Ausgrenzung von „Heike II. und Ute I.“: Saar-Karnevalsverband weist Homophobie-Vorwürfe zurück

Die Ausgrenzung eines gleichgeschlechtlichen Paares von der Wahl zum "Prinzenpaar des Jahres" sorgt aktuell für große Empörung. Nun veröffentlichte der Verband Saarländischer Karnevalsvereine e.V. (VSK) eine Stellungnahme. In dieser weist er die Vorwürfe der Homophobie zurück.
Das Prinzessinnenpaar Heike II und Ute I wurde durch den Verband Saarländischer Karnevalsvereine vom Prinzenfrühstück ausgeschlossen. Foto: Facebook/KG Die Rebläuse e.V.
Das Prinzessinnenpaar Heike II und Ute I wurde durch den Verband Saarländischer Karnevalsvereine vom Prinzenfrühstück ausgeschlossen. Foto: Facebook/KG Die Rebläuse e.V.
Das Prinzessinnenpaar Heike II und Ute I wurde durch den Verband Saarländischer Karnevalsvereine vom Prinzenfrühstück ausgeschlossen. Foto: Facebook/KG Die Rebläuse e.V.
Das Prinzessinnenpaar Heike II und Ute I wurde durch den Verband Saarländischer Karnevalsvereine vom Prinzenfrühstück ausgeschlossen. Foto: Facebook/KG Die Rebläuse e.V.

Die Entscheidung des VSK, das Prinzessinnenpaar „Heike II. und Ute I.“ (Karnevalsgesellschaft „Die Rebläuse“ aus Kleinblittersdorf) von der Wahl zum „Prinzenpaar des Jahres“ auszuschließen, hat unter anderem in den sozialen Medien eine Welle der Empörung ausgelöst.

In einer Pressemitteilung vom gestrigen Mittwochabend (16. Januar 2020) weist der Verband nun die Vorwürfe der Homophobie von sich.

VSK weist Vorwürfe zurück

In der VSK-Presseerklärung heißt es: Der Verband stehe für eine „offene, bunte und vielfältige Gesellschaft, egal welcher Herkunft, welchen Geschlechtes, welcher Sexualität, welcher Hautfarbe, welche Religion ein Mensch angehört“. Demgemäß weisen die Karnevalisten „jegliche Unterstellung einer homophoben Haltung“ zurück.

Werden die Richtlinien überarbeitet?

Wie der Verband schreibt, hatte sich bislang die Auffassung ergeben, dass die „traditionellen Repräsentanten des saarländischen Brauchtums ein Prinzenpaar, bestehend aus Prinz und Prinzessin darstellen“. Infolge der aktuell angestoßenen Diskussion wolle man jene Festlegung „an die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung“ anpassen.

Wie aus der Presseerklärung hervorgeht, will der VDK eine mögliche Anpassung in den entsprechenden Gremien besprechen sowie entscheiden. Darüber hinaus seien bereits erste Gespräche mit dem Prinzessinnenpaar „Heike II. und Ute I.“ geführt worden.

Stimmen der Politik

Unter anderem äußerte sich Sandra Steinmetz, Vorsitzende der Grünen-Fraktion in der Regionalversammlung, zu dem Ausschluss des Paars. Steinmetz sprach von einem Skandal: „Schwule und Lesben sind Menschen mit gleicher Würde und mit gleichen Rechten – das sollte auch endlich beim Verband Saarländischer Karnalevalsvereine ankommen, der zudem noch als gemeinnützig gilt.“

Auch der kulturpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Jürgen Renner, bezog Stellung: Für die saarländischen Karnevalsvereine sollte im Jahr 2020 „die Teilnahme von gleichgeschlechtlichen Prinzen- oder Prinzessinnenpaaren an Wahlen zum ‚Prinzenpaar des Jahres‘ eine Selbstverständlichkeit sein“. Eine Ausgrenzung wäre diskriminierend – und somit nicht hinzunehmen.

Lapidare Entscheidungsbegründung sorgt für Unmut

Die „lapidare Entscheidungsbegründung“ zum Ausschluss des Paars sorgte bei dem Kleinblittersdorfer Karnevalsverein zusätzlich für Unmut. So habe der Verein auf die Nachfrage, warum das Paar bei der Wahl nicht teilnehmen dürfe, vom Verband lediglich die Antwort erhalten, dass bei der Wertung nur das „klassische Prinzenpaar“, das „nach Tradition und Brauchtumspflege aus Mann und Frau bestehe“ berücksichtigt werden könne.

Infolgedessen warf der Karnevalsverein Kleinblittersdorf dem Verband Saarländischer Karnevalsvereine Homophobie vor, der unter dem Deckmantel von Tradition und Brauchtumspflege versteckt werde.

„Die Rebläuse“ äußern sich nochmals

Bezugnehmend auf die aktuelle Diskussion hat der Kleinblittersdorfer Karnevalsverein am heutigen Donnerstagmorgen einen Post in den sozialen Medien veröffentlicht. In diesem heißt es, die Reaktionen würden zeigen, „dass die Zeit reif ist, Traditionen im Karneval und der Faasend anzupassen.“

Der Verein habe erreicht, dass sich der Saar-Karnevalsverband um Lösungen bemüht. „Wir sind überzeugt, dass dies auch im Sinne aller geschehen wird“, teilen „Die Rebläuse“ mit.

Heftige Proteste

In hunderten Kommentaren wurde in den sozialen Medien die Empörung über die Entscheidung des Verbandes Saarländischer Karnevalsvereine geteilt. „Diskriminierend ist sowas in der heutigen Zeit“ heißt es etwa oder „Unfassbar! Gibt leider immer noch Herrschaften, die im letzten Jahrhundert hängen geblieben sind.“

Verwendete Quellen:
– Mitteilung des Verbands Saarländischer Karnevalsvereine vom 15.01.2020
– Facebook-Beitrag des Kleinblittersdorfer Karnevalsvereins vom 15.01.2020
– Facebook-Beitrag des Kleinblittersdorfer Karnevalsvereins vom 16.01.2020
– eigener Bericht
– Deutsche Presse-Agentur