburger Schanzenviertel mehr als deutlich zum Programm.
Eine Demonstrantin wird mit Pfefferspray besprüht. Foto: Sebastian Willnow/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Eine Demonstrantin wird mit Pfefferspray besprüht. Foto: Sebastian Willnow/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Eine Demonstrantin wird mit Pfefferspray besprüht. Foto: Sebastian Willnow/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Eine Demonstrantin wird mit Pfefferspray besprüht. Foto: Sebastian Willnow/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Es ereigneten sich zahlreiche, einer modernen Demokratie unwürdige Gewaltszenen. So gingen in der Hafenstadt etliche Autos in Flammen auf, Ladenlokale wurden zerlegt und auch sonst fehlte es an keinerlei Zutaten, die eine ordentliche Krawallnacht üblicherweise auszeichnen: Wasserwerfer, Pfefferspray, Steine, Molotow-Cocktails, Schlagstöcke, Barrikaden.

Wie Sie an der Natur der aufgezählten Gegenstände erkennen können, haben sich weder die Polizei noch die linken Autonomen in den vergangenen Tagen mit Ruhm bekleckert. Vielmehr haben beide Seiten auf eindrucksvolle Weise demonstriert, wie dumm Gewalt ist, unabhängig davon aus welcher Motivation heraus sie beruht. Der folgende Tweet bringt es relativ präzise auf den Punkt:

“Fighting for peace is like fucking for virginity”
Es ist schlichtweg ein fataler Irrtum, zu glauben, dass sich Gewalt mit Gegengewalt lösen lässt. Wie die Ereignisse in Hamburg aufzeigen, entsteht bei einer solchen Vorgehensweise vielmehr eine Gewaltspirale, bei der am Ende niemand als Gewinner hervorgeht.

Polizei in der Kritik
Zu Recht muss sich die Polizei Vorwürfe gefallen lassen, dass sie nicht unbedingt zur Deeskalation der Situation beigetragen hat. So scheint der erste Gewaltakt laut verschiedenen Medienberichten sogar von der Polizei selbst ausgegangen zu sein. Kritiker werfen den handelnden Beamten vor, in eine friedliche Demonstration eingegriffen und ohne Rücksicht auf Verluste auch Journalisten und unbeteiligte Dritte attackiert zu haben.

Tatsächlich kursieren in den sozialen Medien verschiedene Videos, in denen einzelne Polizisten sichtbar friedlichen Demonstranten ohne ersichtlichen Grund ins Gesicht schlugen. Daneben macht ein Video die Runde, das zeigt, wie die Polizei eine junge Frau mit Tränengas attackiert, weil diese zuvor auf ein polizeiliches Räumungsfahrzeug geklettert ist.

Bei allem Verständnis für die schwierige Situation der Polizisten im Rahmen solcher Einsätze, bleibt gerade der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit elementarer Bestandteil unseres Rechtsstaates. Eine schlichte Provokation darf niemals Anlass zur Gewaltanwendung sein. Wenn ich an einem Kindergarten vorbeigehe und mir ein Kind die Zunge herausstreckt oder den Mittelfinger zeigt, so legitimiert mich das auch nicht, diesem gepflegt die Fresse zu polieren.

Militante Autonome vergiften Globalisierungskritik
Nicht weniger unrühmlich war das, was die radikalen Autonomen aus ganz Europa am Wochenende in Hamburg geboten haben. Man könnte vermutlich einen ganzen Tag mit Videos füllen, die die verabscheuungswürdigen Gewalttaten dieser zweifelhaften Charaktere belegen.

Die gesamte Menschheit  mag sich vermutlich im Nachhinein über denjenigen ärgern, der diesen Höhlenmenschen vor tausenden Jahren das Feuer gebracht hat, das diese nun dazu nutzen, die Fahrzeuge unbeteiligter Dritter anzuzünden. Deutlich ärgerlicher ist es in meinen Augen, dass diese – gemessen an allen Demonstranten – kleine Gruppe es geschafft hat, die Ziele der friedlichen Globalisierungskritiker derart in den Dreck zu ziehen.

Der G20-Gipfel ist in der Tat eine äußerst fragwürdige Veranstaltung. Es ist kritikwürdig, dass wenige Staatschefs über die gesamte Welt entscheiden wollen. Ebenso ist es wichtig, dass Menschen ihre Stimme gegen einen ungerechten Welthandel und soziale Ungleichheit erheben. Umso schlimmer, dass gewaltorientierte Pseudo-Demonstranten und Krawalltouristen den zivilen Protest nicht nur in den Hintergrund drängen, sondern auch nachhaltig beschmutzen, indem sie eine Demonstrationskultur an den Tag legen, die weder etwas mit „Demonstration“ noch ansatzweise mit „Kultur“ zu tun hat.

Welcome to Absurdistan
Sinnbild für die Sinnfreiheit des Ganzen ist der folgende Schnappschuss:

Er zeigt einen Krawall-Hipster mit sauber gescheitelter Frisur, wie er stolz ein Selfie schießt, während im Hintergrund die Läden von lokalen Kleinunternehmern zerlegt werden. Natürlich macht er das Foto mit seinem Apple-Handy. Kann man Anti-Kapitalismus eigentlich deutlicher ad absurdum führen?