Bespuckt und angegriffen: Busfahrer in Saarbrücken werden zur Zielscheibe
Busfahrer und Fahrgäste im Saarland stehen derzeit vor einer Zerreißprobe. Zum 1. Oktober hat die Saarbahn GmbH zahlreiche Verbindungen gestrichen. Der Grund: Aufgrund des Busfahrermangels war es zuvor zu massiven Ausfällen gekommen.
Seither hagelt es Kritik von allen Seiten. Politiker und die Universität des Saarlandes zeigten sich erbost. Doch vor allem die Fahrgäste sind wenig begeistert von den eingeschränkten Fahrplänen. Der Unmut der Mitfahrer entlädt sich nun auf die Busfahrer. Und damit beginnt der Teufelskreis. Wie die „SZ“ berichtet, klagen zahlreiche Fahrer im Saarland über Beleidigungen, Drohungen und Schlimmeres. „Unsere Busfahrer werden sogar schon körperlich angegriffen,“ äußerte der Geschäftsführer der Saarbahn Peter Edinger im Gespräch mit der „SZ“.
Busfahrer in Saarbrücken werden immer häufiger angegriffen
In öffentlichen Verkehrsmitteln sei die Verrohung der Sitten ein immer größer werdendes Problem. Diese beginnt damit, dass die Fahrgäste nicht mehr grüßen oder sich bedanken und reicht bis zu Angriffen. ,,Mir wurde schon von Fahrgästen ins Gesicht gespuckt. Leute sagen einfach Arschloch zu mir. Es reicht mir jetzt! Ich kann nichts für Verspätungen oder Busausfälle. Meine Kollegen auch nicht. Wir bekommen alles ab,“ klagte ein Fahrer aus Eppelborn im Gespräch mit der SZ. Die Busfahrerin Claudia Selzer äußerte, dass man vor allem auf Strecken durch Malstatt oder Burbach immer wieder von Menschen – sowohl Deutschen als auch Ausländern – beleidigt, beschimpft oder attackiert werde.
Die Stimmung in den Bussen und Bahnen ist so angespannt, dass die Fahrer Angst haben in ihren Fahrzeugen durchzugreifen. So werde trotz Verbots immer häufiger Bier in den Bussen konsumiert. „Soll man deshalb als Fahrer hingehen, auf das Alkoholverbot hinweisen und sich dann verschlagen lassen“, fragt Selzer im Interview mit der SZ. Auch Schwarzfahren gehört in der Saarbahn längst zur Normalität. Das Unternehmen lässt daher nun verstärkte Kontrollen rund um die Uhr durchführen.
Beruf des Busfahreres unbeliebt
Diese Atmosphäre macht den Beruf des Busfahrers zunehmend unbeliebt. Neben schwierigen Arbeitszeiten und wenig familienfreundlichen Bedingungen müssen die Fahrer nun auch mit unangenehmen und aggressiven Fahrgästen rechnen. Die Stimmung in den Unternehmen schlägt sich in der Häufung von Krankenscheinen nieder, an deren gutem Grund das Unternehmen mittlerweile Zweifel zeigt. Die Ausfälle wiederum führen zu Verspätungen und gestrichenen Buslinien. Und damit zu mehr Frust.
Eine Lösung des Problems scheint nicht in Sicht. Verdi möchte sich dafür einsetzen, den Beruf des Busfahrers attraktiver zu machen. Vor allem die Dienstpläne sollen flexibler werden. Von der Poltik fühlen dich die Fahrer im Stich gelassen. „Sie glauben doch nicht, dass da einer mit uns im Bus fährt und sich die Probleme ansieht. Aus Dienstlimousinen und Bürofenstern heraus sieht man das nicht“, so einer der Busfahrer im SZ-Interview.
Härteprobe zun Schul- und Semesterbeginn
Heute stehen die Busunternehmen und die Saarbahn GmbH, vor allem aber die Fahrer vor einer Härteprobe. Nicht nur die saarländischen Schulen, sondern auch die Universität des Saarlandes nehmen ihren Betrieb wieder auf. Das bedeutet: Der eingeschränkte Fahrplan im Großraum Saarbrücken trifft auf tausende Schüler, Studenten und Lehrpersonal. Saarbahn-Chef Peter Edlinger zeigt sich zuversichtlich: „Wir sind vorbereitet und werden nicht scheitern. Wir werden das packen.“ Ob er trotz der angespannten Stimmung in den überfüllten Bussen damit Recht behält, wird sich zeigen.