Diskriminierung Russischstämmiger muss aufhören: Saar-Bürgermeister fordert Zusammenhalt

Der Ukraine-Krieg löst aktuell leider nicht nur eine Welle der Solidarität in Deutschland aus. Russischstämmige Mitbürger:innen erfahren zum Teil heftige Diskriminierungen und Hetze. Doch gerade auch sie sind der aktuellen Lage ohne eigenes Zutun ausgesetzt. Der Merziger Bürgermeister Marcus Hoffeld hat deshalb zu mehr Zusammenhalt aufgerufen. Ob aus Deutschland, der Ukraine, aus Russland oder anderen Teilen der Welt: Die jetzige Situation benötigt Solidarität sowie Empathie statt Diskriminierung und Feindseligkeit.
Nach der russischen Invasion in der Ukraine ist der Zusammenhalt zwischen den Menschen mehr denn je gefragt. Symbolfoto: picture alliance/dpa/BELGA | Nicolas Maeterlinck
Nach der russischen Invasion in der Ukraine ist der Zusammenhalt zwischen den Menschen mehr denn je gefragt. Symbolfoto: picture alliance/dpa/BELGA | Nicolas Maeterlinck

Russischstämmige Mitbürger:innen erfahren Diskriminierung nach Putin-Invasion in der Ukraine

Die russische Invasion in der Ukraine hat hierzulande nicht nur eine Welle der Solidarität mit den ukrainischen Opfern des Krieges ausgelöst. Der Krieg führte in den vergangenen Tagen leider auch zu unschönen Diskriminierungen und Anfeindungen gegenüber Menschen mit russischen Wurzeln. Erst am Dienstag (1. März 2022) hatten wir über einen Fall aus dem Saarland berichtet, bei dem ein Familienvater wegen seiner russischen Herkunft von seinem Arbeitgeber gekündigt wurde: „Große Aufregung im Saarland: Unternehmen entlässt Familienvater wegen russischer Herkunft“. Im Nachgang an unsere Berichterstattung hatte uns zudem eine Frau aus Dortmund kontaktiert und erklärt, dass auch ihr Arbeitgeber sie aus ähnlichen Gründen entlassen habe.

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Dass manche Menschen in Deutschland aktuell Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine und Hetze gegen Menschen aus Russland miteinander verwechseln, zeigen auch andere Beispiele. In Bietigheim (Baden-Württemberg) hatte ein Restaurantbetreiber beispielsweise erklärt, dass Menschen mit russischem Pass in seinem Lokal unerwünscht seien: „Bietigheimer Wirt will keine Russen im Restaurant und erntet Shitstorm“. Besonders eindrücklich auch ein Fall aus München. Dort hatte die Direktorin der Universitätsklinik an eine Beraterin geschrieben: „Aufgrund der schweren Völkerrechtsverletzung durch den offenbar geistig gestörten Autokraten Putin lehnen wir ab sofort grundsätzlich die Behandlung russischer Patienten ab.“ Die Mail war eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Mehr dazu unter: „Diskriminierung von Russen in Deutschland nach Putins Angriffskrieg“.

Menschen mit russischen Wurzeln haben nichts mit Putins Angriffskrieg zu tun

Auch, wenn es klar sein sollte und den meisten glücklicherweise klar ist: Unsere Mitmenschen mit russischem Pass, russischen Namen oder sonstigen russischen Wurzeln haben nichts, wirklich rein gar nichts mit dem Angriffskrieg von Putin zu tun. Sie sind genauso getroffen von diesem dummen und sinnlosen Krieg wie wir alle. Hass, Hetze und Diskriminierung gegenüber diesen unschuldigen Menschen stellen das komplette Gegenteil von Solidarität dar.

Saar-Bürgermeister fordert Mitgefühl und Zusammenhalt

So sieht es auch der Merziger Bürgermeister Marcus Hoffeld, der am heutigen Freitag (4. März 2022) im Rahmen eines Statements zum Ukraine-Krieg zu mehr Zusammenhalt aufgefordert hat. Laut Hoffeld haben jetzt insbesondere jene Menschen in unserem Umfeld Mitgefühl verdient, die selbst oder deren Angehörige negative Auswirkungen durch den Krieg spüren. Dazu gehören vor allem auch aus Russland stammende Menschen.

Hoffeld schreibt dazu: „Der Angriff auf die Ukraine war ein eklatanter Bruch des Völkerrechts, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Das Leid, das über die dort lebenden Menschen gebracht wird, macht uns fassungslos und wütend. Unsere besondere Solidarität und unser Mitgefühl gehört den Menschen in der Ukraine. Unser Mitgefühl gehört aber auch den Menschen, die selbst oder deren Angehörige und Freunde durch den Krieg direkte negative Auswirkungen spüren. Als Bürgermeister der Kreisstadt Merzig denke ich hier insbesondere an die bei uns lebenden Bürgerinnen und Bürger, deren Angehörige und Freunde unter dem Krieg leiden. Dazu gehören auch die vielen aus Russland stammenden Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, die dieser Situation ebenfalls ohne eigenes Zutun ausgesetzt sind. Viele Menschen tragen dazu bei, dass das Leben in unserer Stadt lebenswert ist – egal ob sie aus Deutschland, der Ukraine, aus Russland oder einem anderen Teil der Welt stammen: Sie arbeiten hier, sie engagieren sich ehrenamtlich, sie spielen im gleichen Verein, sie feiern gemeinsam, sie sind unsere Nachbarn, sind Merzigerinnen und Merziger. Alle Menschen, die friedlich bei uns leben, sind Teil unserer Gesellschaft – ein wertvoller Teil unserer Stadt. Und alle verbindet eins: Friedlich zusammenzuleben! Mir ist es in diesen Tagen wichtig zu sagen, dass dazu selbstverständlich auch unsere aus Russland stammenden Mitbürgerinnen und Mitbürger und ihre Familien gehören. Sie tragen keine Schuld, haben diesen Krieg nicht begonnen und sind nicht Teil des Krieges; auch sie wünschen sich Frieden in unserer Stadt und auf der ganzen Welt. Wir halten in Merzig weiter zusammen für Frieden und Freiheit – Hass und Gewalt haben bei uns keinen Platz!“.

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Verwendete Quellen:
– Stellungnahme des Merziger Bürgermeisters Marcus Hoffeld vom 04.03.2022
– eigene Berichte
– Berichte von „Zeit“und „Südwestrundfunk“
– eigene Recherche