Das wohl älteste Wohnhaus des Saarlandes soll abgerissen werden

Eines der ältesten erhaltenen Wohnhäuser des Saarlandes soll abgerissen werden. Nach einem acht Jahre andauernden Kampf muss der Heimat- und Kulturverein Wiebelskirchen das "Haus Harig" aufgeben.
Harigs Haus in Wiebelskirchen soll abgerissen werden. Foto: Olaf Schuler/HuK
Harigs Haus in Wiebelskirchen soll abgerissen werden. Foto: Olaf Schuler/HuK
Harigs Haus in Wiebelskirchen soll abgerissen werden. Foto: Olaf Schuler/HuK
Harigs Haus in Wiebelskirchen soll abgerissen werden. Foto: Olaf Schuler/HuK

„Harigs Haus“ in der Martin-Luther-Straße im Neunkircher Stadtteil Wiebelskirchen soll abgerissen werden. Das berichtete zunächst Olaf Schuler vom Heimat- und Kulturvein (HuK) auf Facebook.

„Haus Harig“ gilt als ältestes erhaltenes Wohnhaus im Saarland

Teile des Hauses wurden um 1530 gebaut, womit es das älteste Wohnhaus in Wiebelskirchen ist. Laut HuK gilt es unter Kulturhistorikern sogar als das älteste noch in Teilen erhaltene Wohngebäude im ganzen Saarland.

Der heutige Eigentümer hatte das Haus 2012 von einer Bank erworben. Es sollte in Abstimmung mit den Denkmalschutzauflagen renoviert werden. Allerdings stellte sich dann heraus, dass der Umbau unter diesen Bedingungen teuer und damit unrentabel würde. Der Versuch, das Haus weiterzuverkaufen, scheiterte. Daraufhin stellte der Besitzer im Jahr 2017 einen Antrag auf Abriss.

Heimatverein versuchte, das Gebäude vor dem Abriss zu retten

Heimatforscher versuchen seither, das Gebäude zu retten. Die Stadt Neunkirchen hatte unter Oberbürgermeister Jürgen Fried (SPD) dazu ihre Unterstützung zugesagt. Im Jahr 2018 fand einer Runder Tisch statt, bei dem ein Plan für die Rettung von „Haus Harig“ besprochen wurde.

Der Eigentümer versprach nach dem Treffen, auf den Abriss zu verzichten und das Haus dem HuK für einen symbolischen Euro zu schenken. Der Verein sollte ein Nutzungskonzept entwickeln und das Gebäude so weit sanieren, dass es nicht zusammenbricht. Der Plan: Aus Haus Harig sollte ein Museum mit Dorfgemeinschaftshaus werden. Voraussetzung für das Vorhaben war allerdings, dass die Stadt finanzielle Mittel zur Verfügung stellt. Dazu ist es nie gekommen.

Stadt kann Kosten für Sanierung nicht stemmen

Die Sanierung wäre schlicht zu teuer geworden, erklärte die Stadtverwaltung auf SOL.DE-Anfrage. Die Kosten seien auf rund eine Million Euro geschätzt worden. Neunkirchen sei nicht imstande, diese Summe zu investieren. „Dieses Geld würde an anderer, dringend notwendiger beziehungsweise gesetzlich vorgegebener Stelle fehlen“.

Schuler wirft der Kreisstadt eine „Verschleppungstaktik“ vor. Fried habe seine Amtszeit einfach ausgesessen. Auch der neue OB Jörg Aumann sei sich der Problematik bewusst, bislang jedoch untätig geblieben. Die wiederholten Versuche des Vereins, mit Stadt und Land für weitere Planungen ins Gespräch zu kommen, seien nach 2018 im Sande verlaufen. Auch auf die Ergebnisse der Projektstudie oder Hinweise auf dringende Maßnahmen habe es keine Reaktion gegeben.

Denkmalamt sieht keine wirtschaftliche Lösung für Erhalt

In der Zwischenzeit wurde das Gebäude lediglich mit einer Folie gedichtet, die jedoch nie ausgetauscht wurde. Nun ist die Decke in Haus Harig an zwei Stellen eingebrochen. Auch das Denkmalamt sah daraufhin keine wirtschaftliche Lösung mehr, um das Haus zu erhalten. Das Gebäude muss abgerissen werden.

Der Abriss soll langsam und schrittweise erfolgen, um einzelne Teile etwa des Vorgängerbaus, einer evangelischen Kirche von 1732, zu erhalten. Der HuK will den Abriss überwachen. Ein Termin steht noch nicht fest. Im Anschluss will der Eigentümer das Grundstück verkaufen.

Haus Harig über Crowdfunding retten?

Die Kreisstadt teilte mit, dass man den beantragten Abriss sehr bedauere. „Sollte der Heimat- und Kulturverein Wiebelskirchen jedoch andere Möglichkeiten des Erhalts sehen – etwa in Richtung Crowdfunding – sei die Verwaltung gerne bereit, entsprechende Initiativen zu unterstützen.“ Entsprechende Pläne des Vereins gibt es bislang nicht.

Verwendete Quellen:
– Heimat- und Kulturverein Wiebelskirchen
– Facebook
– „Es Heftche“
– eigene Recherche