Armut im Saarland erreicht neuen Höchststand: Was die Haushalte besonders belastet
Starker Anstieg der Armut im Saarland
Die Armut im Saarland hat in den letzten fünf Jahren stark zugenommen. Steigende Haushaltsenergiekosten, zunehmende Lebenshaltungskosten und hohe Mieten hätten die Lage für ärmere Haushalte erheblich verschärft, so die Arbeitskammer. Der diesjährige Weltarmutstag am heutigen 17. Oktober rücke daher besonders die prekäre Wohnsituation der von Armut Betroffenen in den Fokus.
Forderungen für eine gerechtere Wohnsituation
„Menschen mit niedrigem Einkommen müssen besser vor hohen Energiepreisen geschützt werden. Das ausgeweitete Wohngeld muss leichter und schneller zugänglich gemacht werden“, fordert Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender. Das Saarland brauche auch eine Strategie für den massiven Ausbau des sozialen Wohnungsbaus. „Es darf nicht sein, dass die vorhandenen Bundesmittel Jahr für Jahr nicht abgerufen werden.“
Ungleichheit bei Energiekosten und Wohnausgaben
Nach einer Studie des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen belaste der massive Anstieg der Energiepreise Haushalte mit niedrigem Einkommen besonders stark. Der Anteil der Energiekosten für Haushalte im unteren Einkommensfünftel ist auf 16 Prozent gestiegen, während wohlhabendere Haushalte im obersten Fünftel lediglich vier Prozent für Energiekosten aufwenden. Die Kosten für Wohnen, inklusive Miete, Energie und Wasser, machen für die armutsgefährdete Bevölkerung 2022 44 Prozent des Haushaltseinkommens aus.
Mangel an bezahlbarem Wohnraum im Saarland
Besonders im Saarland fehlen bezahlbare Sozialwohnungen, so die Arbeitskammer. Derzeit gebe es 759 geförderte Wohnungen. Um den Bundesdurchschnitt zu erreichen, wären jedoch 13.000 Sozialwohnungen notwendig. Die dafür vorgesehenen Bundesmittel seien in den letzten Jahren nur teilweise oder gar nicht abgerufen worden.
Höchststand auch bei Kinderarmut
Laut Erstergebnissen des Mikrozensus erreichte die Zahl einkommensarmer Menschen im Saarland im Jahr 2022 einen historischen Höchststand. Die Armutsgefährdungsquote lag bei 18,9 Prozent, was rund 188.000 betroffenen Menschen entspricht. Besonders hoch sei das Armutsrisiko bei Erwerbslosen, Alleinerziehenden und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit, teilte die Arbeitskammer mit. Die wirtschaftlichen Verwerfungen, die durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurden, hätten die Situation vieler Haushalte zusätzlich verschärft. Die Armut unter Kindern und Jugendlichen erreichte zudem 2022 einen neuen Höchstwert von 26,3 Prozent.
Frauenarmut im Saarland
Besonders alarmierend ist die Situation für Frauen im Saarland. Sie sind einem deutlich höheren Armutsrisiko ausgesetzt, was der jüngst veröffentlichte Frauenarmutsbericht des Frauenbüros des Regionalverbandes Saarbrücken zeige. Die durchschnittlichen Rentenzahlungen für Frauen sind niedrig: Im Jahr 2021 betrug der durchschnittliche Rentenzahlbetrag für Frauen im Regionalverband 654,14 Euro. Im Vergleich dazu lag er bei Männern mit 1.366,70 Euro mehr als doppelt so hoch.
Verwendete Quellen:
– Mitteilung der Arbeitskammer des Saarlandes, 16.10.2023
– Mitteilung des Regionalverbandes Saarbrücken, 16.10.2023