„Deutlicher Handlungsbedarf“: Zahl der wohnungslosen Menschen im Saarland stark gestiegen

Der erste Wohnungslosenbericht für das Saarland liegt vor. Darin bilanzieren Fachleute, dass "deutlicher Handlungsbedarf" besteht. Diese Maßnahmen sind geplant:
Aktuell leben im Saarland im Schnitt rund 100 Menschen auf der Straße. Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Andreas Arnold
Aktuell leben im Saarland im Schnitt rund 100 Menschen auf der Straße. Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Andreas Arnold

Zahl der wohnungslosen Menschen im Saarland stark gestiegen – erster Wohnungslosenbericht vorgestellt

Aktuell leben im Saarland im Schnitt rund 100 Menschen auf der Straße. Dabei handelt es sich überwiegend um Männer. Zwischen dem 29. Januar und dem 4. Februar 2024 zählten Streetworker:innen zwischen 71 und 132 obdachlose Menschen, nur ein Viertel davon waren Frauen.

Hinzu kamen im vergangenen Jahr 2.805 untergebrachte wohnungslose Personen. Das waren vor allem wegen der hohen Zahl von Geflüchteten aus der Ukraine knapp 2.000 Menschen mehr als 2022. Diese Zahlen nennt der erste Wohnungslosenbericht, der am Mittwoch (28. Februar 2024) bei einer Fachtagung des Sozialministeriums in Saarbrücken vorgestellt wurde.

„Deutlicher Handlungsbedarf“

„Die Daten signalisieren insgesamt einen deutlichen Handlungsbedarf“, sagte Dieter Filsinger von der Forschungsgruppe für Bildungs-, Evaluations- und Sozialstudien an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Diese hatte den Bericht im Auftrag des Sozialministeriums erstellt. Der Bericht soll ein Konzept erweitern und wissenschaftlich bewerten, das der Runde Tisch zur Wohnungsnot erarbeitet hatte.

Nach Ansicht der Wissenschaftler:innen ist dieses Konzept zur Weiterentwicklung der Obdachlosenhilfe ausgesprochen gut geeignet, um den Herausforderungen von Wohnungslosigkeit im Saarland gerecht zu werden. Die Fachleute loben vor allem, dass es gelungen sei, dafür unterschiedliche Akteure aus Politik, Verwaltung, Wohlfahrtsverbänden, der sozialen Arbeit, Kommunen und Land zu gewinnen.

Diese Maßnahmen sollen folgen

„Das vorliegende Konzept sieht aus gutem Grund die Notwendigkeit einer präventiv ausgerichteten Politik, die Sorge für ausreichend bezahlbaren Wohnraum trägt, als zentral an“, heißt es zusammenfassend. Auch werde begründet vorgeschlagen, das Angebot noch bedarfsorientierter auszugestalten: also etwa den spezifischen Bedürfnissen von jungen Männern und Frauen gerecht zu werden. Ferner müsse eine angemessene medizinische Versorgung sichergestellt werden. Aus Sicht der Wissenschaft erscheint es überdies besonders dringlich, für eine angemessene Qualität in der Notfall-Unterbringung zu sorgen.

Nach Ansicht Filsingers beinhalte das Konzept „ein beachtliches Entwicklungspotenzial“. Die Forschungsgruppe will die vorgeschlagenen Maßnahmen nun noch genauer bewerten – etwa mit Blick auf Kosten und Nutzen sowie einer Prognose voraussichtlicher Wirkungen. Eine besondere Aufmerksamkeit will das Team unter anderem auf Schnittstellen und die Vernetzung zwischen den Einrichtungen legen.

„Die ersten Zwischenergebnisse bestätigen unsere Einschätzung“, sagte Sozialminister Magnus Jung (SPD) am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Zur Beseitigung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit muss deutlich mehr getan werden. Dazu bauen wir neue Strukturen auf und nehmen mehr Geld in die Hand.“ Laut Jung stellt das Land dafür rund 500.000 Euro mehr zur Verfügung als bisher.

5-Punkte-Plan

Für die Fachtagung „Wohnungslosenhilfe im Saarland“, die vom Sozialministerium in Kooperation mit dem Regionalverband und der Stadt Saarbrücken organisiert wurde, hatten sich laut Ministerium mehr als 180 Teilnehmende angemeldet. Sie ging zurück auf einen 5-Punkte-Plan des vor einem Jahr gegründeten „Runden Tisch Wohnungsnot“.

Mit der Tagung seien die ersten Ziele nach einem Jahr erfüllt, teilte das Sozialministerium mit: (1) Abstimmung eines Leitfadens für den akuten Handlungsbedarf, (2) Gründung eines Gremiums „Wohnungsnot“ und Konzepterarbeitung, (3) Wohnungslosenbericht für das Saarland, (4) Ausweitung des „Housing First“ sowie (5) Durchführung einer Tagung.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur