Betrug bei Corona-Tests im Saarland: Staatsanwaltschaft ermittelt in 16 Verfahren

Im Saarland zeichnet sich allmählich das Ausmaß der Betrügereien in Corona-Testzentren ab. Nach 300 Prüfverfahren hat die Kassenärztliche Vereinigung in 16 Fällen die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Der Schaden geht in die Millionen.
In vielen Corona-Testzentren im Saarland kam es zu Betrug. Symbolfoto: Andreas Arnold/dpa-Bildfunk
In vielen Corona-Testzentren im Saarland kam es zu Betrug. Symbolfoto: Andreas Arnold/dpa-Bildfunk

Bei der Staatsanwaltschaft im Saarland sind laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) inzwischen 16 Verfahren wegen Betrugs bei Coronatests anhängig. Das berichtet der „SR“. Ein Ende sei dabei nicht absehbar.

22-Jähriger in St. Ingbert kassiert rund eine Million

Ein besonders dreister Fall kam dabei in St. Ingbert ans Licht. Dort kassierte ein 22-Jähriger etwa eine Million Euro von der KV. Die Zahl der abgerechneten Tests war so hoch, dass er die 40.000 Einwohner:innen der Stadt in fünf Monaten zweimal komplett hätte durchtesten müssen. Von seinen Einnahmen kaufte er sich unter anderem einen teuren Sportwagen.

Sekündliche Tests und viele Geburtstagszwillinge

In manchen Testzentren wurden angeblich sekündlich Tests durchgeführt. Dabei haben die getesteten Personen zum Teil alle am gleichen Tag Geburtstag und wohnen in derselben Straße. Darüber hinaus meldeten sich Betreiber:innen, die – wohl aus Angst aufzufliegen– ihre überhöhten Abrechnungen korrigieren wollen. Den Schaden schätzt die Staatsanwaltschaft derzeit auf rund zwei Millionen Euro.

Aufarbeitung ist aufwändiger Papierkram

Die KV hat bislang rund 300 Prüfverfahren durchgeführt. Rund drei Prozent der abgerechneten Summe gibt es für die Stichproben. Aber die Arbeit ist mühselig. Eine ganze Abteilung der KV mit zwölf Personen muss für die Aufarbeitung etwa etliche Ordner mit langen Listen von Getesteten durchsehen. 20.000 Tests im Monat bedeuten dabei auch 20.000 Papierdokumente von Fotografien bis zu Listen.

Spielraum der KV bei Kontrollen eingeschränkt

KV-Chef Gunther Hauptmann weist Vorwürfe, dass die KV bei der Kontrolle geschlampt habe, gegenüber dem „SR“ dabei zurück. Vielmehr seien fehlende Befugnisse das Problem. Im ersten Halbjahr habe die Vereinigung gar nicht prüfen dürfen, danach nur bestimmte Sachverhalte und nur zwei Prozent der Stichprobe. Zudem dürfe sie aktiv nur auf Hinweise aus der Bevölkerung, von Gesundheitsämtern oder der Staatsanwaltschaft prüfen.

Verwendete Quellen:
– Saarländischer Rundfunk
– eigener Artikel