Aus von Ford in Saarlouis: Der aktuelle Stand der Investorensuche

Sechs Monate ist die Entscheidung von Ford, das neue E-Auto nicht in Saarlouis, sondern in Valencia zu bauen, bereits her. Und noch immer ist die Zukunft für das Werk im Saarland ungewiss. Die Jobs des 4.500 Beschäftigten sind nur noch bis 2025 gesichert. Noch immer läuft die Suche nach Investoren:
Gemeinsam mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger demonstrieren am Mittwoch (22.06.2022) Ford-Mitarbeiter am Ford-Werk in Saarlouis. Ford hat heute bekannt gegeben, dass im Werk Saarlouis kein Elektroauto gebaut wird, die Zukunft des Werkes ist ungewiss. Foto: BeckerBredel
Gemeinsam mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger demonstrieren am Mittwoch (22.06.2022) Ford-Mitarbeiter am Ford-Werk in Saarlouis. Ford hat heute bekannt gegeben, dass im Werk Saarlouis kein Elektroauto gebaut wird, die Zukunft des Werkes ist ungewiss. Foto: BeckerBredel

Betriebsrat glaubt an Gesamtlösung – aber nicht für alle Beschäftigten

„Ich glaube, dass wir eine Gesamtlösung hinbekommen“, erklärt Markus Thal, der Betriebsratsvorsitzende von Ford in Saarlouis der Deutschen Presse-Agentur optimistisch. Der 53-Jährige weiß jedoch auch: „Das wird nur gehen, wenn wir einen oder mehrere Investoren finden.“ Auch dann dürfe man Erwartungen jedoch nicht zu hoch schrauben. „Selbst wenn es eine Lösung für die meisten Menschen geben wird, ist nicht damit zu rechnen, dass 4.500 Ersatzarbeitsplätze zur Verfügung stehen werden.“

Produktion in Ford-Werk Saarlouis endet 2025

Der Ford-Konzern hatte im Juni dem Werk Valencia den Zuschlag für die neue Elektroauto-Plattform gegeben. Damit war das Ende für die Produktion 2025 in Saarlouis besiegelt. Bei den Beschäftigten herrschen noch immer Wut und Enttäuschung. Auch zum Jahreswechsel ist die Zukunft weiter ungewiss, da ein Entwicklungskonzept oder gar Abschlüsse mit Investoren noch fehlen.

500 bis 700 Arbeitsplätze bleiben

Die Euphorie, die etwa das Wirtschaftsministerium noch bis vor kurzem versprüht habe, habe Thal nie verstanden. „Natürlich gibt es Interessenten. Aber noch ist nichts geklärt. Im Moment haben wir nur das, was erkämpft worden ist: Das sind 500 bis 700 verbleibende Ford-Arbeitsplätze. Viel zu wenig natürlich“, erklärt er. Es gebe aber Hoffnung, dass diese Zahl noch steigt.

Ford hält sich mit konkreten Aussagen zurück

Die Ford-Werke GmbH in Köln hält sich derweil mit detaillierten Angaben zurück. „Wir sind in Gesprächen mit dem Saarland, potenziellen Investoren und weiteren Stakeholdern. Unser Fokus liegt darauf, möglichst viele Arbeitsplätze in Saarlouis zu erhalten, sodass wir interne wie externe Projektideen intensiv prüfen und bewerten“, teilte eine Sprecherin mit.

Beschäftigungsmöglichkeiten in Köln

Derweil bekräftigt Ford-Deutschland-Chef Martin Sander in einem Schreiben an die Belegschaft, das der DPA vorliegt, „die Zusage für 500 bis 700 Beschäftigte“ in Saarlouis. Darüber hinaus gebe es Beschäftigungsmöglichkeiten am Standort Köln „in nicht unerheblicher Anzahl“. Dort solle laut der Sprecherin Ende 2023 das erste vollelektrische Volumenmodell vom Band laufen.

Arbeitsplatzwechsel komme nicht für alle infrage

„Solch ein Arbeitsplatzwechsel eignet sich vielleicht für Einzelne: die ganz Jungen, die sehr flexibel sind, oder die Älteren, denen noch zwei Jahre an der Rente fehlen“, meint Markus Thal. Es ließe sich allerdings noch nicht sagen, wie viele dieses Angebot annähmen, um die berufliche Zukunft zu sichern. Eine Betriebsvereinbarung soll die Gestaltung eines solchen Übergangs klären. Sie werde im Januar unterschrieben. Auch wenn diese Lösung in Ordnung sei, könne sie für Thal jedoch immer nur Teil einer Gesamtlösung sein.

Gespräche mit 15 potenziellen Investoren

Laut Ford-Chef Martin Sander habe es bereits Gespräche mit 15 potenziellen Investoren gegeben – darunter acht Automobilhersteller. Wie er der Belegschaft mitteilte, hätten einige nicht nur Interesse bekundet, sondern auch den Standort besichtigt – zum Teil mehrfach. Dennoch gebe es bislang noch keinen Käufer oder Interessenten, mit dem man in weiterführende Verhandlungen treten könne.

Autoherstellung, modulare Produktion oder Energiewirtschaft

Saar-Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) dagegen erklärte, dass man mit 15 Investoren „in intensiven Verhandlungen“ stehe. Der Standort in Saarlouis „hochattraktiv für Investoren aus der ganzen Welt“. „Wir konzentrieren uns hierbei aktuell auf drei Stränge: klassische Automobilproduktion, modulare Produktion sowie Energie– und Kreislaufwirtschaft.“ Bei der Neuausrichtung gehe es insbesondere um die Arbeitsplätze und die Sicherstellung einer nachhaltigen Beschäftigung für große Teile der Belegschaft.

Ford und Saar-Landesregierung suchen gemeinsam nach Lösungen

Ford und die saarländische Regierung hatten sich Anfang September auf Eckpunkte für die Zusammenarbeit geeinigt. Das Land erhält demnach vor dem Auslaufen des „Ford Focus“ 2025 Zugriff auf das 100 Hektar große Gelände. Parallel dazu finalisiere man derzeit den Kaufvertrag. „Wir gehen aktuell davon aus, dass wir die Verträge im ersten Quartal unterzeichnen, nachdem sich das Unternehmen mit dem Mutterkonzern (USA) abgestimmt hat“, so Barke.

Arbeitnehmervertreter sollen in Entscheidungen einbezogen werden

Um einen schnellen Übergang zu ermöglichen, sollen potenzielle Investoren in einem gemeinsamen Lenkungsausschuss definiert werden. In diesen „Filterprozess“ wolle man auch die Arbeitnehmervertreter einbeziehen. „Wir werden hier im Werk beteiligt„, bestätigte Markus Thal. Nach ersten Bestandsaufnahmen liege jedoch noch kein Abschluss auf dem Tisch liege. „Bislang ist noch alles offen und es gibt leider noch keine Zusage.“

„Das wird nicht die Politik entscheiden“

Letztlich könne man laut Thal in der Staatskanzlei abschließen, was man wolle: „Der Investor muss sich mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften unterhalten“, so der Betriebsratsvorsitzende. „Zum Schluss werden wir oder die Beschäftigten selbst gefragt, ob wir zustimmen oder nicht. Das wird nicht die Politik entscheiden.“

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presseagentur