Burschenschaftler quälen Mann mit jüdischen Wurzeln: Ermittlungen gegen drei Saarländer

Es sind schwere Vorwürfe: Mitglieder einer Burschenschaft sollen in Heidelberg einen Mann mit jüdischen Vorfahren malträtiert und ihn antisemitisch beleidigt haben. An dem Angriff sollen acht Personen beteiligt gewesen sein, darunter auch drei Saarländer.
Der mutmaßliche Tatort: die Villa Stückgarten der Normannia in Heidelberg. Archivfoto: Slick-o-bot/CC BY-SA 2.0
Der mutmaßliche Tatort: die Villa Stückgarten der Normannia in Heidelberg. Archivfoto: Slick-o-bot/CC BY-SA 2.0
Der mutmaßliche Tatort: die Villa Stückgarten der Normannia in Heidelberg. Archivfoto: Slick-o-bot/CC BY-SA 2.0
Der mutmaßliche Tatort: die Villa Stückgarten der Normannia in Heidelberg. Archivfoto: Slick-o-bot/CC BY-SA 2.0

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehrere Personen, die einen 25-Jährigen in Heidelberg mit Gürteln geschlagen, mit Münzen beworfen und antisemitisch beleidigt haben sollen. Der junge Mann hatte als Gast eine Verbindungsfeier der Burschenschaft „Normannia“ am 29. August dieses Jahres besucht, als der Angriff passiert sein soll. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag (8. September 2020) mit. Der Mann hatte den Angaben zufolge zuvor berichtet, er habe jüdische Vorfahren.

Auch Saarländer beteiligt?

Verdächtigt werden sieben Männer und eine Frau. Die Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung werden teilweise länderübergreifend geführt. Nach SOL.DE-Informationen ermittelt die Anklagebehörde auch gegen drei Beschuldigte aus dem Saarland. Wie die Antifaschistische Initiative Heidelberg (AIHD) berichtet, soll mindestens einer von ihnen Mitglied bei der Saarbrücker Burschenschaft „Ghibellinia zu Prag in Saarbrücken“ sein. Auf SOL.DE-Anfrage konnte die Staatsanwaltschaft diese Information weder bestätigen noch dementieren.

Beweise bei Durchsuchung gefunden

An der Feier nahmen 27 Menschen teil. Das Opfer erstattete noch am selben Tag Strafanzeige. Bei einer Durchsuchung sei umfassendes Beweismaterial gefunden worden. Laut der AIHD handelt es sich um das Gebäude der Normannia.

Opfer „gegürtelt“

Es zeichnet sich laut Staatsanwaltschaft ab, dass es sich bei dem Schlagen mit den Gürteln, der sogenannten „Gürtelung“, um ein gängiges Ritual der tatverdächtigen Personen handele. Ob es einen antisemitischen Hintergrund gebe, sei Gegenstand der Ermittlungen, sagte Christopher Weselek von der Polizei Mannheim.

Der junge Mann war auf Rücken und Beinen getroffen worden. Die Polizei arbeitet nach Worten von Weselek mit Hochdruck an dem Fall. „Wir nehmen den Vorfall sehr ernst und haben seit Bekanntwerden viel Personal zur Aufklärung bereitgestellt.“

Aktivenverband aufgelöst

Die Normannia zu Heidelberg hat nach eigenen Angaben ihre „Aktivitas“ – darin sind alle studierenden Mitglieder zusammengeschlossen – inzwischen aufgelöst. Laut der AIHD soll der Altherrenverband dagegen weiter bestehen bleiben.

Antisemitismus bei Burschenschaft?

In der Vergangenheit sei die Normannia immer wieder durch ihre Positionierung am äußersten rechten Rand aufgefallen, so AIHD-Sprecherin Clara Grube. „Als kontinuierliches Motiv zieht sich durch die Geschichte dieser Studentenverbindung ein fanatischer Antisemitismus. Neonazistische Holocaustleugner, arabische Antisemiten oder der Generalobere der ultrakatholischen Piusbruderschaft – sie alle waren Referenten auf dem Haus der Normannia“.

Verwendete Quellen:
– eigene Recherche
– Deutsche Presse-Agentur
– Mitteilung der Staatsanwaltschaft Heidelberg, 08.09.2020
– Meldung der Antifaschistischen Initiative Heidelberg, 07.09.2020
– Website der Burschenschaft Normannia
– Archivfoto: Slick-o-bot/CC BY-SA 2.0